Nach sieben Monaten freiwillige Abos: 50.000 Euro sind erreicht!

Im April hatten wir detailliert unsere Finanzen offengelegt. Unsere Motivation war darauf hinzuweisen, dass wir gerne unabhängiger von Werbung werden wollen und als weitere Refinanzierungssäule unseres journalistischen Angebotes freiwillige Abos ausprobieren wollen.

Nach sieben Monaten kann ich eine kleine Zwischenbilanz ziehen.

Die gute Nachricht ist: Seit Start unseres freiwilligen Abo-Modells sind bis Ende November 49.119,77 Euro reingekommen. Das ist großartig und wir bedanken uns vom ganzen Herzen bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern! Die schlechte Nachricht ist, dass das zwar eine Menge Geld ist, aber umgerechnet aufs ganze Jahr wir damit gerade mal das Minus der monatlichen Unkosten ausfinanziert haben. Im April hatten wir ein Minus von umgerechnet 4.000 Euro offengelegt, aber eigentlich sind die Ausgaben nochmal etwas gestiegen. Damals hatten wir bei der Redaktion zwei 30 Stunden Stellen kalkuliert, die sind aber jetzt zwei volle Stellen geworden und wir haben noch einen zweiten Praktikantenplatz.

Aber was toll ist: Wir machen keinen Verlust mehr!

Vor mehr als einem halben Jahr waren wir verhalten optimistisch, ob es uns tatsächlich gelingen könnte, durch Euch mitfinanziert zu werden. Jetzt sind wir glücklich sagen zu können: Bis jetzt hat es funktioniert und besser geklappt als wir gedacht haben. Aber das eigentliche Ziel haben wir immer noch nicht erreicht:Toll wäre es, wenn wir mehr Menschen einstellen könnten, um tiefer und umfassender über viele Themen zu berichten. Zumal mit einer möglichen nahenden Großen Koalition und einer neuen EU-Kommission und und EU-Parlament im kommenden Jahr die Themen und Debatten nicht weniger werden, ganz im Gegenteil.

Ein Monat im Überblick: Der November 2013.

Wir bieten vor allem vier Bezahlmodelle an: Überweisung, Dauerauftrag, Paypal und Flattr. Der Dauerauftrag ist uns am liebsten, weil er eine kontinuierlicher Geldfluss ist und uns besser bei der Planung hilft.

spendennovember

Der vergangene Monat war relativ normal. Koalitionsverhandlungen einer möglichen Großen Koalition mit einigen Auswirkungen auf unsere Grundrechte und Netzpolitik, die üblichen EU-Debatten und der NSA-Überwachungsskandal. Per Überweisung kamen 952,40 Euro von 48 Personen rein, das ist der zweiniedrigste Wert (nur im Oktober war es etwas weniger). Darin eingeschlossen war alleine eine Einzelspende in Höhe von 320 Euro (Betreff: „Spende für netzpolitik.org gesammelt auf einem 70. Geburtstag“. Wir sagen Danke!) Erfreulicherweise gingen dafür die Daueraufträge hoch. Wir wissen nicht so genau, wieviele davon monatlich, vierteljährlich oder halbjährlich sind. Aber im November kamen 2166,88 Euro über 259 Spender rein (Nur der Oktober war mit 2244,38 quotenstärker). Die 25 Paypal-Spenden waren mit 365,42 im Mittelfeld, hier gab es im August mit 16,95 Euro einen Ausreißer nach unten und im September mit 916,68 einen Ausreißer nach oben. Warum auch immer. Flattr ist mal stark gestartet, sinkt aber konstant. Einzelne Artikel werden so gut wie nie geflattert, das scheinen fast alles Monatsabos zu sein. Im November kamen 850,20 Euro rein, nur der Oktober war mit 817,35 noch niedriger. Auf allen Wegen kamen damit im November 4334,90 Euro rein. Das ist aber von allen Monaten seit Start des freiwilligen Abos der niedrigste Stand. Und auch ein Grund, warum wir jetzt mit einem Overlay-Banner experimentieren.

Wie schaut es mit der Planungssicherheit aus?

