Am Wochenende konnte ich auf einer Bahnfahrt mal das Buch „Jeffersons Erben – Wie die digitalen Medien die Politik verändern“ von Tobias Moorstedt lesen. Es ist in der edition Suhrkamp erscheinen, 165 Seiten kurz und kostet 9 Euro. Das Buch zeigt anschaulich, wie der Wahlkampf in den USA im Netz funktioniert. Der Autor hat dabei mit den richtigen Menschen gesprochen und bietet einen guten Überblick über das aktuelle Geschehen.
Die USA sind die älteste (Medien-)Demokratie der Welt. Franklin D. Roosevelt unterhielt sich in den dreißiger Jahren bei den »Fireside Chats« per Radio mit den Wählern, John F. Kennedy war der erste Präsident des TV-Zeitalters, 2008 kommt die nächste Medienrevolution: Barack Obama und John McCain kämpfen vor allem im Internet um Stimmen, werben auf MySpace und sammeln so Millionen an Spendengeldern und rekrutieren eine Armee von Graswurzelaktivisten. Tobias Moorstedt erkundet in seiner Reportage, wie die politische Software den demokratischen Prozeß verändert. Er trifft junge Texaner, die durch das Netz mit liberalen Gedanken in Kontakt kommen, begleitet Bürgerjournalisten und spricht mit Internetstrategen und Bloggern – den Meinungsführern des 21. Jahrhunderts.
Nach dem Lesen hatte ich zwar wenig neues gelernt, aber ein wenig Neid blieb trotzdem auf die USA, wo sich Politik schon etwas weiter transformiert hat als hierzulande. Dort wird man nicht mehr schräg angeschaut, wenn man sich über Auswirkungen von Open-Source-Paradigmen auf die Politik Gedanken macht. Und auch das Wille zum Experimentieren ist dort größer ausgeprägt. In Deutschland bekomme ich von Kunden oftmals zu hören, das sei ja alles mit dem Internet zu technisch, was wir vorschlagen. Und man wählt dann lieber was altbewährtes, was schon vor Jahren klappte. In den USA macht man es einfach, experimentiert und probiert neues aus.
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