Der Streit um die angekündigte iPhone-App der Tagesschau wird immer lustiger. Heute meldete sich Silvana Koch-Mehrin von der FDP zu Wort und kündigte in der Bild-Zeitung eine Beschwerde bei der EU-Kommission an, denn die ARD nutze ja „ihr staatlich garantiertes Recht auf ein hohes Gebührenaufkommen aus, um sich gegenüber privaten Konkurrenten einen nicht gerechtfertigten Vorteil zu verschaffen“. Beschweren kann sich ja jeder.
Das selbstlose Engagement von Silvana Koch-Mehrin für die Interessen von Springer hat sicherlich gar nichts damit zu tun, dass der ehemalige Ressortleister Politik der Bild-Zeitung, Georg Streiter, nun für Silvana Koch-Mehrin die Öffentlichkeitsarbeit macht.
Ach was soll’s; ich sehe den Ablauf schon vor mir: Sie wird auch nach Monaten keine Beschwerde eingelegt haben, weil sie dazu einfach zu selten in Straßburg ist. Danach wird sie einfach eine eidesstaatliche Erklärung abgeben, dass sie bereits eine Beschwerde abgegeben hat.
Wenn es ganz ernst kommt könnte man ja der Tagesschau ein kostenloses Programm programmieren. Es müssten sich halt genug Freiwillige melden, die es richtig drauf haben mit den iPhone Apps. Dann könnte man eh nichts mehr dagegen sagen …
Hiermit fordere ich, dass die Mehrwertsteuer für Zeitschriften aus dem Axel-Springer Verlag aufgehoben wird.
Danke nochmal an Bild für die Unterstützung ;-)
Silvana Koch-Mehrin, ist das nicht die, die einen großen Teil der Sitzungen des Europaparlamentes verpasst hat? Ist sie jetzt das Girl von der Seite 1 in der Bild? Sie durfte also nun auch mal wieder was von sich geben und hat sich den Untergang des Abendlandes (Tagesschau-App) ausgesucht. Ganz schön jämmerlich wenn man das als „Politik machen“ bezeichnet. Die Bildleser werden es nicht merken, da bin ich sicher.
Harkai: das Traurige an der Debatte: Die App ist im Prinzip nicht nötig. Längst liegen die Tagesschau-Inhalte iPhone-tauglich vor. Daraus eine App zu machen ist nur ein Mini-Schritt.
So eine lächerliche Diskussion.
Ich glaube die meisten die da mitreden,
verstehen nicht, was eine APP ist…
es bereitet doch nur sowieso schon bestehende Inhalte für das I-phone neu auf.
Was solls. Ein Gewinner gibt es jetzt schon:
Apple.
In GB gibts demnächst wohl ein ähnliches Trauerspiel. Die BBC hat ja auch angekündigt ein App anzubieten, gegen das jetzt auch die Verlage und Sender sturm laufen.
Das ist wirklick lächerlich.
@ Josef: JA, genau die ist das.
@ Torsten: Bist du dann der erste Freiwillige
Das vorgeschlagene Captcha kann ich nicht eingeben, da es politisch brisant ist:
Es lautet „Three-China“ und „aced“.
Da hier viele Chinesen mitlesen, fürchte ich Verwicklungen mit der Pekinger Regierung, die bekanntermaßen eine strikte „Ein-China-Politik“ vertritt.
Neuer Vorschlag: „been“ und „duccy“. Klingt harmlos.
Zum eigentlichen Thema: Besser wäre es, der Gebührenzahler könnte entscheiden, welchem Sender er seine Gebühren anvertraut.
Es gibt wesentlich bessere Beispiele wie die ÖR den Markt verzerren als eine App.
Das fängt mit der Existenz GEZ an und hört mit der fragwürdigen Defitiontion von Grundversorgung auf (MArienhof = Grundversorgung?).
Die Frau sollte auf das richtige Ziel schießen.
@Jaquento: Magst du das bitte näher ausführen?
Was stört dich an der Existenz(!) der GEZ? Die wurde grunsätzlich eingerichtet, um eine staatsferne Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu gewährleisten. D.h. wir haben es erstmal nur mit einer Organisation zu tun, die unabhängig vom Staat die Rundfunkgebühren einsammelt.
Das ist, rein grundsätzlich, eine ziemlich gute Idee, wie wir spätestens seit dem dritten Reich wissen (Dass suspekte Gestalten wie Roland Koch und z.T. auch Kurt Beck und sogar, was viel zu selten thematisiert wird, die Kanzlerin, dieses System untergraben, ist noch eine andere Geschichte).
Über die Methoden der Aussendienstler kann man natürlich streiten (Wenn man die Horrorgeschichten brutalstmöglich unterdrückter Gebührenschuldner alle ernst nehmen würde). Andererseits, sie scheinen ja offenbar nötig sein, wenn man liest und sieht, wie dreist und offen Gebühren geprellt werden.
Alternative zum GEZ-Modell wäre die zur Zeit diskutierte Kopf- oder Haushaltspauschale (vsl. ohne Bindung an ein dediziertes Empfangsgerät). Die könnte zum Beispiel von einem Energieversorger eingezogen werden.
