Hightech-Strategie des Bundeskabinetts – ‚Innovation made in Germany‘

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Die „Hightech-Strategie“ (HTS) des Bundeskabinetts wurde heute beschlossen und sogleich auf einer Pressekonferenz von Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) vorgestellt. 2014 sollen 11 Milliarden Euro in die Initiative investiert werden. Neben Nachhaltigkeit, erneuerbaren Energien und CO2-Emmissionsreduktion finden sich natürlich auch Inhalte aus der Digitalen Agenda wieder. Die besagt zum Thema:

Die Hightech-Strategie bauen wir zu einer umfassenden, ressortübergreifenden Innovationsstrategie für Deutsch­land aus und verleihen so auch den zentralen Forschungs­themen Industrie 4.0, IT-Sicherheitsforschung, Mikro­elektronik und Dienstleistungsforschung wichtige Impulse.

Als „Prioritäre Zukunftsaufgaben“ nennt die HTS „Digitale Wirtschaft und Gesellschaft“:

Es gibt kaum noch Lebens- und Wirtschaftsbereiche, in denen digitale Geräte, vor allem Computer und Smartphones, nicht Einzug gehalten haben. Wie wollen wir in einer digitalen Welt leben, lernen und arbeiten? Wie können wir die neuen Chancen in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft nutzen? Deshalb ist „digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ eine der sechs Zukunftsaufgaben der neuen Hightech-Strategie.

Die Unterthemen, die dann genannt werden, kennen wir zum Teil bereits aus dem Buzzword-Bingo zur Digitalen Agenda. Industrie 4.0, ein Lieblingsthema des Wirtschaftsministeriums, soll unterstützt werden, vor allem auch in Sachen IT-Sicherheit, was an Deutschland alsVerschlüsselungsstandort Nr. 1“ erinnert. Daneben sollen Smart Services, „neuartige Dienstleistungen“, ausgebaut werden.

In der aktuellen Diskussion darf natürlich auch das Cloud-Computing nicht fehlen. Die Cloud, das sind laut HTS, „irgendwo auf der Welt stehende, über das Internet erreichbare Rechner, die kostengünstig von vielen Betrieben und Privatpersonen genutzt werden“. Das ermöglicht laut HTS auch kleineren Unternehmen, innovative Technologien zu nutzen. Damit könne dann auch das Potential des weiteren Punktes „Smart Data“ genutzt werden. Für alle, die sich darunter nichts vorstellen können: Das ist anscheinend so ähnlich wie „Big Data“, nur eben smart und für den Mittelstand.

Es folgen weitere „Digitale *“-Wortzusammensetzungen. Lebenswelten, Vernetzung, Wissenschaft, Bildung und Agenda. Alles stellt vor neue Herausforderungen und soll mit Hightech gelöst werden, damit Deutschland zum „digitalen Wachstumsland Nr. 1 in Europa“ werden kann.

Ähnliche Ziele hat Bundeskanzlerin Merkel gestern auf der Pressekonferenz zu den Meseberger Zukunftsgesprächen geäußert.

Unsere Chance in der Industrie 4.0 liegt darin, die digitalen Kenntnisse in die produzierende Wirtschaft hinüberzunehmen.

Auch BDI-Präsident Grillo gab sich optimistisch:

Wenn wir in Europa mit den 500 Millionen Einwohnern eine gemeinsame digitale Agenda und eine gemeinsame Agenda bezüglich der Energieversorgung hinbekommen, dann, glaube ich, haben wir eine gute Zukunft vor uns.

Wir hoffen, Grillo meint damit nicht eine Digitale Agenda, wie sie vor zwei Wochen vorgestellt wurde, denn dann hätten wir eine Zukunft voller Prüfungen von Sachverhalten und wenig Konkretem vor uns. Insgesamt können wir nicht schlecht heißen, wenn in die „Digitale Wirtschaft“ investiert werden soll. Wir müssen jedoch fordern, dass nicht der Gewinn, sondern die tatsächliche Innovation im Vordergrund steht. Denn liest man die Broschüre und Mittelungen zur HTS, bekommt man zu allererst den Eindruck, als wäre der Plan im Wirtschaftsministerium entstanden und nicht unter der Führung von Bildung und Forschung. Echte Innovation erreicht man nicht durch die Förderung proprietärer Sicherheitstechnologien, sondern von Open-Source-Lösungen und offener Forschung, mit freiem Zugang zu Wissen und Bildung. Das sollte nicht unter den Tisch fallen.

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