Yahoo verkauft Flickr-Bilder unter Creative-Commons-Lizenz: Der Wert des NC-Lizenzmoduls

Photo: Kristina Alexanderson, CC-BY-SA, gefunden auf Flickr

Aufregung beim deutschen Ableger des Wallstreet Journals über die jüngste Entscheidung von Yahoo, Ausdrucke von Creative-Commons-lizenzierten Fotos gegen Entgelt anzubieten:

Tatsächlich ist es so, dass bestimmte Creative-Commons-Lizenzen wie beispielsweise jene der Wikipedia (CC-BY-SA) oder noch liberalere Varianten, die nur die Namensnennung erfordern (CC-BY), eine kommerzielle Nutzung von Werken durch Dritte explizit erlauben. In so einem Fall besteht auch kein Rechtsanspruch auf Vergütung. Andere Lizenzvarianten, die das oft kritisierte Lizenzmodul „Nicht-kommerzielle Nutzung“ (noncommercial use, NC) enthalten, schließen eine vergütungsfreie kommerzielle Nutzung hingegen aus. In so einem Fall müssen die Rechteinhaber vor einer kommerziellen Nutzung gefragt werden. Die Entscheidung, ob Firmen wie Yahoo CC-lizenzierte Bilder auf Flickr also kommerziell und ohne Entschädung nutzen dürfen, obliegt den UrheberInnen selbst.

Eine andere Frage ist wiederum, ob es strategisch klug von Flickr war, nicht trotzdem auch jenen NutzerInnen eine Teilnahme an einem Vergütungsprogramm anzubieten, die ihre Inhalte liberaler lizenziert hatten. Statt Enttäuschung unter jenen, die die volle Tragweite ihrer Lizenzierungsentscheidung möglicherweise falsch eingeschätzt hatten, hätte Yahoo wahrscheinlich vor allem positive Rückmeldungen geerntet. Die im Beitrag des Wallstreet Journals erwähnten Beispiele Deviant Art und 500px belegen, dass eine Vergütung auch bei liberaleren Lizenzen durchaus üblich ist: sie entspricht einfach Reziprozitäts- und Fairnesserwartungen.

Ganz allgemein belegt das Beispiel von Yahoo jedoch dreierlei. Erstens gibt es durchaus Geschäftsmodelle mit CC-lizenzierten Inhalten. Der Verkauf von Leinwand-Ausdrucken ist ein klassischer Fall, wo durch einen Dienstleister ein Mehrwert gegenüber der bloß digital verfügbaren Bilder erzeugt wird. Zweitens kann es aber auch ohne rechtlicher Verpflichtung sinnvoll sein, UrheberInnen an Erlösen zu beteiligen – einfach, weil es im konkreten Fall angemessen erscheint. Drittens dokumentiert der Fall, dass eine Nutzung des NC-Lizenzmoduls – wie wir es ja auch für die Texte auf netzpolitik.org tun – sinnvoll sein kann. Wer sich die Option einer kommerziellen Verwertung seiner Inhalte vorbehalten, aber dennoch die Nutzung auf privaten Blogs und in sozialen Netzwerken erlauben möchte, für den ist NonCommercial das Modul der Wahl.

In diesem Zusammenhang sei auch noch kurz darauf verwiesen, dass das OLG Köln inzwischen auch das dritte in einer Reihe von umstrittenen Urteilen des LG Köln korrigiert hat, und zwar jenes das die Auslegung der NC-Klausel zum Gegenstand hatte. Mehr dazu sobald das Urteil im Volltext verfügbar ist hier.

30 Ergänzungen

  1. … sorry, aber wer seine CC-Rechte so einstellt, soll sich doch bitte nicht wundern,
    wenn seine Bilder auch so verwendet werden.
    Ich verstehe die Aufregung nicht.
    Ggf. einfach mal die Rechte der Bilder anpassen
    und entsprechend einschränken.

      1. Deshalb sind wahrscheinlich mittlerweile (geschätzt) die meisten (viele) Musikstücke by-nc-nd lizensiert, was die restriktivste CC-Lizenz ist. Liberale Abweichungen sind nach Rücksprache oft möglich und sobald der Künstler das Werk monetarisieren möchte, gibt es für den „Kunden“ nur noch die private Weitergabe, mehr nicht.