Will man das? Ist das wirklich ein Vorteil? Fakt ist, ein Teil der intendierten Unabhängigkeit ginge bei diesem Modell verloren. Wenn man dann noch sieht, dass der Schritt vom Energieversorger zum Contentdistributor nicht weit ist, wird hoffentlich auch das Problem klar.
Und zur Grundversorgung. Das ist auch ein Unsinn, den man nicht mehr aus den Köpfen bekommt. Richtig ist: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den Auftrag eines Vollprogramms auf Augenhöhe mit den privaten Anbietern (daher ist die Argumentation der „Eurofighterin“ auch komplett sinnfrei …).
Seit 20 Jahren etwa, nachzulesen in den Rundfunkurteilen des Bundesverfassungsgerichts.
D.h. sie haben sich nicht nur um eine Grundversorgung zu kümmern (die es von den Privaten in überraschend vielen Programmsegmten nicht gibt), sondern auch Brot & Spiele zu liefern. Und ja, Unterhaltung wäre sogar noch Grundversorgung.
Tatsächlich, aber das ist nur meine private Meinung, ist „DasErste“ als „BestOf“-Kanal der ARD ohnehin ein schlechtes Kriterium für den ÖR. Das ist schließlich explizit der Kanal, der am Vorabend gegen die Privaten antritt.
„Echtes“ ÖR-Programm findest du bei den als „Dritte“ zu Unrecht abqualifizierten Landesanstalten und immmer häufiger in den Digitalprogrammen.
Dieses App-Theater, das die Bild aufführt, ist wirklich absurd. Dass Koch-Mehrin sich da jetzt auch noch einspannen lässt, ist peinlich.
Trotzdem halte ich diesen Beitrag aber für keinen guten Stil. Statt sich an Koch-Mehrins politischen Positionen abzuarbeiten, findet hier ein Personendissing statt. Nicht sehr souverän.
Jeder kann sich beschweren? Dann beschwere ich mich über Silvana Koch-Mehrin, dass sie ihr staatlich garantiertes Recht auf eine Beteiligung der FDP an der Regierung dafür ausnutzt, um der Bild ihre Steuergeld-finanzierte Meinung kund zu tun. Damit verschafft sie sich ja schließlich einen nicht gerechtfertigten Vorteil gegenüber der Konkurrenz in der Opposition.
@Olaf:
Grundsätzlich unterstütze ich das System der ÖR als unabhängige Sendeanstalten. Allerdings verstehe ich die Zechpreller sehr gut, wenn sie bei den Gebaren der GEZ und der dazugehörigen politischen Riege keine Lust haben ein korruptes (Lustreisen, etc.) und total überteuertes Verwaltungssystem zu finanzieren. Daher plädiere ich auch für eine Reform der Gebührenerhebung (und am besten einschließlich der GEZ-Abschaffung) – nicht für deren komplette Abschaffung. Ich behaupte sogar, dass dies eine Mehrheitsfähige Meinung ist, nur die Politik hat’s noch nicht bemerkt – wie so oft.
Mit der GEZ wird eine Reform viel zu schwierig – dort sitzen zu viel Sesselpupser, die versuchen mit möglichst wenig Aufwand ihren Arbeitstag rumzubekommen. Die GEZ müsste radikal zusammengestutzt und neu besetzt und sämtliche Strukturen überarbeitet werden.
Unabhängig davon:
Den Mist in der Glotze kann man trotzdem nicht ertragen – zu viele Leute nutzen dieses Brot und Spiele – leider. Ich begrüße daher sämtliche Vorstöße der ÖR im Internet aktiver zu werden, da es mir die wirklich interessanten Informationen wesentlich besser aufbereitet, wie das viel zu statische Fernsehformat.
Aus gegebenem Anlass im Okular-Blog noch einmal in Kurzfassung (für meine Verhältnisse :) die kleinen aber feinen Beziehungsgeflechte von Springer/BILD mit CDU und FDP kommentiert und mit der Tagesschau-App kommentativ garniert.
http://bit.ly/bb20F5
@Jörg-Olaf Schäfers
„Alternative zum GEZ-Modell wäre die zur Zeit diskutierte Kopf- oder Haushaltspauschale“ –
nicht ganz. Alternative wäre eine Pauschale oder eine komplette Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Bzw. dessen vollständige Privatisierung.
Ich persönlich hätte nichts dagegen einzuwenden und kann mir eine Medienwelt ohne ÖR gut vorstellen. Warum sollte halbstaatliche Institutionen überlassen, was Private auch können?
Sicherlich haben hier einige Leute recht wenn sie darauf hinweisen, dass die iPhone-Applikation nicht den allergrößten Programmieraufwand mit sich bringt… doch darum geht es doch gar nicht. Die springenden Punkte sind doch vielmehr:
a) Warum nehmen die sich heraus, mit unseren Geldern irgendwelche Software-Programme entwickeln zu lassen? Das ist zugegebenerweise nocht nicht auf dem Niveau des MDR, der Gebührengelder an der Börse verzockt, doch Veruntreuung bleibt Veruntreuung.
Da schicken die Rundfunkanstalten bisher schon ungefragt DVDs ausgesuchter Programme per Post an jeden Haushalt in Europa und darüber hinaus* … jetzt gibts auch noch ARD-„gebrandete“ DVD Spieler an selektierte Haushalte hinterher.
