Aus dem zweiten Teil der von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Jahresbilanz der Pressefreiheit (pdf) geht hervor, dass 2015 weltweit 110 Journalist_innen getötet worden sind – mindestens 67 von ihnen aufgrund ihrer Arbeit. Sie wurden entweder wegen ihrer journalistischen Tätigkeit gezielt angegriffen (in 49 Fällen) oder im Einsatz getötet (in 18 Fällen), in 43 Fällen ließen sich die Motive bislang nicht eindeutig klären. Zudem wurden 27 Bürgerjournalist_innen und sieben Medienmitarbeiter_innen getötet.
Die gefährlichsten Länder für Journalist_innen waren 2015 der Irak, Syrien, Frankreich und der Jemen. Besonders bezeichnend ist, dass etwa zwei Drittel der Getöteten außerhalb kriegerischer Konflikte starben. Sie wurden wegen ihrer Nachforschungen über Verbindungen von organisierter Kriminalität und Politik ermordet oder gerieten durch islamkritische Blogeinträge und Karikaturen ins Visier von Extremistengruppen. Dies mache deutlich, dass selbst weit entfernt von bewaffneten Konflikten Journalist_innen zu Zielscheiben der Gewalt werden können.
Die hohe Zahl der im Jahr 2015 getöteten Reporter ist die Folge einer zunehmend gezielt gegen Journalisten gerichteten Gewalt. Sie offenbart das Versagen der Staatengemeinschaft beim Schutz von Journalisten. Seit 2005 verloren insgesamt 787 Journalisten wegen ihres Berufs oder in seiner Ausübung ihr Leben. […] Die Motive für die Tötung von 43 Journalisten in diesem Jahr bleiben unklar, weil die Behörden nicht unabhängig und umfassend zu ihnen ermittelten, weil es am politischen Willen der betreffenden Staaten mangelte oder weil die Instabilität oder Rechtlosigkeit der jeweiligen Regionen solche Ermittlungen unmöglich machte. Diese Todesfälle mit ungeklärten Motiven verweisen auf das Problem der Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten in vielen Teilen der Welt
Den ersten Teil der Jahresbilanz der Pressefreiheit 2015 veröffentlichte Reporter ohne Grenzen Mitte Dezember. Darin zählte die Organisation 54 derzeit entführte und 153 inhaftierte hauptberufliche Journalist_innen. Dabei konzentrieren sich die Entführungen auf die arabischen Bürgerkriegsländer Syrien, Jemen, Irak und Libyen. Die Hälfte aller weltweit inhaftierten Journalist_innen sitzt in den Gefängnissen Chinas, Ägyptens, Irans und Eritreas.
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