Paul van Dyk erklärt ACTA

Tagesspiegel.de hat ein längeres Interview mit dem DJ Paul van Dyk veröffentlicht, wo es auch um ACTA, Netzpolitik und die Piraten geht. Eigentlich blog ich das gerade auch nur als Mahnung, dass man in Interviews aufpassen sollte, was man sagt, sonst fällt noch auf, dass man keine Ahnung hat. Die Antwort zu ACTA ist auf jeden Fall ganz großes Kino, darauf muss man erstmal kommen:

Treibt es Sie als Musikproduzenten um, dass mit den Piraten jetzt die Freunde des freien Downloads im Abgeordnetenhaus sitzen?

Persönlich trifft mich das nicht, aber ich habe ein anderes Demokratieverständnis. Wenn ich in ein Taxi steige, möchte ich, dass der Fahrer das Ziel kennt. Der soll nicht erst losfahren und unterwegs dauernd sagen, dass er sich nicht auskennt. Ich sehe hinter dem Erfolg der Piraten eher einen Pseudo-Protest. Nehmen wir das Acta-Abkommen, mit dem einfach deutsche Gesetze in EU-Recht umgesetzt werden sollen. Es geht dabei nur ganz am Rande darum, ob einer einen Hollywood-Film oder ein Musikstück runterlädt. Worum es geht, ist Kriminalität, um Datenklau. Wenn einer alle Verschlüsselungen knackt, würde unsere Zivilisation zusammenbrechen. Ich weiß nicht, ob das im Interesse von Herrn Lauer ist. Der sieht mir jedenfalls aus wie ein Besitzstandswahrer.

Lustig ist auch die Einschätzung zu den Piraten. Die braucht es laut van Dyk nicht mehr, weil alle Parteien mittlerweile große Arbeitsgruppen zum Internet haben:

Bleiben uns die Piraten auf Dauer erhalten?

Die Grünen haben zwar auch als wilder Haufen angefangen, aber die wollten wirklich was, nämlich Umweltschutz. Aber zum Internet gibt es in den etablierten Parteien längst große Arbeitsgruppen. Deshalb glaube ich, wir brauchen die Piraten nicht.

(via wirres)

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23 Ergänzungen

  1. Naja, mit den Aussagen zu ACTA liegt er afaik doch garnicht so falsch:

    „Nehmen wir das Acta-Abkommen, mit dem einfach deutsche Gesetze in EU-Recht umgesetzt werden sollen.“

    Laut RA Stadler sind die meisten Passagen aus ACTA doch tatsächlich in D schon geltendes Recht und sollen nun eben EU-weit und darüber hinaus umgesetzt werden.

    1. @Sascha: Also erstmal ist ACTA ein internationales Handelsabkommen und kein EU-Recht. Dann mag es zwar deutsche Gesetze geben, die aber auf Basis von EU-Richtlinien geschaffen wurden. Der wirft da einfach alles etwas falsch in der falschen Richtung zusammen und liegt damit ganz falsch.

  2. Die Frage ist natürlich, ob die Piratenpartei die geeigneten Ansprechpartner zum Thema sind.

    Es gibt relative Ebenen der Ahnungslosigkeit und gerade Medien müssen ein Thema so kommunizieren, dass es die Zuschauer verstehen. Also ist der Ahnungslose manchmal der richtige zum Erklären. Ich habe bislang kaum einen guten Beitrag zum Thema gesehen.

  3. Wenn ich in ein Taxi steige, möchte ich nicht, dass Fahrer zwar sagt, er kenne das Ziel, mich dann aber dann doch irgendwo in der Pampa raus schmeißt.

    1. was bringt es außerdem von nem ortskundigen Taxifahrer gefahren zu werden, der auf meine Kosten die besten und längsten Umwege fährt und mir dann noch lachend ins Gesicht sagt, keine Sorge wir sind bald da.
      Aber ich kann seine Meinung auch verstehen, es gibt viele Leute die wollen sich darüber nicht den Kopf zerbrechen und haben sich auch so eingerichtet. Da ist nichts verwerfliches dran. Verwerflich ist dann nur seine Meinung zum Standard für alle zu machen, aber so hab ich seine Aussage jetzt nicht aufgefasst.

  4. Anstatt immer auf den leichten Zielen wie Regener und can Dyk rumzuhacken, könnte man sich ja mal mit Volker Grassmuck auseinandersetzen. Aber das ist so viel zu lesen … ;)

      1. Gut, DRM, stimmt, aber van Dyk spricht von „alle Verschlüsselungen“, und so relevant für die „Zivilisation“ ist DRM jetzt auch nicht.

        Was VPN, SSL u.ä. mit ACTA zu tun hätten, mag sich mir jetzt nicht erschließen.