Ich glaub die obige Analogie trifft es am Besten und mir muss noch jemand erklären, wo das im Rundfunktstaatsvertrag steht. Einfach zu sagen, „Die müssen ein Vollprogramm auf Augenhöhe mit den Privaten“ anbieten, ist zu einfach. Wenn die Privaten anfangen Mähdrescher zu produzieren, dann müssen die ÖR das auch? Oder wenn die Privaten eine Zeitung herauszubringen, dann auch die ÖR? Die Frage ist, was ist Rundfunk und wo hört er auf? Meiner Meinung nach ist Internet kein Rundfunk, und Software-Programme schon gar nicht.
b) Selbst wenn das Vorgehen unter (a) rechtmäßig ist: mit welcher Begründung lassen die denn was für’s iPhone entwickeln? Und eben nicht für’s Sony soundso und das Nokia wasauchimmer und das Nexus schießmichtot? Wenn Gebuhren verwendet werden, um eine Leistung bereitzustellen, wenn es also so ein Programm geben muss, dann muss es auch für jedes erdenkliche Multimedia-fähiges Endgerät erstellt werden… oder aber zumindest ausschließlich auf offenen Standards aufbauen um dann sagen zu können: „Tut uns leid, aber es steht Hersteller XY frei dieses Standards zu unterstützen.“
Sowas für ein proprietäres iPhone zu erstellen, nur weil der Chef genau dieses Modell hat, ist schlichtweg unakzeptabel (genauso wie das „Dann kauf Dir doch ein iPhone „Gegenargument“).
Ach ja, um zurück zum Thema zu kommen: Das Politiker so ziemlich alles für extra Einkommen oder Publicity tun, ist doch wirklich nichts neues, oder?
Meine These ist, dass man schon dahingehend veranlagt sein muss, da es uns noch viel zu geht, als das man aus Überzeugung in die Politik ginge. Ich schließe mich da natürlich ein.
Eine interessante Nachricht wäre heutzutage vielmehr, wenn man noch Leute mit Integrität vorfinden würde. Die sollte man versuchen herauszustellen. :)
* Als ob nicht jeder DAU einen Proxy einrichten könnte um den IP Filter zu umgehen.
Passend zum Thema gestern „Der Irrläufer der Woche“ bei Zapp:
Die Tagesschau im Internet gibt es jetzt schon seit 1996. […] „Resteverwertung“ (Handelsblatt, 26.08.1997) spöttelte die Presse damals. Man belächelte die „gutgemeinte Hilflosigkeit“ der Fernsehsender. Heute aber haben die Verleger das Internet für sich entdeckt. […] „Es gibt durchaus Äußerungen aus Verlegerseite, die sagen, ‚das Internet gehört uns. […]“
http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/archiv/boulevard_gesellschaft/durchgezappt254.html
@Olaf:
Ich für meinen Teil finde die ÖR richtig und wichtig, allerdings verstehe ich die Leute, die das korrupte („Lustreisen“) und aufgeblähte Verwaltungsmonstrum GEZ nicht unterstützen – auch durch Verweigerung der Gebühren.
Es muss reformiert werden, aber mit der GEZ geht das schlecht, da zu viele Leute einen gemütlichen und geut bezahlten Job haben und zudem zu viele Verschränkungen mit der Politik da sind. Daher wäre eine Abschaffung der GEZ mit Sicherheit einfacher und realistischer, als eine gelungene Reform. Es müsste so radikal gestutzt und umstrukturiert werden – der Aufstand und die Auflehnung würden alles lahm legen – besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende: Schnitt und Neuanfang.
Projekt 4,9 Prozent läuft hervorragend!
Wozu muss die Tagesschau eine App machen? Wozu muss es überhaupt irgendwer tun? Weshalb sind plötzlich alle Medienmacher so geil auf die autokratisch gemanagte Platform eines einzigen Anbieters?
Dazu im Tagesschau-Blog:
„Arbeiten wir exclusiv für Apple? Nein. Das iPhone ist nur eines von vielen Smartphones. Allerdings gibt es hier keinen einheitlichen technischen Standard. Wir wünschen uns natürlich offene bzw. einheitliche Standards und unterstützen solche Bemühungen. Eine vergleichbare Entwicklung findet zur Zeit bei den internetfähigen TV-Geräten (sog. Hybrid-Geräte) statt. Dort bedienen wir verschiedene technische Standards ohne Mehraufwand, weil stets der gleiche Content verbreitet wird. Der Aufwand für die technische Anpassung auf verschiedene Geräte ist vergleichsweise gering – wie schnell so etwas programmiert ist, haben ja einige User bereits in ihren Kommentaren beschrieben. Ich fände es unverantwortlich, jetzt erstmal einige Jahre die Hände in den Schoß zu legen und zu warten, ob es einen einheitlichen Standard gibt. Ganz persönlich: Da ich kein iPhone habe, wäre ich gelackmeiert, wenn es dafür ein exclusives Tagesschau-Angebot gäbe.“
@Hyperboreas:
Da ist zum Glück die Verfassung vor.
