Liebe Leser:innen, das Schöne dabei, Texte von Kolleg:innen zu lesen, ist all das Neue, das man daraus lernt. Heute ging mir das besonders so bei dem Artikel von Vincent Först über politische Edits auf TikTok. Ich kann den nur allen empfehlen, die nicht selbst dauernd auf der Videoplattform unterwegs sind. Denn auch wenn und gerade […]
Mein Problem mit allen diesen Sachen ist: Sie zeigen nicht, dass eben z.B. mit Kameras größtenteils Scheinsicherheit geschaffen wird.
Zeigt sehr schön, dass diese Sicherheit nur ein Flickwerk sein kann und das es in keinem Verhältnis zu dem steht, was man dafür aufgibt. Das Teil ist von 2002, mir fällt da spontan der Begriff Kassandraruf ein.
Ich muss das noch genauer durchdenken und v. a. formulieren, aber ich bin inzwischen der Meinung, daß wir, i. e. Kritiker der zunehmenden Überwachung/Datensammlung/etc., aufs falsche Pferd setzen und uns v. a. die Spielregeln diktieren lassen, also den Diskurs nicht gestalten, sondern darin gefangen sind – wie man auch in diesen Illustrationen sieht.
Es gibt IMO den Gegensatz „Sicherheit vs Privatssphäre“ NICHT, es geht vielmehr um „KONTROLLE vs Privatssphäre/Freiheit“.
Der Widerspruch zwischen Sicherheit auf der einen und Freiheit auf der anderen Seite ist ein KONSTRUIERTER, v. a. erschaffen von denjenigen, die behaupten, Sicherheit schaffen zu wollen und dies nur auf Kosten der Privatssphäre/Freiheit tun zu können.
Ist dieses Gegeneinander erst einmal etabliert, und das ist es leider auch auf Seiten der Kritiker, ist man darin gefangen.
Wie kann man nur gegen mehr Sicherheit sein? Das kann man sehr schlecht argumentieren – und zudem will wohl auch kaum einer der Kritiker zunehmender Überwachung _weniger_ Sicherheit.
Ich bin der Meinung, Sicherheit ist eng gekoppelt mit Freiheit, aber nicht in einer „negativen“ gegenseitigen Abhängigkeit, i. e. vermehrt man das eine, verringert sich das andere („zero-sum game“, vgl. http://www.schneier.com/blog/archives/2008/01/security_vs_pri.html).
Sie stehen vielmehr auf „einer Seite“ und ihnen gegenüber befindet sich „Kontrolle“, v. a. im Sinne einer Fremdkontrolle.
Nimmt diese Kontrolle zu, verringert sich alles andere:
* Freiheit, denn ich kann mich nicht mehr so frei bewegen wie zuvor, da Grenzen dieser Freiheit von jemand anderem definiert und gezogen werden
* Privatssphäre, denn Eingriffsmöglichkeiten höhlen diese aus
* Sicherheit, denn ich bin nicht sicher sein vor derlei Eingriffen
Das war jetzt sehr simpel und pauschalisiert, aber es geht mir um den grundsätzlichen Gedanken, der sich anscheinend gerade langsam auch unter den Kritikern ausbreitet.
Eigentlich wurde diese Idee bereits im Zusammenhang mit der „informationellen Selbstbestimmung“ herausgearbeitet, denn schon der Begriff macht klar: es geht darum, selbst bestimmen zu können, i. e. die Kontrolle zu haben.
Ich halte diese Überlegung für sinnvoll und fruchtbar, v. a. wenn es darum geht, als Kritiker die Initiative übernehmen zu können und nicht mehr bloß auf Vorstöße der „Kontrolleure“ zu reagieren.
Ich hoffe, der Post geht hier nicht unter und würde mich sehr über weitere Gedanken freuen.
@Stefan: „Wie kann man nur gegen mehr Sicherheit sein? Das kann man sehr schlecht argumentieren – und zudem will wohl auch kaum einer der Kritiker zunehmender Überwachung _weniger_ Sicherheit.“
Ich als Abenteurer will weniger sicherheit.
Grüße aus Spanien! ;-)
that orange thing in the corner is really annoying!!!
In the words of the immortal Artie Shaw: „Interesting, but stupid.“