    1. Wer sich ersthaft wundert das Yahoo, Flickr, Facebook, Google nicht versucht Kapital aus euren hübschen Bildern zu schlagen, der ist doof.

      Auf der einen Seite ist ist es völlig ok, damit Geld zu verdienen, auf der anderen Seite ist es total dumm seine Werke egal unter welcher Lizenz Flickr o.ä. anzuvertrauen, ihr werdert schön übervorteilt. – Hostet eure Bilder lieber selber.

      1. Danke für das Kompliment.

        Glaubst Du ernsthaft, dass das selbsthosten unter CC-Lizenz (welcher auch immer) oder einem „All-Rights-Reserved“ Menschen davon abhält, mit den Bildern/Grafiken/wasauchimmer Geld zu verdienen? Nicht wirklich.

        Ich habe Fotos auf meinem Blog und auf flickr liegen und unter CC-BY-SA gestellt. Das war eine bewuste Entscheidung. Mir war klar, dass die Bilder im Zweifelsfall kommerziell genutzt werden können. Wenn ich das nicht gewollt hätte, wären die Fotos nie online gegangen (Kontrollverlust lässt grüßen).

        Aber in diesem speziellen Fall schwingt noch etwas anderes mit: Die Überschriften & der Tenor bei diversen Zeitungsartikel (Zeit-Online, etc.) sowie in den dortigen Nutzer-Kommentaren spricht Bände. Genau die gleichen Leute, welche die „Kostenloskultur“ geißeln und verdammen stehen nun da und sagen „Höhöhö seid ihr blööööd“.

        Mich persönlich ärgert nicht das, was Yahoo macht. Mich ärgert die Reaktion einschlägiger Medien dazu. Das ist Doppelmoral at it’s best.

      2. @c03nn

        wir verstehen uns schon. ;-)
        Ich finde künstlerische Werke gehören verbreitet, gesehen und gehört, kommerzielle Hürden sind meines erachtens oft hinderungsgründe das sich nicht Werk verbreiten. Ich hab nichts dagegen wenn man damit auch Geld verdienen kann, mit Betonung auf ‚auch‘. Nur, Flickr/Yahoo hat ja nichts anderes zum Zweck ausser Kohle zu scheffeln. Dabei versuchen sie die Geimeingüter zu okkupieren und das finde ich ziemlich verwerflich, obwohl das abzusehen war.

        Dir war das von vornherein klar mir auch, viele andere begreifen die Geschäftmodelle von Google, Yahoo, Facebook, Uber etc. nicht und sind dann enttäuscht. Das ist das ärgerliche, das sich viele freuen: oh… OpenAccess, das sie auf eine Masche reinfallen die sie völlig übervorteilt begreifen die oftmals gar nicht.

        Auch den Sinn und die Idee von CC Begreifen viele ‚möchtegern Profi-Fotografen‘ gar nicht. – genug bis hier hin.

  2. Das Kürzel SA steht meines Wissens für „share alike“‚ dadurch sollte doch eine Nutzung von flickr und anderen Fällen ausgeschlossen sein (!), da flickr die fertigen Produkte ja nicht unter der gleichen Lizenz weitergibt und es beim Bedruck von Leinwänden doch nicht einmal kann. Oder habe ich die Reichweite der Lizenz falsch verstanden? Was geschieht nun mit Bildern, die ich jetzt erst auf eine cc-by-sa-nc lizenz abändere? Hat yahoo dann trotzdem das Recht meine Fotos zu drucken und zu verkaufen, da sie vorher unter einer cc-by-sa lizenz standen?

    1. Nein, „share alike“ bezieht sich auf die Lizenz abgeleiter Werke, die dann eben unter derselben Lizenz stehen müssen. Abgeleitete Werke wären bei einem Foto bspw. ein anderer Zuschnitt oder die Integration mit anderen Werken im Rahmen eines Videos oder einer Collage. Kein abgeleitetes Werk wäre ein Ausdruck – Creative Commons unterscheid bewusst nicht zwischen Nutzungssphären (z.B. online/offline). Ebenfalls kein abgeleitetes Werk wäre es, das unveränderte Bild zur Illustration eines Buches oder eines Blogeintrags zu verwenden (das wäre ein „Sammelwerk“). Bei einem Ausdruck sind die Lizenzbedingungen von BY-SA erfüllt, wenn der Name des Urhebers und die Lizenz genannt werden.