@paulze:
Aus dem gleichen Grund, warum sie sich herausnehmen irgendwelchen sündteuren Videokrempel zu kaufen oder sich irgendwelche Programme auszudenken. Es ist nötig, um ihren Auftrag zu erfüllen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mag viel sein, aber ganz sicher keine „halbstaatliche Institution“. Per Definition ist er sogar das genaue Gegenteil, nämlich staatsfern.
Das ist einfach. Weil Private es eben nicht können. Bestimmte Programmfarben (gerade das, was man gerne als Grundversorgung, Bildung, etc. bezeichnet) sind über Marktmechanismen nicht zu finanzieren (Mal überlegt, warum es bei den Privaten keine politischen Magazine gibt). PayTV ist – mit Blick auf die gesellschaftliche Funktion des ÖR – schlicht asozial.
Nun, im Original ist die Begründung des Bundesverfassungsgericht ein wenig länger. Vermutlich ein paar hundert Seiten. Du kannst sie gerne nachlesen, sie dürfte in der Wikipedia unter „Rundfunkurteile“ o.ä. verlinkt sein.
Worum es im dualen Rundfunksystem geht, ist aber auch so recht einfach erklärt. Die beiden Pole (ÖR Privat) sollen sich gegenseitig kontrollieren.
Damit dies möglich ist, müssen sie technisch und inhaltlich auf Augenhöhe agieren (Bestandsgarantie nennt das BVerfG das iirc).
Wenn du den ÖR nun auf „Grundversorgung“ bzw. letztendlich ein elitäres Bildungsfernsehen (Politik, Nachrichten, Kultur) zusammenkürzt, kann es seiner Aufgabe nicht mehr nachkommen. Es würde dann auch an Akzeptanz in der Bevölkerung fehlen.
Weil das iPhone mit ca. 900.000 Geräten in Deutschland über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt, das den Aufwand rechtfertigt bzw. fordert.
Sollten anderen Plattformen diese Marktrelevanz erreichen, wird man sich auch dort über entsprechende Anwendungen nachdenken.
Selbstverständlich kannst du auch weiterhin mit deinem Sony, HTC oder WTF auf bereits jetzt für die mobile Nutzung angepassten Seiten der Tagesschau zugreifen. Die App bietet halt einen Mehrwert (zunächst Bequemlichkeit) zu einem lächerlich geringen Preis. Ich kann daran beim besten Willen nichts schlechtes finden.
Oder sollten wir HDTV verzichten, weil manche Menschen noch ein SW-Radio haben? Na also.
@Nomis: Ganz ehrlich? Ich finde die Argumentation der Gebührenpreller heuchlerisch. Als ob es da im Prinzipien ginge.
Natürlich läuft bei der GEZ und ÖRs einiges falsch (Die Abläufe im Steuerrecht sind geradezu übersichtlich im Vergleich mit der Organisationsstruktur des ZDF ..).
Das ist wohl in jeder Firma so, wo mehr als 100 Leute beschäftigt sind. Sich an solchen Einzelfällen hochziehen, um sich mit Gewalt eine Begründung für die Gebührenverweigerung zu konstruieren, finde ich erbärmlich.
Ich weiß, dass ich mich mit der Argumentation nicht sonderlich beliebt mache, aber: Gerade auch der gerne gebrachte Einwand der selbsternannten Informationselite (hier, die Schlaubis im Internet), man wolle nichts mehr zahlen, weil man sich anders informieren und bespaßen könne, finde ich schlicht asozial und egoistisch.
Das ist de facto auf einem Level, auf den selbst ein Westerwelle nicht runterkommt.
Der Witz am öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist schließlich, dass er …
a) nicht nur solidarisch von allen Rundfunkteilnehmern (besser noch: Allen Mitgliedern der Gesellschaft) finanziert wird, sondern
b) auch den Mitgliedern der Gesellschaft zu gute kommt, die sich keine Zeit/SZ/FAZ whatever leisten können und die nicht die Zeit/Möglichkeit und Medienkompetenz haben, sich aus freien Quellen im Internet zu informieren.
Wenn die wenigstens 15 Minuten pro Tag für die Tagesschau finden, ist mir das tausendmal lieber, als wenn sich von Bild/RTL und Co. lobotomieren lassen.
Ich kann und will diese Menschen einfach nicht über die Klinge springen lassen, nur weil ich es mir leisten kann, bereits am Nachmittag im Internet kluge Reden zu schwingen.
Und genau deshalb halte ich das duale Rundfunksystem inkl. öffentlich-rechtlichem Rundfunk nach wie vor für die beste Idee seit Erfindung des geschnittenen Brotes.
Traurig, dass ihm nicht die Wertschätzung entgegengebracht wird, die es trotz aller Unzulänglichkeiten verdient.
@paulze: Unabhängig davon, ob einem das Prinzip GEZ gefällt oder nicht- Natürlich kann man die informationelle Grundversorgung einfach abschaffen, wenn einem der ÖR nicht passt. Und natürlich kann man den Begriff „Information“ auch einfach nur auf Rundfunk und Fernsehen reduzieren.
Dann sind wir wieder in der Steinzeitdenke der Informationstechnik angekommen. Information und deren Grundversorgung findet eben heute nicht nur über Radio und Fernsehen statt, sondern für viele (und immer mehr) ausschliesslich über Internet. Dass die Öffentlich-Rechtlichen sich hier anpassen und ihre Informationen auch über die neuen Medien vertreiben, nämlich dahin, wo die Empfänger sitzen, kann man ihnen wohl kaum anlasten.
