Dokumentarfilm The Patent Wars: Von Patent-Trollen und indischem Reis

DeMoulin’s Patent Spanking Shovel. Bild: Ephemeral Scraps. Lizenz: CC BY 2.0.

Dieser Gastbeitrag von Elisabeth Lindinger, Benjamin Kees, Constanze Kurz erschien zunächst auf events.ccc.de.

Mit Patenten verbindet man gemeinhin die Namen bedeutender Erfinder wie Thomas Alva Edison oder Alexander Bell. So ging es auch Filmemacherin Hannah Leonie Prinzler. In ihrem Dokumentarfilm The Patent Wars will sie das Patentwesen genauer erforschen und stößt auf eine bizarre Parallelwelt, in der vor allem die Gesetze des gefürchteten “Marktes” gelten.

Ausgangspunkt ist die Frage, warum Teile unserer Gene patentiert werden können. Mit ihrer Kamera macht sich Prinzler auf in die vermeintliche Papierwüste verschiedener nationaler Patentsysteme und begibt sich auf eine Reise um die halbe Welt, um mit den Menschen zu reden, die von den Patentkriegen profitieren, aber auch denen, die darunter zu leiden haben. Rund zwanzig Prozent der menschlichen Gene waren in den USA bereits patentiert und konnten somit nur noch von den Rechteinhabern wirtschaftlich genutzt werden, beispielsweise um Tests zur frühzeitigen Krebsdiagnose anzubieten. Erst im Juni 2013 – also während der Dreharbeiten zu “The Patent Wars” – setzte ein Beschluss des Supreme Court diesem Treiben ein Ende.

Bei den Dreharbeiten zu “The Patent Wars” stößt Prinzler auf vermeintlich innovative Patente, die jedoch jahrhundertealte Yoga-Posen oder Reissorten lizenzieren wollen, auf Creative-Commons-Autoschrauber, auf Mobiltelefone, die von tausenden Patentschriften umzingelt sind, auf Anleitungen für Patent-Trolle und strategisch plazierte “intelligente Bomben” in Form von perfide formulierten “patent claims”. All das formt sie zu einem spannenden und zugleich informativen Film, der nachdenklich macht, aber auch komische Momente hat.

“The Patent Wars” wagt den Einblick in ein Patentelabyrinth, das irgendwann aus dem Ruder gelaufen ist und schon längst alles andere als innovations- und gesellschaftsfördernd ist, sondern vielmehr Erfinder und Start-ups ausbremst und Länder der Dritten Welt dazu verdammt, teure, veraltete oder eben keine Medikamente zur Verfügung zu haben und mehr Lizenzgebühren an Firmen aus Erstweltstaaten zu zahlen, als Entwicklungshilfe ins Land fließt.

Den Film gibt es in Deutsch und Englisch. Und das Beste ist: Heute abend um 22.55 Uhr wird die Fernsehversion von “The Patent Wars” auf arte ausgestrahlt und ist danach auch (bis zur Depublizierung) in der arte-Mediathek zu finden. Es ist eine ästhetisch anspruchsvolle Doku, die übrigens auch durch die zauberhafte Stimme der Filmemacherin besticht.

Wer sich diesen Film nicht anschaut, ist selber schuld! :}

4 Ergänzungen

  1. > bis zur Depublizierung

    Arte muss m.E. nicht depublizieren, oder kann das mal jemand genau feststellen (sind kein deutscher Sender?)? Wenn sie es freiwillig depublizieren, dann ist das ärgerlich, aber ich habe einige Sachen schon deutlich länger in deren Mediathek gefunden.
    Sicherheitshalber lass ich den Rechner das mal mitschneiden, dann stell ich das morgen nach Youtube, wenn geklappt hat & veröffentliche hier in den Kommentaren die URL.

  2. Mist. DMCA notice. Nicht mehr auf Youtube:
    „Arte Krieg der Paten…“ This video is no longer available due to a copyright claim by Filmkantine UG.
    Sorry about that.

    Ärgerlich, da es ja offensichtlich aufgezeichnet wurde, ich werde es nicht anfechten, da mir keine Kosten entstanden sind, aber wie würde denn da die Chance aussehen, wenn das jemand sieht, der es qualifiziert beantworten kann, würde ich mich über eine Antwort freuen.

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