Rezension: Crux von Ramez Naam und ZERO von Marc Elsberg

Ich war im Urlaub und konnte endlich wieder ein paar Bücher lesen, von denen ich euch zwei hier vorstellen möchte: Crux von Ramez Naam und Zero von Marc Elsberg. In beiden Romanen geht es um eine Jagd auf Hacker, die sich gesellschaftspolitisch engangieren. Crux konnte ich nicht zur Seite legen, von Zero war ich jedoch weniger begeistert. Aber das ist vielleicht Geschmackssache, eure Meinung könnt ihr gerne in den Kommentaren hinterlassen.

Crux (Ramez Naam, 2013)

crux-naam1Ramez Naam war längere Zeit bei Microsoft beschäftigt, dann Geschäftsführer eines Nanotechnologie-Unternehmens und schreibt seit 2012 tolle Tech-Thriller. Ich muss ehrlich sagen nicht gewusst zu haben, dass es sich bei Crux um den Nachfolger seines Debütromans Nexus handelt. Ein Pluspunkt daher vorne weg: Man stutzt trotzdem nie, das Buch ist in sich schlüssig. Ich habe das englische Original gelesen, auf die deutsche Übersetzung müssen wir leider noch ein wenig warten. Crux liest sich leicht und baut einen Spannungsbogen auf bis zum großen Finale im letzten Kapitel. Kein Wunder also, dass Paramount und Darren Aronofsky die Rechte für eine Verfilmung erworben haben.

Zur Handlung: Der Roman spielt im Jahr 2040. Drei Biohacker haben die nanobasierte Substanz Nexus entwickeln, mit der man nicht nur über das Gehirn direkt ins Netz gehen, sondern auch telepathisch mit anderen Nutzern kommunizieren kann. Der Code für Nexus ist mittlerweile Open Source. Naam erzählt von den faszinierend positiven und den beängstigenden, negativen Konsequenzen. Durch direkte Gedankenkontrolle sind neue Formen von Verbrechen und Terrorismus entstanden. Andererseits entwickeln sich auch neue Arten der Kommunikation – und Jobs, wie zum Beispiel „NJs“ in Clubs:

The Nexus Jockey. She projected her mind onto theirs like a song, projected it like dance, in time to the music, and the crowd roared its approval. (…) He looked around himself and the crowd wasn’t chaos anymore, wasn’t a mob. It was a single living thing moving in time.

Der Roman handelt von der Jagd auf Kaden Lane, dem letzten der drei befreundeten Biohacker der sich noch auf freiem Fuß befindet, von Posthumanen, die ihr Gehirn in höchstentwickelte Systeme hochladen, von einem größenwahnsinnigen Philanthropen, der die Menschheit und den Planeten mit skrupellosen Mitteln retten will, von politischen Intrigen rund um die amerikanische Präsidentschaftswahl, von Buddhisten, von chinesischen Machthabern und brutalen Geheimdienstlern.

Ein wirklich tolles Buch! Ich bin schon auf den nächsten Band Apex gespannt, der als DRM-freies Ebook im November erscheinen soll.

ZERO – Sie wissen, was du tust (Marc Elsberg, 2014)

zeroDer österreichische Schriftsteller Marc Elsberg hat sich mit ZERO – Sie wissen, was du tust an einem Thriller versucht, der vom gläsernen Menschen und der Datensammelwut der Internetriesen erzählt (Webseite zum Buch, Achtung Google Analytics!). Der Titel des Romans ist gleichzeitig der Name eines fiktiven Hackerkollektivs, das die Menschheit mit spektakulären Aktionen und Videonachrichten aufrütteln möchte. Cynthia, eine britische Journalistin, beteiligt sich an der Jagd nach Zero und fängt an, über die Methoden und Dienste der Internetplattform Freemee zu recherchieren.

Die Plotidee ist nicht schlecht, aber der Stil ist holprig, die Dialoge sind flach. An vielen Stellen wünschte ich mir, ein wenig subtiler an die Problematik herangeführt zu werden. Stattdessen holt der Autor zu oft den Datenschutz-Zaunpfahl heraus, mit dem er nicht winkt sondern regelrecht auf einen eindrischt. Und leider bekommt man lediglich Einblick in die Gefühle und Gedanken einer einzigen Figur – und wenn man diese nicht mag ist das ganze Buch kein Genuss.

Genervt wendet sich Cyn von ihm ab. Neben ihr wackelt Jeffs Kopf hin und her. „Wow! Geil!“
Sie betrachtet das Brillengestell in ihrer Hand.
„Sieht aus wie eine ganz normale Brille.“
„Bewusst“, meint Charly. „Die meisten Leute mögen es nicht, wenn du mit einer Datenbrille in ihrer Gegenwart herumläufst. Haben Angst, dass sie beobachtet und gefilmt werden.“
„Zu Recht“, lacht Jeff.
„Wahrscheinlich nehmen die alles auf, was sie sehen und hören,“ mutmaßt Cyn. „Und das wird dann irgendwo gespeichert.“
„Ja genau“, kichert Jeff.

Neben der technophoben Cynthia erfüllen alle weiteren Figuren sämtliche Klischees: newsgeile Reporter, post-privacy Teenager, ein brillianter Programmierer mit Apserger-Syndrom. Vermutlich gehöre ich einfach nicht zur Zielgruppe dieses Romans.

4 Ergänzungen

  1. Nahezu den selben Eindruck hatte ich bei „ZERO“ auch. Am Thema interessiert, war mir das buch aber doch etwas zu flach. „Blackout“ von Elsberg gefiel mir deutlich besser.

  2. Wo Du grade bei Themennahen Büchern bist. Ich habe kürzlich „The Circle“ von Dave Eggers gelesen )kam grade auf deutsch raus, habe es aber auf englisch gelesen) und war ziemlich enttäuscht. Das Buch fängt halbwegs gut an, aber das Ende hätte man besser machen müssen.

  3. Hallo kirsten,
    es geht hier nicht darum wie das Buch geschrieben ist! Vielmehr sollten diesen Bücher in Schulen ab der 10 Klasse gelesen und verinnerlicht werden. Wenn wir alle so unbedacht weitermachen und uns die Apple Watch mit den entsprechenden Apps umhängen, ist das Problem keine 5 Jahre entfernt. Manchmal glaube ich der Mensch als Individuum ist einfach zu beschränkt um länger als 5 Jahre vorauszuschauen.
    Aber zu Glück gibt es noch die Maschinen die bald auf dieser Welt herrschen werden.

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