Hier von Veruntreuung zu sprechen, ist doch weit hergeholt- konsequenterweise müsste man das bei jeder produzierten, uninteressanten Sendung einwerfen, ebenso, wie beim Internetauftritt, etc.
Was den Mähdrescher angeht: Wer sich mit der Materie beschäftigt findet massenhaft Dienstleistungen, die die Privaten online anbieten, die man bei den ÖR aber nach wie vor vergeblich sucht- weil sie nicht zum Auftrag gehören. Vom Reisebüro bis zum Game-Shop.
Es gibt ein funktionierendes System, in dem der Staat Inkasso ohne Einflussnahme auf den Empfänger macht, die Kirchensteuer.
Von daher ist es nicht nötig, dass man da ein Energieunternehmen (oder sonstwen) bemühen muss. Um die Finanzämter dazu zu bringen, Gelder für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu kürzen (weil der Inhalt politisch unerwünscht ist) wäre mehr Aufwand erforderlich, als es das jetzige Parteifunktionärsroulette in den Verwaltungen der Anstalten schon ist.
>
Weil das iPhone mit ca. 900.000 Geräten in Deutschland über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt
>
>
Sollten anderen Plattformen diese Marktrelevanz erreichen, wird man sich auch dort über entsprechende Anwendungen nachdenken.
>
Diese Aussage ist so falsch wie etwas falsches überhaupt nur falsch sein kann. Genau gesagt kommt diese Ihre Einschätzung schon einer Beleidigung der verschiedenen Marktteilnehmer nahe.
Machen Sie mal eine Webrecherche über die Marktanteile von Symbian, WinMobile etc. im Vergleich zum iPhone in der BRD. Apples Marktanteil dürfte sich so um die 1% bis 2% bewegen.
Und das ist für Sie Marktführerschaft? Oder gar ein Alleinstellungsmerkmal? Scheint mir, dass in ÖR-Konferenzen wohl ausschließlich iPhone-Benutzer sitzen. Würde mich auch nicht wundern. Die Marke ist halt hipp und Medienleute ja auch.
@Jörg-Olaf Schäfers
Wieso? Kann man damit neuerdings nicht mehr im Internet surfen, und Tagesschau.de aufrufen wie jeder andere Nicht-Apple-Smartphonebesitzer auch? Reicht das nicht? Oder muss demnächst auch noch mit GEZ-Gebühren eine Spezialanwendung für iPad-Besitzer geschrieben werden, oder sonst einem Gerät von einer achso-hippen Firma?
@okular
GEZ? ÖR Abschaffen? Hab ich mit keinem Wort erwähnt. Bin ich auch so pauschal gesagt nicht für.
@Jörg-Olaf Schäfers
Mal schauen, ob ich mir es mir antue und die Begründung durchlese. Wenn Sie allerdings mit Ihrer Erklärung recht haben, ist das so ziemlich die verquerteste Logik, die ich seit langem gehört habe; zumindest in Bezug auf den inhaltlichen Aspekt.
Die Bestandsgarantie ist also nicht im Rundfunkstaatsvertrag und der Gebührenfinanzierung zu finden (eben genau in den Punkten die Staats- und Marktferne, und damit potenziel unabhänigen hochwertigen Journalismus frei von Quotenhörigkeit, sichern sollen), sondern im (nichtexistierenden) marktwirtschaftlichen Wettbewerb und Wechselspiel mit den Privaten… Die ÖR mögen sich nach den Privaten richten, jedoch nicht umgekehrt. Sie wissen ja, dass die ÖR alles nachaffen werden.
Die ÖR agieren demnach lediglich reaktiv und befinden sich in einer Abwärtsspirale: Je mehr Mist die Privaten produzieren, desto mehr Mist werden die ÖR produzieren… um auf „inhaltlicher Augenhöhe“ zu bleiben. Sie graben sich ihr eigenes Grab; werden zu den „anderen“ Privaten; überflüssig und nutzlos.
Und dann kommt die Argumentation: Aber da gibt es ja noch die Tagesschau! Wir müssen wie die Privaten sein! Nur so kann man dafür sorgen, dass die Bevölkerung überhaupt noch ÖR schaut… genau, denn die Leute, die nur aufgrund von ihrgendeiner Seifenoper ÖR schauen, sind diejenigen, die dann eben nicht umschalten wenn mal was qualitativ hochwertiges folgt? Gerade jene Leute, die vom Zappen und Werbung-vermeiden einen wohltrainierten Zeigefinger auf der Fernbediehnung haben, lassen sich überraschen und überrumpeln?
„Oh nein! Bildung! Kultur! Nachrichten! Wie konnten sie nur?! Es kam so plötzlich. Das ist so… elitär! Jetzt ist es zu spät und ich muss es schauen!“
Oder:
„Diese ARD Telenovella war so herzergreifend schlicht und sinnfrei, jetzt schau ich doch mal glatt den ARD Doku Kanal an!“
Zum technischen Aspekt:
Sicher können und sollen die als Rundfunkanstalen auf der Höhe der Zeit bleiben solange das, im Sinner derer, die es sich nicht leisten können, optional bleibt. Gegen HDTV (TV – Nomen est omen!) ist nichts einzuwenden.
