„Follow the Money“: NSA lauscht Kreditkarten- und Geldtransaktionen

Der aktuelle Spiegel berichtet darüber, dass die NSA tief in den Kredit- und Geldtransaktionssystemen drin sitzt und fast überall mithört. Betroffen sind u.a. die großen Kreditkartenanbieter VIA und Mastercard, auch der (vermeintlich anonyme) Bitcoin-Verkehr wird genau beobachtet.

Das Ausmaß ist wohl so groß, dass selbst die Spionagefreunde des britischen Geheimdienstes GCHQ Bauchschmerzen haben:

Selbst Geheimdienstler sehen die Schnüffeleien im Weltfinanzsystem jedenfalls mit einer gewissen Sorge, wie aus einem Dokument des britischen Geheimdienstes GCHQ hervorgeht, das sich aus rechtlicher Sicht mit „Finanzdaten“ und der eigenen Zusammenarbeit mit der NSA in diesem Feld befasst. Das Sammeln, Speichern und Teilen der „politisch sensiblen“ Daten sei ein tiefer Eingriff, schließlich handle es sich um „Massendaten voller persönlicher Informationen“, von denen „viele nicht unsere Ziele betreffen“.

Es gibt eine zentrale NSA-Finanz-Datenbank namens Tracfin. Dort wurden 2011 180 Millionen Datensätze gespeichert, derzeit zumindest für fünf Jahre.

Dazu gibt es neue Konkretisierungen, wie tief die NSA in den Netzwerken von SWIFT drin sitzt.

Wie aus neuen Dokumenten hervorgeht, zapft die NSA das Swift-Netzwerk gleich auf mehreren Ebenen an – unter anderem ist daran die NSA-Abteilung für „maßgeschneiderte Operationen“ beteiligt. Einer der Zugangswege zu den Swift-Informationen besteht den Dokumenten zufolge darin, den „Swift-Druckerverkehr zahlreicher Banken“ auszulesen.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

9 Ergänzungen

  1. Das „Follow the money“-Programm ist mindestens seit den 1980er Jahren aktiv. U.a. wurde von Berlin(West) aus durch die NSA illegal die DDR-Aussenhandelsbank ausspioniert und die Transaktionen auf Telekommunikationsleitungen verfolgt. Mittels dieser Wirtschaftsspionage wurden dann auch Hinweise (Beifund) auf die Mörder in de La Belle Diskothek gefunden.
    http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a82followthemoney

    Die NSA hat die Wirtschaftsspionage aus dem Kalten Krieg herüber gerettet und die Budgets erhalten und vergrößert. Allerding ist die Spionage nicht zielgerichtet: die NSA nimmt alles was sie kriegen kann. Wirtschaftsspionage, Privacy der Bürger, Staatskommunikation. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass die Bundesregierung sich strafbar macht wegen unterlassener Spionageabwehr und Beihilfe zu Spionage für eine Fremde macht also Landesverrat. Pofallas Äußerungen könnten daher auch als Schutzbehauptungen von Straftätern angesehen werden. Der Wahrheit, zu der er gemäß Amtseid verpflichtet ist, entsprechen sie jedenfalls nicht (z.B. „zwei“ Übermittlungen). Ähnliches gilt wohl auch für den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der die Unwahrheit verbreitet, über die Wirtschaftsspionage der NSA legen keine Erkenntnisse vor. Für mich sieht das immer mehr nach einer kriminellen Vereinigung aus, als nach einer Bundesregierung, die sich an Recht und Gesetz orientiert.

    1. @Wolfgang Ksoll: Sie haben es auf den Punkt gebracht! Vielen Dank dafür!! Es ist kaum noch auszuhalten, dass wir in dieser gläsernen Welt leben. Wer zensiert die Zensoren? Wer kontrolliert die Kontrolleure?

    2. Sehr gute Zusammenfassung als Fazit.

      Doch was hilft das Fazit, wenn keine „Taten“ folgen.

      D.h.: was ist nun konkret zu tun?

      Weiter fault aufm Sofa sitzen kann irgendwie nicht die „richtige“ Option sein.

      Wenn hier Recht gebrochen wurde und sich Politiker offensichtlich strafbar gemacht haben, muss das Folgen haben!

  2. Hier noch ein längerer Artikel zu dem Case La Belle und anderen libyschen Attentaten, die von der NSA durch Wirtschaftsspionage aufgedeckt wurden. Interessnat ist der Hinweis, dass das Berlin Gericht, dass gegen dei Mörder 2001 sich beklagte, dass die NSA unkooperativ bei der Strafverfolgung war und keine Beweise herausrückte. Böswillig könnte man daraus Wirtschaftsspionage in Tateinheit mit Beihilfe zum Mord deuten.
    http://timshorrock.com/?p=1093
    Aber die deutsche Regierung schwieg brutalst möglich, so wie sie auch die CIA-Menschenräuber anders als Italien nicht strafverfolgte (1000 TDM-Schäuble bog das ab).

  3. Ich kann es mir gut vorstellen wie die Briten Bauchschmerzen bekommen wenn es u.U. eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit ihrer Banken bedeutet.

  4. Mich wundert, dass man grade in dem Zusammenhang so wenig aus und über die Schweiz hört.

    So allein wegen Nicht-EU müssten die Schweizer ja extra hellhörig sein jetzt

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.