Der Rüstungskonzern Airbus Defence and Space hat der Bundeswehr laut einer Pressemitteilung vier neue „Radar-Störsysteme“ geliefert. Die deutschen Militärs würden ihre Fähigkeiten zur Abwehr elektronischer Störangriffe laut dem Militärmagazin Griephan „an die wachsenden Möglichkeiten neuer Technologien“ anpassen. Demnach wird die Hardware zur Ausbildung an Radargeräten genutzt. Auch PilotInnen würden an dem System geschult.
Die Technik wird an die Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) geliefert. Dort werden die Anlagen an Tragflächen von Learjet-Flugzeugen montiert. Eine Integration in andere fliegende Plattformen sei aber jederzeit möglich.
Die GFD ist ein Tochterunternehmen von Airbus Defence and Space, die Firma arbeitet eng mit der Bundeswehr zusammen. Die verkauften Multi-Frequency Jammer simulieren elektronische Störangriffe, auf die von der Bundeswehr dann reagiert wird. Auf diese Weise will die Bundeswehr den Schutz von Flugzeugen gegen „radargesteuerte Raketenangriffe“ optimieren. Auch „Luftverteidigungsradare“ sollen vor solchen Störangriffen geschützt werden, etwa wenn gegnerische Militärs „elektronische Gegenmaßnahmen“ ergreifen.
Weshalb die Investitionen gerade jetzt getätigt werden erklärt Griephan nicht. Möglicherweise profitiert die Bundeswehr von den zweitägigen Störungen der Flugsicherung, die im Juni im gesamten östlichen Alpenraum aufgetreten waren. Damals waren Transponder von Verkehrsflugzeugen (die sogenannte Sekundärradarerfassung) durch eine „externe Störquelle” lahmgelegt worden. Es handelt sich dabei um Signale, die am Boden aufgefangen werden und Daten wie die Route oder die Flughöhe übermitteln. Der Flugverkehr war wegen der Störungen auf bis zu 50% reduziert, es kam zu Verspätungen von insgesamt 41 Stunden. 57 Flugzeuge waren betroffen. Allerdings nutzt die Flugsicherung auch immer einen Primärradar, der eigenständig nach Bewegungen im Luftraum sucht. Die Flieger waren also nicht gänzlich vom Schirm der Flugsicherung verschwunden.
Die Vorfälle sind noch nicht restlos aufgeklärt, vermutlich waren aber die NATO-Manöver „NEWFIP 2014“ ursächlich. Dies war auch vom „Nationalen Lageführungszentrum“ im niederrheinischen Uedem vermutet worden. Dort überwachen Militärs zusammen mit der Bundespolizei und der Flugsicherung den Luftraum. Die Behörden sind in einer NATO-Kaserne untergebracht, auch der Bundesnachrichtendienst und das Bundeskriminalamt sind einbezogen. Die Vermutung ist nicht abwegig: In Ungarn wurde während der Störungen der sogenannte elektronische Kampf (EloKa) geübt, entsprechende Manöver fanden später auch in Italien statt. Teil der Übungen war, gegnerische Radaranlagen zu stören. Mit Untersuchungen wurden die Luftfahrtbehörden der betroffenen Staaten beauftragt, auch das NATO-Hauptquartier in Ramstein ermittelt.
Es ist unklar, inwiefern auch das Kommando „Computer Netzwerk Operationen“ Störsysteme von Airbus nutzt. Im Sommer hatte das Magazin „Technology Review“ berichtet, dass die Bundeswehr eine Einheit geschaffen hat, um „gezielte Angriffe auf Drohnen und andere elektronische Ziele“ zu führen. Hierfür würden zur Tarnung „Stealth-Techniken“ genutzt und Firewalls umgangen. Die deutschen „Cyber-Krieger“ würden überdies lernen, Intrusion-Detection-Systeme oder Verschlüsselungsverfahren zu umgehen.
Die Bundesregierung hatte damals ausgeführt, dass die Gruppe „Computer Netzwerk Operationen“ (CNO) innerhalb des Kommandos „Strategische Aufklärung“ eingerichtet worden war. Es handele sich aber nicht um ein eigenes Kommando. Die CNO würden „in den Einsatz- und Krisengebieten“ der Bundeswehr operieren und dort „gegnerische Fähigkeiten“ analysieren. Das „Wirken in gegnerischen Computernetzwerken“ würde lediglich simuliert.
0 Ergänzungen
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.