Aber was hat das mit dem Internetauftritt an sich und der Produktion einer proprietären Software für diesen zu tun (zum „Alleinstellungsmerkmal“ des iPhones haben sich ja auch andere schon geäussert)?
Das Internet ist ja gerade eben nicht Rundfunk, sondern ein neues Medium das parallel zu diesem existiert. Da kann man noch solange Rundfunk „upgraden“ wie man möchte, man kommt von dort nicht zum Internet.
Jetzt kommt: „Man kann dort aber Filme schauen!“ Ja und? Man kann Filme auch per DVD verschicken. Ist die Post Rundfunkt? Man kann dort auch Bücher lesen. Ist das Internet also Print?
Die Privaten sind eben nicht nur Rundfunkanstalten, sondern vielschichtige Unternehmen, und wenn man meint, man möchte im Internet ein Quartet aus ÖR, Privaten Rundfunkanstalten, Verlägen und privaten Leuten schaffen, die sich alle gegenseitig kontrollieren, dann muss halt ein Internetdienstleisterstaatsvertrag her.
@Volker H.
Ein wenig sortieren, reduzieren und umstrukturiern… é voilà: „Es gibt hier keinen einheitlichen technischen Standard, deshalb arbeiten wir für das iPhone, eines von vielen Smartphones.“ Die Argumentation macht nich wirklich viel sinn, oder? Und die Equivokation zwischen Tagesschau-App und der Möglichkeit auch einfach einen mobilen Webbrowser zu nehmen („exclusiv für Apple? Nein. Da ich kein iPhone habe, wäre ich gelackmeiert, wenn es dafür ein exclusives Tagesschau-Angebot gäbe.“) ist einfach nur herrlich.
Ich finde die ÖR ebenso richtig, wie wichtig. Allerdings geht ein Großteil der Gebühren für die GEZ und ihre archaischen und verkorksten Strukturen drauf.
Ich begrüße die Erweiterung der ÖR hin zum Internet und neuen Medien, denn der Content wird so wesentlich besser transportiert und besser abrufbar. Gerade die Mediatheken sind Gold wert (man denke an Videos für Lehrzwecke, etc.) und vereinfachen die Nutzung des Angebots für alle Anwender enorm. Dass bei weitem nicht alle Programmbeiträge meine persönliche Zustimmung finden dürfte klar sein, aber auch hier erkläre ich mich dazu bereit das mitzufinanzieren, solange es die Leute offenbar sehen wollen. Was ich nicht sehe ist das Eintreibersystem mitzufinanzieren. Da wären mir Pauschalabgaben, die schlichtweg jede Menge unnötig bezahlter Arbeit einsparen wesentlich lieber (z. B. beim Kauf von Empfangsgeräten, oä.).
Ansonsten teile ich die Ansicht, dass alle dieses ÖR-System gemeinsam tragen sollten, da die Unabhängigkeit extrem wichtig ist (man vgl. nur mal die italienischen Medien *grusel*).
Darf ich dann in Zukunft auf meinem iPhone (mit T-Mobile Vertrag) die Tagesschau am Sa. 20:00 mit oder oder Fussball sehen?
Im Livestream muss die ARD die Spieltagszusammenfassung der Bundesliga ja aus lizenzrechtlichen Gründen „ausblenden“, da die Rechte für die Internetvermarktung bekanntlich bei der Telekom liegen.
Nicht dass die ARD jetzt auch noch einen extra Stream für die iPhone-People anbieten muss, da müssten dann höchstwahrscheinlich auch noch die GEZ-Gebühren angehoben werden ;-)
@Jörg-Olaf Schäfers
Noch ein Nachtrag in Hinblick auf „elitär“ und „solidarisch“.
Seit wann ist denn Kultur elitär?
Das ist doch vollkommen verdreht. Kultur ist doch nicht nur Oper, sondern auch mal eine Rock-Konzert oder der Musikantenstadl. Das ist mal eine Messe und mal ein Karnevallsumzug. Das ist Sport und Kunst. Das ist vor allem: Vielfalt. Und nicht der jetzige repetitive Einheitsbrei.
Das ist eben nicht elitär sondern das genaue Gegenteil: Endlich mal die Inklusion von allen Mitbürgern in all ihren Facetten.
Seit wann sind denn Bildung, Politik und Nachrichten elitär?
Das ist doch gerade das, was man insbesondere den ärmeren und bildungsfernen Menschen näherbringen möchte. Damit sie informierte Entscheidungen treffen können; von alltäglichen Dingen bis hin zur Wahl. Damit ihnen Bildung schmackhaft gemacht wird und ihnen u.U. Wege aus der Armut aufzeigt werden.
Das ist eben nicht elitär sondern das genaue Gegenteil: Das ist jedermanns Grundrecht und das ist Solidarität.
Das, was wirklich asozial ist, ist aufzugeben und zu sagen: Na wenigstens haben sie die Tagesschau gesehen. Den Rest des Tages füttern wir sie mit 08/15 Ramsch.
