Podiumsdiskussion: „Open Debate on the Politics of Encryption“

Bei der Podiumsdiskussion „Open Debate on the Politics of Encryption“ diskutierten Experten aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen über die Bedeutung von Verschlüsselung für unsere Gesellschaft.

Veranstaltungsraum vor Beginn der Diskussion [CC-BY-SA 4.0]

Vergangenen Mittwoch veranstaltete ICANN zusammen mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Wikimedia Deutschland eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Open Debate on the Politics of Encryption“. Dabei diskutierten Joe Hall (Center for Democracy & Technology), Linus Neumann (CCC) und Christine Runnegar (Internet Society) zur Bedeutung von Verschlüsselung im Spannungsfeld zwischen persönlicher Sicherheit und nationalen Sicherheitsinteressen. Die Diskussion wurde auf Englisch geführt und von Mirko Hohmann (Global Public Policy Institute) moderiert.

Moderne (repräsentative) Demokratien basieren nicht nur auf Gewaltenteilung, sondern auch auf Vertrauen. Im digitalen Zeitalter wird Vertrauen durch technische Lösungen gestärkt, die Datenschutz und Online-Sicherheit gewährleisten sollen. Ein zentrales Beispiel dafür sind Verschlüsselungstechnologien. Sie ermöglichen Nutzern, ihre Kommunikation zu sichern und persönliche Daten auf dem Smartphone, Computer oder in der Cloud vor fremden Zugriff zu schützen. Diese Technologien können jedoch auch für kriminelle Machenschaften eingesetzt werden und dabei die Strafverfolgung erschweren. Aus diesem Grund stehen Verschlüsselungstechnologien seit Jahren immer wieder im Mittelpunkt einer Debatte um das Gleichgewicht zwischen individueller Sicherheit im Netz und nationalen Sicherheitsinteressen. Dieser Konflikt findet immer neue Austragungsorte, wie etwa die jüngste Auseinandersetzung zwischen Apple und dem FBI zeigte. Die Konfliktlinien bleiben dabei jedoch oft schwammig und grundsätzliche Fragen ungeklärt:

Tappen Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden wirklich bald im Dunkeln? Können oder sollen Gesellschaften beim Thema Verschlüsselung Kompromisse eingehen? Welche ethischen Pflichten ergeben sich für die Wissenschaft und der technischen Community? Inwiefern beeinflussen Multistakeholder-Prozesse, wie etwa im Rahmen der IETF, die Entwicklung und Implementierung von Normen und Standards der Verschlüsselung? Welche Auswirkungen hatten die Snowden-Enthüllungen auf die Arbeit der IETF? Was ist der Stand der Debatte in Deutschland und wie kann eine gemeinsame Position hierzu innerhalb der EU gefunden werden?

Nach der Veranstaltung folgte eine rege Diskussion auch über das eigentliche Thema hinaus, unter anderem zur Etablierung von Verschlüsselungsstandards und der Rolle der Geheimdienste bei der Unterwanderung dieser Prozesse.

Eine Audio-Aufzeichnung der Veranstaltung kann hier als MP3 oder für Puristen als OGG heruntergeladen werden.

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