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Im April sind wir gestartet und haben gesagt, dass uns mindestens 4.000 Euro fehlen, wir aber am liebsten mehr in den Ausbau unserer Redaktion investieren wollen. Nach sieben Monaten haben wir nach damaliger Kalkulation den Break-Even erreicht und damit das Minus wieder wett gemacht. Nun könnte man anhand der Zahlen der letzten Monaten hoffen, dass weiterhin konstant 4.000 Euro reinkommen oder wir den Anteil der freiwilligen Spenden sogar noch erhöht bekommen. Aber Planungssicherheit sieht natürlich etwas anders aus. Und bevor wir eine weitere Person als Halb- oder Ganztagsstelle einstellen können, müssen wir wohl auch erstmal ein Polster ansparen, weil es unschön ist, jemand nach kurzer Zeit wieder entlassen zu müssen. Aber es gibt Hoffnung!

Gern gebrachtes Argument: Ihr bettelt um Geld.

Immer wieder lesen wir empörte Kommentare, dass es doch mal mit der Bettelei reiche. Wir sehen das aber nicht als Bettelei sondern als praktischen Hinweis. Dieses Blog kostet nunmal eine Menge Arbeit, die gemacht werden muss. Ohne freiwillige Spenden können wir wahlweise unser Niveau nicht halten und damit nicht mehr konstant über viele Themen berichten und dabei der Politik kritisch auf die Finger schauen. Die Alternative wäre eine Paywall. Da beschweren sich dann sicher auch wieder viele, dass wir Menschen ausschließen und Inhalte nur gegen Geld anbieten.

Nur ein Bruchteil der Leserschaft macht mit

Was auch zu bedenken ist: Im November haben nicht mal 400 Leserinnen und Leser heldenhaft bei unserem Modell der freiwilligen Spenden mitgemacht. Natürlich haben viel mehr über die vergangenen Monate mitgemacht und uns fehlen genaue Zahlen. Aber mehr als 1000, im besten Fall 1500 Leserinnen und Leser haben sich bisher nicht beteiligt. Das ist ein Bruchteil unserer Leserschaft, da ist noch Platz nach oben, wenn wir das Argument widerlegen wollen, dass niemand bereit ist, für guten und kritischen Journalismus mit Haltung zu bezahlen, der zudem kostenfrei und offen verfügbar ist.

Beinahe reich durch Bitcoin!

Nach einigen Monaten Beobachtung haben wir irgendwann im September vier Bitcoins zum Preis von 110 Euro das Stück verkauft. Konnte ja niemand ahnen (also wir mit unserer naiven Vorstellung zumindest), dass die mal richtig teuer werden. Weitere 2,5 Bitcoins haben wir zum Preis von 350 Euro das Stück kurz vor dem riesen Hype vorvergangene Woche verkauft. Heute sind wir klüger, hätten wir die erst heute verkauft, wäre die Spendenaktion deutlich erfolgreicher gewesen. Wo ist die Zeitmaschine, wenn man sie mal braucht?

Nächste Herausforderung: Neuer Werbe-Vermarkter ab Februar?!

Seit rund zwei Jahren werden unsere Werbeplätze hier von Zeit-Online vermarktet. Der Vertrag brachte uns zumindest eine konstante Finanzierung ein, wurde aber zum Februar gekündigt. Wir sind zu klein, als dass sich das zur Vermarktung lohnt und wiederum zu groß als dass wir komplett ohne Werbung uns finanzieren können. Die Frage, die wir uns derzeit stellen: Finden wir einen neuen Vermarkter, ohne unsere Seele zu verkaufen und hässliche Werbeformate einführen zu müssen? Oder müssen wir Werbung zukünftig komplett selbst vermarkten, wo die Margen höher sein könnten, wir aber mit Werbeaquise unnötig beschäftigt sind? Unser Ziel ist ja vor allem, Zeit für journalistische Berichterstattung zu haben und nicht Zeit, um Werbung zu verkaufen.

Wir sind offen für Angebote zur Vermarktung unseres Blogs.

10 Ergänzungen

  1. Zum Thema mehr berichten. Also ich finde die Schlagzahl der Artikel jetzt schon gewaltig und lese teilweise nur noch selektiv. Früher habe ich so ziemlich jeden Artikel gelesen um auch einfach zu Sachen die mich nicht interessieren ein wenig Input zu bekommen um die Filterbubble in der ich Lebe nicht all zu klein werden zu lassen.
    Aber das ist mir jetzt nicht mehr wirklich möglich. Und wenn an einem Tag so viele Beiträge produziert werden, dass ich auf „ältere Beiträge“ klicken muss dann leidet auch ein wenig die Übersicht.