Schlechtes Programm gibt es schon; auch kostenlos. Da müssen wir also als Gemeinschaft nicht noch extra für zahlen.
Und anstelle sie vor den Privaten zu schützen und ihnen Hilfsmittel wie kritisches Denken zur Verfügung zu stellen gibt’s vor der Tagesschau kritiklose Beiträge über Engelsheilung oder Homöopathie und am Tag darauf eine vollkommen grundlose Panikmache zum Thema Impfungen und deren (nichtexistierende!!!) Korelation zu Autismus.
Und da kommt dann Ihr Punkt b) zum Tragen: Fehlende Medienkompetenz. Wo sollen sie die auch lernen bei dieser Fernsehlandschaft? Wenn’s die ÖR sagen, muss es schon stimmen, nicht wahr?
Also werden die Kinder nicht geimpft und Anrufe beim Wunderheiler und den Gameshows auf Kanal 20 bis 200 sind der beste Ausweg aus der Situation.
Und wieviel hat Axel Springer der guten Frau gezahlt ?
Und wie war das mit der Mövenpick-Spende an dieselbe Partei und – schwupp – ist die MwSt für Hotels gesenkt…
Diverse Politiker meinen mal wieder, zum einen einen Wirtschaftszweig dadurch „schützen“ zu wollen, dass man ihm erlaubt, auf ewig in der Vergangenheit zu leben, und zum anderen zeigen zu müssen, wie sehr bei ihnen Meinung und Ahnung auseinanderliegen. Das hat zum einen weder etwas mit freiem Wettbewerb zu tun (in dem gehen Unternehmen unter, die nicht mit der Zeit gehen), zum anderen ist es im konkreten Fall herrlich naiv. Und selbst wenn irgendjemand die ARD daran hindert, ein App für’s iPhone zu machen – zwei Wochen später gibt’s im Android Market eine für Google-Handys. Da die Verlage nicht beschwert sind haben sie keinerlei Handhabe dagegen, die ARD, deren Inhalte abgegriffen werden, hat keinen Grund, Einspruch zu erheben. Ähnlich stellt sich ja bereits die Situation mit der BBC dar: BBC-Apps gibt’s im Android Market im Dutzend billiger….
Nochmal zum mitschreiben…
es reicht völlig die mobile Seite aufzurufen…
http://www.tagesschau.de/mobilecast/
…und auf dem iPhone das „+“-Symbol zu klicken im Browser und „Zum Home-Bildschirm“ auszuwählen. Schon hat man seine Tagesschau-App.
Das geht auch mit zieg anderen mobilen Webseiten.
Kann man aus dem Internet nicht einfach mal zur Abwechslung alles mit #FDP-hashtag rausfiltern? Wer baut uns die Filtertechnologie für den Privatbrowser?
Ich kann dieses ganze zeug nicht mehr lesen…
Ganz klar eine Spendensammelaktion: Nach den Hoteliers gibt’s bald Geld von den Verlegern. Ich hoffe, dass die FDP ihre nächste Wahlergebnis-Hochrechnung von 4,3 Prozent auf der Tagesschau-App sehen kann.
@Robin: Über die Positionen haben wir schon genug berichtet. Die Leier wird ja nicht neu, auch wenn Bild sie immer wieder neu auflegt. Ich finde die Personalfrage hingegen schon sehr interessant und für die eigene Nachricht in der Sache, damit unbedarfte Leser sich ein Bild machen können, wie vielleicht die Bild-Schlagzeile zusammen gekommen ist.
@Jörg-Olaf Schäfers:
„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mag viel sein, aber ganz sicher keine “halbstaatliche Institution”. Per Definition ist er sogar das genaue Gegenteil, nämlich staatsfern.“
Wenn wir schon bei solchen Grundsatzdebatten sind: staatsfern heißt meiner Meinung nach eben nicht „nicht-staatlich“, sondern nur, daß der ÖR der Kontrolle durch die Regierung entzogen ist. Trotzdem bleibt er eine öffentliche Institution im Gegensatz eben zu einer privaten. Und das trifft der Begriff „halbstaatlich“ doch ziemlich gut.
„Weil Private es eben nicht können. Bestimmte Programmfarben (gerade das, was man gerne als Grundversorgung, Bildung, etc. bezeichnet) sind über Marktmechanismen nicht zu finanzieren“
Sicher nicht? Oder ist es vielleicht eher so, daß das Politik/Kultur/Volksmusik-Segment von den Privaten nicht bedient wird, weil es fest in der Hand der ÖR ist und Konkurrenz sich hier nicht lohnen würde? Wie sieht es den im Print-Bereich aus? Es gibt Tageszeitungen aller Niveaustufen, von Express bis Süddeutsche ist alles vertreten, und jedes Segment wird versorgt, auch ohne daß es eine öffentlich-rechtliche Tageszeitung gibt. Warum sollte eine solche Nachfrage nicht auch in einem Markt für Rundfunkmedien bestehen und entsprechend bedient werden können?