        1. @Moritz und Andre: Ich gehe auch nicht davon aus, dass von Dyk in den Niederungen von ACTA eingetaucht ist und die DRM-Klausel meinte. Das passt nicht zu der gesamten Ausgabe, der redet echt von Verschlüsselungen im Allgemeinen.

  5. Warum sollte dieser „Künstler“ mehr Ahnung von der Materie haben, als dieser Mimimi-Regener? Er erzählt doch auch nur den Mist aus dem Handbuch seiner Plattenfirma.

  6. Es ist schon ganz schön arrogant anderen zu unterstellen keine Ahnung zu haben und damit zu vermitteln, selber die einzig richtige Ahnung zu haben.

  7. Ich denke, daß Paul van Dyk, im Gegensatz zu Anonymous, eine konkrete Gefahr für die Öffentliche Sicherheit darstellt. Ich möchte das kurz erläutern. Ich beziehe mich auf folgende Äußerung:

    „Die Banken tragen doch dazu bei, unseren Wohlstand zu verteilen!“ (Paul van Dyk)

    Stellt euch vor ich gehe mit van-Dyk-Wissen bewaffnet zu meiner Hausbank und eröffne die Unterhaltung mit den Worten: „Guten Tag, Sie verteilen doch Wohlstand, ….“

    Ich könnte den Satz nicht beenden, bevor mir der Mitarbeiter in einem explosionsartigen Anfall von Gelächter um die Ohren fliegen würde. Instant Death. Im Gegensatz zu dem was der Irak hatte, ist das eine wirksame Massenvernichtungswaffe. Angenommen ein Occupy-Terrorist würde diese Worte auf einem Finanzkongress einschmuggeln…

    Ich will ihm ja nichts Böses unterstellen, wer im Sozialismus aufgewachsen ist, kennt die Banken ja gar nicht so. Oder vielleicht hat er es auch ganz anders gemeint. Vielleicht sollen die Banken unseren Wohlstand an einige ganz wenige verteilen. Das ergibt dann wieder Sinn.

    Aber die Verwechslungsgefahr ist derart groß, daß ich doch zu einem verantwortungsvollerem Umgang raten möchte.

  8. warum diese olle trancetölle jedesmal von den medien ausgepackt wird wenns irgendwas zu sagen gibt , bleibt mir ein rätsel. der mann hat wirklich ne pr abteilung die zu beneiden ist.

    1. Unvergessen die selbstherrlichen Auftritte bei Christiansen, Will und co. des deutschen Jet- und Trendsetters. Inhaltliche Ausbeute: null, Hauptsache: Exportschlager und irgendwie „am Puls der Zeit“. Den globalen Blick sowieso, schließlich ist man „in der Welt zuhause“.

      Seltsames „Demokratieverständnis“, welches nahelegt, Protestwähler plädierten für das die Zivilisation ins Stürzen drohende Knacken aller Verschlüsselungen, während grundrechtswidrige Verstöße der „Etablierten“ – die ja irgendwie auch ausreichen: CDU, SPD et al., für jeden was dabei -, ihr Spionage- und Abzockapparat, das Hochrüsten gegen kommende Aufstände, ihre Drangsalierung derer, die zu menschenverachtenden Konditionen höchstens das Rollfeld säubern, von dem Herr van Dyk mal eben wieder gestartet ist, und für die Kulturgüter (ich zähle das immergleiche Trancegedöns mal dazu) unerschwinglich geworden sind, scheinen da nicht so bedeutend.

      Zugegeben, ein bißchen viel für die Abfertigungsinterviews dieser Tage, und vermutlich auch den Leser überfordernd, aber einseitige Kriminalisierungen, Diffamierungen und Pauschalverweise, welche Verhältnismäßigkeit und Kontext außer Acht lassen, am bloßen Weitermachen und Gewährenlassen interessiert sind, weil man sich so schön eingerichtet hat, sind – um es mit den Worten der Pyramiden-Pantomimin zu sagen – „nicht hilfreich“.

  9. Aussagen von Idioten kümmern mich nicht, davon gibt es schon zu viele. Aussagen von Prominenten Idioten wiederrum sind gefährlich, da sich deren Idiotie bei den Fans schnell reproduziert. Fürchterlich!

  10. Ich steige in kein Taxi, von dem ich nicht weiß, wohin es mich fährt, es sei denn, es ist mir egal. Und das sollte es nicht sein.

  11. wenn ich in ein taxi steige, nenne ich dem fahrer das ziel (trick!). dann weiß er, wohin ich möchte. fährt er dann los, unterstelle ich uns eine beidseitige willenserklärung.

    .~.

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