    Also ich möchte jetzt nicht sagen, dass ihr weniger machen sollt, aber ich wollte dennoch mal kurz die Perspektive eines Users darlegen.
    Und um noch was konstruktives zusagen. Evtl. sollte man sich vom Design her mehr in Richtung der Online Zeitungen orientieren um zumindest bei der Übersichtlichkeit was zu tun. Und auch aktiver mit „Ressorts“ bzw. Kategorien arbeiten.

    1. Danke für das Feedback. Es ist uns schon bewusst, dass wir das Problem mittelfristig mal Designmäßig lösen müssen. Und wir arbeiten auch daran, kommen aber derzeit zu wenig dazu, weil ständig irgendwas passiert, was wir dokumentieren wollen. Die Herausforderung ist, dass das Thema einfach größer wird. Als ich hier anfing, war Netzpolitik vielleicht einmal im Monat ein Thema im Bundestag, jetzt sind dort netzpolitische Themen fast immer auf der Tagesordnung.

  2. Hallo Redaktion,
    erst mal ein dickes lob für eure Arbeit. Ich komme jeden Tag gerne auf eure Webseite und gehöre auch zu denjenigen die mit einem monatlichen Dauerauftrag regelmäßig spenden.

    Habt ihr schon mal daran gedacht bestimmte Themen über die ihr berichten wollt, gezielt mit Spendenaufrufen hier bei der Leserschaft zu finanzieren. Oder auch mal die Leser zu befragen welches Thema konkreter aufbereitet werden soll. Somit könntet ihr die Spendenbereitschaft der Leser vielleicht erhöhen und habt mehr „Luft“ bei der Finanzierung und Ausbau eurer Redaktion.

    Grüße
    Michael

    1. Haben wir überlegt. Wir fürchten aber, dass das nur dazu führt, die gerade hippen Themen zu bearbeiten und nicht die, die langfristig wichtig sind. Beispielsweise haben wir hier konstant vier Jahren lang über ACTA berichtet und es hat niemanden interessiert bis zum Januar 2012. Netzneutralität hat auch erst ab der Drosselkom-Debatte Aufmerksamkeit gebracht.

  3. Hi,

    an der Grafik überrascht mich, dass die Daueraufträge so fluktuieren – ich dachte dass würde eher eine aufsteigende Konstante (drum hab ich einen damals gemacht).

    Gibt’s dafür eine Erklärung?

    VG,
    Dirk

  4. @ Markus Beckedahl :

    Du beklagst, dass nach wie vor nur ein Bruchteil der Leserschaft von netzpolitik.org tatsächlich spendet.

    Nur mal so als Tipp:

    Wer Euren Blog liest, interessiert sich überdurchschnittlich stark unter anderem für Themen wie Überwachung, Datenschutz und Co.

    Wer sich für Themen wie Überwachung und Datenschutz interessiert, verhält sich abnorm und weiß um die Gefahren, die heute auch in Deutschland schon existieren, und um die Gefahren, die in den nächsten Jahren heraufziehen.

    Wer jetzt noch weiß, dass Kontobewegungsdaten 10 Jahre aus handels- und steuerrechtlichen Gründen gespeichert werden, wird sich dreimal überlegen, ob man an Euer kritisches, leicht subversives Medium Geld überweisen sollte.

    Mit anderen Worten:
    Wir im „freien Westen“ inkl. Deutschland sind bereits derart moralisch und rechtsstaatlich verkommen, dass jeder klarsichtige Anhänger einer Minderheitsgruppe seine politische Orientierung besser nicht für mind. 10 Jahre aktenkundig machen sollte.

    Manch einer ist als lohnabhängig Beschäftigter darauf angewiesen, dass der Arbeitgeber keinesfalls erfährt, dass man privat dem Milieu um netzpolitik.org angehört.

    Die Schere im Kopf und Einschüchterung funktionieren wieder bestens in unserer „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“.

    Vielleicht solltet Ihr mal erklären, wie man Euch anonym per Barbrief Spenden zusenden kann. Das ist für manche das Mittel der Wahl, und zwar nicht nur für die Widerständler im Untergrund, auch für gewöhnliche Randgruppenangehörige.

    1. Vielleicht solltet Ihr mal erklären, wie man Euch anonym per Barbrief Spenden zusenden kann. Das ist für manche das Mittel der Wahl, und zwar nicht nur für die Widerständler im Untergrund, auch für gewöhnliche Randgruppenangehörige.

      Das haben wir hier auch als Möglichkeit erklärt. Bisher hat uns eine Person anonym Geld per Post geschickt, eine Person kam persönlich vorbei.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.