      Prinzipiell ist eine rückwirkend-restriktivere Re-Lizenzierung nicht möglich. Wenn die Lizenz jetzt aber geändert wird, kann man wohl davon ausgehen, dass hinkünftig Flickr dies respektieren wird, weil ja auf aktuell offen lizenzierte Fotos zurückgegriffen wird (soweit ich weiß).

  3. Auf das NC-Urteil bin ich wirklich mal gespannt. Bisher sind alle CC-Inhalte, die mit NC veröffentlicht sind, de facto ND für Leute aus Deutschland, denn „nichtkommerziell“ heißt hierzulande ja:

    Keine Werbung
    Nicht zu erfolgreich
    Kein Einkommen

    Im Regelfall kann man auch nicht darauf vertrauen, dass der Urheber so wohlwollend ist, wie Netzpolitik.org.

    Außerdem bleibt in jedem Fall das grundlegende Problem: Wenn ich etwas verwende, was NC drauf hat, macht das mein derivates Kunstwerk auch NC. Wegen der ganzen rechtlichen Unsicherheiten zwingt mich das dann schon wieder auf die brotlose Kunst-Schiene.

    Und brotlos habe ich langsam satt. Also ignoriere ich alles, was NC ist.

    Der Flickr-Move war ziemlich asozial, aber die NC-Nutzer sollten sich nichts vormachen: Dadurch, dass sie ihre Sachen für andere Künstler unbenutzbar machen, unterstützen sie statt der kommerziellen Interessen aller einfach nur die kommerziellen Interessen einer einzigen Firma: Dem Plattformbetreiber (Yahoo-Flickr), der den Gratiscontent bekommt.

    1. OK, und was genau hindert dich jetzt daran, die Künstler um Lizensierung zu fragen?

      Ohne CC habe ich genau das umgekehrte Problem: Sobald ich GEMA-Musik verwenden will, muss ich mein Werk (z.B. DJ-Set) kommerzialisieren, in der Hoffnung die Lizenzgebühren wieder hereinholen zu können.

    2. Wenn ich etwas als NC anbiete (was ich bislang mit allen meinen Projekten mache), heißt das ja nicht, dass es das nur als NC gibt. Wer es kommerziell nutzen will, der soll halt mit mir über Beteiligung verhandeln (denn wie man am Artikel sieht, ist das leider nicht selbstverständlich). Und wenn der kommerzielle Anteil sich auf eine werbefinanzierte Homepage oder persönliche Bekanntheit beschränkt (ja, das deutsche Recht ist da etwas gaga), dann sage ich einfach nur „passt schon“ ohne dass da Geld fließen muss. Und ich denke viele andere Nutzer von NC-Lizenzen sehen das ähnlich. Man muss sie nur fragen.

  4. Zitat Wallstreetjournal (http://www.wsj.de/nachrichten/SB11687599659145354871704580298151804838016):
    „Allerdings hat Adams bereits 58.000 Fotos auf Flickr hochgeladen. Darum ist er gewissermaßen gefangen. „Ich habe so viel in Flickr investiert, ich kann nicht einfach woanders hingehen“, sagt er. “

    An dieser Stelle ist es vielleicht sinnvoll, auf das GNU-Projekt Mediagoblin hinzuweisen. Es mutet ein bisschen wie ein dezentrales Flickr an. Wer selbst hostet hat keinen Lock-in Effekt.
    http://mediagoblin.org

    1. „Es mutet ein bisschen wie ein dezentrales Flickr an.“
      Ja, aber eher wie ein Albtraum, in dem jemand in 1994 von Flickr träumt… Kann mal jemand ne OpenSource-UX-Force gründen?

    2. Es wuerde aber niemand Flickr daran hindern koennen, entsprechend lizensierte Bilder von einem anderen hoster einzusammeln. Lizens ist Lizens…

    1. Weder URL noch Text sind zwingend nötig, siehe die Einschränkung “ to the extent reasonably practicable“

  5. Die spannendere Frage wäre: Ist es fair von Yahoo, Leute für ihren flickr-Account zahlen zu lassen und dann mit ggf. deren Bildern Geld zu verdienen?

