Jugendmedienschutz: Internetsperren wg. Glücksspiel?

Die deutschsprachige Poker-Webseite „Poker Olymp“ überraschte ihre Leser heute mit einem leidlich lustigen Aprilscherz. Die Regierung plane, dass Poker als unerlaubtes Glückspiel für Deutsche im Ausland strafbar würde. Mehrere Casinos in Las Vegas hätten bereits zugesichert, deutsche Zocker zukünftig den Behörden zu melden. Mit etwas Pech würde auf die Spieler bei ihrer Rückkehr nach Deutschland dann bereits ein Strafbefehl warten.

Hahaha, sehr witzig. Und natürlich Mumpitz. Ein Aprilscherz eben. Kein Aprilscherz hingegen soll sein, was Alvar Freude heute bzgl. Internetsperren wegen Glücksspiel aus Rheinland-Pfalz meldet:

Die Bundesländer wollen an Internet-Sperren im Kontext des Jugendschutzes festhalten. Woran das liegt? Vielleicht, weil sie entsprechende Sperren auch im Bereich des Glücksspiels haben wollen. Und das ist kein Aprilscherz. […]

Rein prinzipiell ist das nichts neues, solche Sperren wurden schon 2008 in Hessen gefordert, vor fast einem Jahr wurde bekannt, dass Hessen 25 Seiten gesperrt haben wollte. […]

Interessant ist hier aber: die Frage, ob solche Sperren bei Glücksspiel genutzt werden sollen, taucht eben in einem Fragenkatalog der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz auf. Diese ist beim Jugendmedienschutz-Staatsvertrag federführend.

Nebenan im Odem-Blog gibt es den Volltext und ein geleaktes Dokument (PDF) aus der Staatskanzlei RLP.

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9 Ergänzungen

  1. Ich tendiere mittlerweile dazu am 1.April keiner einzigen Meldung mehr zu trauen, nachdem das ganze irgendwie inflationär ausgeartet ist. Auch diese Meldung nehme ich erst ab morgen ernst, wenn keine April-Erklärung erfolgt.

  2. Schuld ist übrigens mal wieder die SPD, die in RLP alleine regiert. Es wird dringend Zeit für mehr PIRATEN. Erst bei über 5% wachen die Etablierten wohl mal auf und orientieren sich um. 2011 sind Landtagswahlen. Da heißt es Klarmachen zum Ändern!

  3. Irgendwie nicht überraschend, diese Meldung.

    Weder als Aprilscherz noch als richtige Nachricht.

  4. Dass die Länder Glücksspielseiten sperren wollen könnten, ist so weit nicht hergeholt. Es sei daran erinnert, dass die Bundesländer in DE für das Glücksspiel zuständig sind, und Glücksspiel-Webseiten liegen a) nicht unter ihrer Hoheit und b) verdienen sie an denen nichts. Dass es den Ländern in erster Linie um den Jugendschutz gehen soll, wie immer mal von Politikern behauptet, halte ich für den eigentlichen Aprilscherz. Hier geht es um Macht, Kontrolle und jede Menge Geld.

  5. Man muss jetzt nur noch ein paar Internet-Glückspiel-Opfer medial wirksam aufbereiten (bzw. erst einmal finden). Dann klappt es auch schnell mit der öffentlichen Meinung.

  6. Die Bundesländer sollten im Kontext des Jugendschutzes auch einmal über Zugangssperren zu katholischen Kirchen nachdenken.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.