Aaron Smith, Wissenschaftler im Internet & American Life Project am Pew-Forschungszentrum in Washington D.C., veröffentlichte am 25. April eine Studie zum „Civic Engagement in the Digital Age“ (PDF). In 2.253 Telefoninterviews versuchte Smith herauszustellen, wie sich die politische Online-Aktivität von US-Amerikanern im Wahlkampf 2012 im Vergleich zum Wahlkampf 2008 verändert hat. Sein Ergebnis: Seiten sozialer Netzwerke haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen als Ort für politisches Engagement, Lernen und Debatten.
39% der Amerikaner (ab 18 Jahren) waren demnach im Wahlkampf 2012 irgendwie politisch aktiv in Social Media, 2008 hingegen haben nur 33% der Bevölkerung Social Media überhaupt genutzt. Als „irgendwie politisch aktiv“ gilt dabei u.a. das Posten politischer Nachrichten, das Folgen von Politikerinnen und Politikern und der Eintritt in Gruppen, die sich mit politischen oder gesellschaftlichen Themen befassen. Dabei seien für die meisten Nutzer Social Media Kanäle kein seperater Teil ihrer politischen Aktivität, sondern fungierten als Ergänzung. Die überwiegende Auseinandersetzung mit politischen Themen finde dennoch offline statt.
Vier Kategorien politischen Engagements wurden untersucht:
- Direkte Partizipation in einer politischen Gruppe oder Aktivität
- Kontaktversuch zu einem Regierungsmitglied oder politische Äußerung in einem öffentlichen Forum (offline)
- Kontaktversuch zu einem Regierungsmitglied oder politische Äußerung in einem öffentlichen Forum (online)
- Irgendeine Art des politischen Engagements im Rahmen von Social Media Kanälen
48% aller erwachsenen US-Amerikaner nehmen nach Smith direkt an einer politischen Gruppe oder Aktivität teil, in einem Zeitraum von 12 Monaten vor der Umfrage im August 2012. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit anderen Bürgern um ein Problem in ihrer Gemeinde zu lösen, die Teilnahme an politischen Treffen, die Mitgliedschaft in einer Interessengruppe, der Besuch einer Kundgebung, das Engagement in einer Partei und die Teilnahme an einer Protestaktion.
39% aller erwachsenen US-Amerikaner haben offline versucht, ein Regierungsmitglied zu kontaktieren oder äußerten sich offline politisch in einem öffentlichen Forum. 34% haben dies online getan. 22% der Amerikaner haben im untersuchten Zeitraum eine Petition unterschrieben, 17% eine Online-Petition. 21% versuchten, ein Regierungsmitglied zu kontaktieren, persönlich, per Telefon oder per Brief. 18% versuchten dies per Email.
Zuletzt haben 39% aller erwachsenen US-Amerikaner sich auf Seiten sozialer Netzwerke politisch engagiert.
Weitere Ergebnisse:
- Auch wenn die Auswirkung des Einkommens auf politische Partizipation im Rahmen von Social Media Kanälen eine kleinere Rolle spielt als offline, ist sie dennoch auch hier bedeutend und nicht etwa völlig gleichgültig.
More broadly, those at the lower end of the socio-economic spectrum are generally less involved with the day-to-day outreach, chatter, and discussion around political issues — regardless of whether those discussions take place in physical or digital spaces.
- Junge Erwachsene engagieren sich ebenso politisch wie ältere, und sind zudem häufiger auf Social Media Kanälen politisch aktiv.
- Seit 2008 hat sich das politische Engagement auf den Seiten sozialer Netzwerke enorm gesteigert und es führt auch zu weiteren politischen Aktivitäten.
- Diejenigen, die von der Wirtschaftskrise betroffen sind, befassen sich häufiger aktiv mit politischen und sozialen Themen auf einer ganzen Reihe von Plattformen.
Spannende Studie aus Washingtion D.C., bestätigt durchaus meine Erfahrungen. Nur leider wohl nicht auf Deutschand und Kultur hier übertragbar, wie eine Vorstudie der HSU Hamburg zeigt: http://idw-online.de/de/news490767
So weit ich weiß ist die Studie gerade in der Umsetzung, bin gespannt auf die Ergebnisse.
Martin