Das SZ-Magazin hat ein längeres Interview mit Sue Gardner gemacht, der scheidenden Geschäftsführerin der Wikimedia-Foundation: Auf der guten Seite.
Sie sind umzingelt von Google, Amazon und eBay. Wird das Internet zur Shopping Mall?
Ich denke schon. Ich habe nichts gegen diese Seiten, ich nutze sie selber, aber ihr vordringliches Ziel ist es nun mal, Geld zu verdienen. Dass sie den Menschen helfen, ist zweitranging. Ihre Dominanz hat in meinen Augen dazu geführt, dass das Ökosystem des Internets aus dem Gleichgewicht geraten ist. Und noch eine andere Entwicklung, die damit zusammenhängt, stört mich: Das Großartige am Internet war doch mal, dass es den Leuten die grenzenlose Möglichkeit gibt, selber Inhalte zu produzieren, Blogs sind dafür nur ein Beispiel. Heute nutzen die Leute jedoch am liebsten Seiten, die ihre Ausdrucksmöglichkeiten beschneiden. In den USA verbringen die Menschen zehn Minuten von jeder Stunde, die sie online sind, auf Facebook. Dort können sie den »Gefällt mir«-Button klicken oder Inhalte verlinken, aber kaum noch eigene kreieren.
Und bei iRights.info findet sich ein Interview mit dem Wikimedia-Justiziar Geoff Brigham: „Jeden Tag rufen Streithähne aus aller Welt an, um Inhalte zu entfernen”
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Welche Arbeit im Alltagsgeschäft sonst noch anfällt, ist für Außenstehende gar nicht erkennbar. Jeden Tag rufen bei uns Streithähne aus der ganzen Welt an, darunter viele Anwälte und Regierungsbeamte, die uns auffordern, bestimmte Inhalte von unserer Site zu entfernen. So lange diese jedoch wahrheitsgemäß und rechtens sind, wird das nicht geschehen. Wir betrachten jeden Einzelfall für sich und gehen sehr gewissenhaft vor, nichts passiert automatisch. Handelt es sich beispielsweise um eine Urheberrechtsverletzung, überprüfen wir zunächst den Vorfall. Bewahrheitet sich der Vorwurf, löschen wir den Inhalt. Aber wir entfernen keinen Artikel, nur weil er einer Person nicht gefällt.
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