    (Die Gratis-Accounts haben durchaus gewisse nervige Einschränkungen)

  6. Man sollte dreimal überlegen bevor man sein Werk unter CC ins Netz stellt. Bei Musik kann diese Idee ganz schnell nach hinten os gehen. Die Debatte wurde in der Vergangenheit viel zu sehr nach dem Motto „CC ist gut; und alles andere ist böse“ geführt. CC mag für einige Künstler funktionieren, aber nicht für alle. Der Fall Flickr zeigt sehr schön das Reichweite nicht alles ist. Hier werden Leute die es gut gemeint haben ausgenutzt. Dann stellt sich plötzlich die Geld Frage. Dann ist CC vielleicht doch nicht so toll?? Solche Beispiele zeigen einfach das eine Versachlichung der Debatten sehr wichtig ist. Was wurde bei Musik auf die GEMA geschimpft. Dieses Beispiel zeigt das es vor allem für Komponisten die in TV und Funk laufen mehr als nur Wichtig ist ihre Werke nicht CC zu stellen, sondern die Wahrnehmung ihrer Rechte der GEMA zu übertragen. Was hier vergleichsweise die VG Bild wäre. Die Welt des Netzes, in dem alles umsonst zu haben ist, bekommt Risse. Und das ist gut so; denn am Ende des Tages hängen daran Arbeitsplätze.

    1. OK, und wie oft muss ich als Künstler im Radio gespielt werden, bis mir die GEMA genug Geld überweist, um die Lizenzkosten für meine eigene Musik auf meinen eigenen Konzerten (!) bezahlen zu können?

      Für Hobbymusiker, -podcaster, -DJs, … ist Musik, deren Rechte GEMA oder GVL wahrnehmen, jedenfalls nicht praktikabel, weil ich damit zur Kommerzialität und zum wirtschaftlichen Erfolg „gezwungen“ werden, wenn ich nicht „drauflegen“ will.

    2. Und wo ist jetzt nochmal das Problem Musik unter CC zu veröffentlichen; Wird mir leider aus deinem Beitrag nicht klar. Ist dein Kritikpunkt das Leute zu blöd sind zu verstehen wie die CC-Lizenzen funktionieren? Wer sich JETZT dadrüber aufregt das CC-BY lizensierte kommerziell verwendet werden können sollte sich mal eine Brille kaufen!

    3. Die Kritik an der GEMA ist nicht und war nie, dass sie Rechte von Urhebern wahrnehmen, sondern dass sie es nicht tun und dafür für einen kleinen Teil extern hohe Vergütung ausschütten und andere nichts bekommen. Und das gleichzeitig bei einer Pflicht, dort rein zu müssen (Monopol, GEMA-Vermutung). Außerdem ist der Verwaltungsanteil der Kosten extrem hoch und die Mitbestimmung für die meisten Mitglieder de facto nicht möglich ist. Zu der steinzeitlichen Abrechnung kommt noch die Arroganz im Umgang mit den Kunden.

      Wenn du hier also schon versuchst, die Kritik an der GEMA (also Musik/Töne) einfließen zu lassen, dann machs richtig und nicht mit Pseudounterstellungen, die nicht halten. Da können andere besser trollen.

      BTW gibt es inzwischen Konkurrenz, die (im Gegensatz zur GEMA) um einiges flexibler ist.

  7. Wieso gibt es in der CC-Lizenz eigentlich keine Klausel wie „EditoralOnly“, die die Verwendung des Werkes auch kommerziell erlaubt, sofern es in einen Artikel oder einen Werbeflyer oder…. eingebunden ist, aber eben nicht das „direkte“, „unmittelbare“ Verkaufen des Werkes?

    Eine solche Lizenzoption gibt es inzwischen auch bei Stock-Photo-Plattformen und sollte dem mutmaßlichen Willen derer, die sich jetzt aufregen, am nächsten kommen.

    Hatte das Argument schon hier: http://seb.st/lets-talk-about-cc/

    1. Grundsätzlich sind die CC-Angebote nur Vorschläge, um die Lizensierung zu vereinfachen und vereinheitlichen, im Sinne der Anbieter und Nutzer (und indirekt auch Plattformen). Das heißt aber nicht, dass du die nehmen musst. Du kannst sich eigene schreiben und wenn genug das auch gut finden oder die Notwendigkeit sehen, dann wurde übernommen. Macht aber halt Arbeit, kann sich aber lohnen (siehe OSM).

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