„…auch den Mitgliedern der Gesellschaft zu gute kommt, die sich keine Zeit/SZ/FAZ whatever leisten können und die nicht die Zeit/Möglichkeit und Medienkompetenz haben, sich aus freien Quellen im Internet zu informieren.“
Und wenn es nur privaten Rundfunk gäbe, könnten diese Menschen sich dann nicht mehr informieren? Ich halte die These, daß beim Wegfall des ÖR die gesamte Rundfunklandschaft nur noch aus RTL und Konsorten bestehen würde, für abwegig. Und by the way: ich kann auch nicht verstehen, warum alle die Tagesschau so toll finden, der Informationsgehalt da ist auch ziemlich beschränkt und das Ganze für kulturell wertvoll zu halten, nur weil keine Promi-News vorkommen ist auch ziemlich merkwürdig.
@Hyperboreas:
„Sicher nicht? Oder ist es vielleicht eher so, daß das Politik/Kultur/Volksmusik-Segment von den Privaten nicht bedient wird, weil es fest in der Hand der ÖR ist und Konkurrenz sich hier nicht lohnen würde? Wie sieht es den im Print-Bereich aus? Es gibt Tageszeitungen aller Niveaustufen, von Express bis Süddeutsche ist alles vertreten, und jedes Segment wird versorgt, auch ohne daß es eine öffentlich-rechtliche Tageszeitung gibt. Warum sollte eine solche Nachfrage nicht auch in einem Markt für Rundfunkmedien bestehen und entsprechend bedient werden können?“
Weil sie’s sonst machen würden? Es ist schon ziemlich absurd, einerseits behaupten zu wollen, dass es einen Markt gibt, andererseits, dass sich eine Investition nicht lohnen würde. Nur weil es etablierte Marktführer gibt soll sich eine Investition nicht lohnen? Das führt Privatfernsehen als ganzes ad absurdum. Du musst Dir schon raussuchen, wie Du’s haben willst.
„Und wenn es nur privaten Rundfunk gäbe, könnten diese Menschen sich dann nicht mehr informieren? Ich halte die These, daß beim Wegfall des ÖR die gesamte Rundfunklandschaft nur noch aus RTL und Konsorten bestehen würde, für abwegig.“
Mag ja sein. Nur ist das kein Argument. Ich kann auch sagen, dass ich die These, dass die Erde rund sei, für abwegig halte. Überzeugen werde ich davon kaum jemanden. Und wer sich die Presselandschaft andernorts anschaut, der sieht durchaus gute Grundlagen für die von Dir zitierte These.
„Und by the way: ich kann auch nicht verstehen, warum alle die Tagesschau so toll finden, der Informationsgehalt da ist auch ziemlich beschränkt und das Ganze für kulturell wertvoll zu halten, nur weil keine Promi-News vorkommen ist auch ziemlich merkwürdig.“
Siehe oben. Nur weil Du glaubst, der Mond sei aus Käse, ist das kein überzeugender Beitrag zur Diskussion. Deine persönliche Meinung ist Dir unbenommen, Du solltest sie aber nicht mit einem Argument verwechseln.
Eine Europaabgeordnete beschwert sich über eine _geplante_ Tagesschau-App?
Dann wird sie bei einem Blick nach Schweden wohl im Dreieck springen. Dort ist ein öffentlich-rechtliches App nämlich schon Realität:
http://netzwertig.com/2010/02/11/debatte-um-tagesschau-app-warum-sich-ein-blick-in-den-hohen-norden-lohnt/
Und regen sich Schweden darüber auf? Nö. Wahrscheinlich auch nicht die schwedischen EU-Abgeordneten.
Wäre generell hilfreich, wenn sich ein paar Programmierer für quelloffene Programme finden würden, die dafür sorgen, das der normale Gebührenzahler den maximal möglichen Nutzen aus dem Angebot der ÖR ziehen kann. Idealerweise so, das die Rundfunkräte & Politik gar nicht davon behelligt werden oder irgendwas genehmigen oder verbieten können.
@Hyperboreas (#38):
Ich nehme an, der ursprüngliche Grund, warum man öffentlich-rechtliche Radio- und TV-Sender geschaffen hat, war die Erkenntnis, dass es sich bei TV und Rundfunk — anders als bei Printmedien — um öffentliche Güter im wirtschaftswissenschaftlichen Sinn handelt; das heißt niemand kann von ihrem Konsum ausgeschlossen werden (anders als bei einer Zeitung: man kauft ein Exemplar, oder man kann sie nicht lesen) und deshalb auch kein Sender effektiv Geld von seinen Zuschauern kassieren. Anders als eine Zeitung, die mindestens die Hälfte ihrer Einnahmen von den Lesern hat (und damit daran Interesse im Blick haben muss), wäre ein privater TV-Sender nur von den Werbekunden abhängig (so war wohl die Überlegung, als Decodersystem noch nicht denkbar waren). Damit wird die Bereitsstellung von Information via Radio und TV zur Aufgabe des Staates (womit nicht der Inhalt gemeint ist). Gleichwohl kann das im Internet ganz anders ablaufen, denn hier kann man auch den Leser individuell zur Kasse bitten, wie es bspw. das Wall Street Journal seit einiger Zeit erfolgreich vormacht. Im Internet müsste es also keinen öffentlich-rechtlichen Anbieter geben.
Diese Dame ist für mich das Paradebeispiel einer verschobenen Politikerin und wenn sie nicht so hübsch wäre, würde sie kein Mensch beachten.
Pfui Frau Koch-Mehrin !