Die Woche mit Peter Glaser (KW51)

Mehr oder weniger regelmässig gibt es hier zukünftig “Die Woche mit Peter Glaser”. Peter Glaser begleitet seit Anfang der 80er Jahre als Schriftsteller und Ehrenmitglied des Chaos Computer Clubs (CCC) die Entwicklung der digitalen Welt. Sein Blog “Glaserei – Bemerkenswertes aus der digitalen Welt” betreibt er bei der Stuttgarter Zeitung.

Was war gut diese Woche?

Dass die ersten Tonnagen mit Weihnachtskeksen von der österreichischen Verwandtschaft eingetroffen sind. Keine Chance mehr für Krisenempfindungen. In Tom Wolfes “Fegefeuer der Eitelkeiten” ist meine Lieblingsszene auch die, in der die Frau von Sherman McCoy, dem großen Broker, ihrer Tochter zu erklären versucht, worin Daddys Arbeit besteht: “Stell dir vor, jedesmal wenn du jemandem ein Stück Kuchen gibst, fallen ein paar Krümel ab, die du behalten kannst. Wenn du genügend Kuchen herumreichst, hast du bald genügend Krümel für einen gigantischen neuen Kuchen.”

Geklaute Stollen sollen den aktuellen Datenschutzskandal rund um Kreditkarten ausgelöst haben. Eine Geschichte, die für viele wie eine Verschwörungstheorie klingt, für andere wiederum so dämlich ist, dass sie wahr sein muss. Was denkst Du?

Was heißt Verschwörungstheorie. Es ist doch offensichtlich, dass mit den Mikrofilmen dieser Kreditkartenabrechnungen nur von den Machenschaften der Stollenmafia abgelenkt werden soll. Dass die Kurierfahrer ihre Stollensucht derart irrational zu vertuschen versucht haben – und dass es sich dabei längst um ein Massenphänomen handelt -, spricht ja Bände. Man darf durchaus auch politische Verstrickungen im Hintergrund vermuten. Es ist zum Beispiel erstaunlich, dass nicht wie sonst in vergleichbaren Fällen sofort gefordert wird, die Verbreitung von Stollenrezepten im Internet zu ahnden.

Diese Woche jährte sich zum 25sten mal das Volkszählungsurteil. Was hat uns das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gebracht?

Das Bewußtsein, dass die persönlichen Daten etwas sind, womit wir uns selbst beschreiben und nicht etwas, womit wir beschrieben werden – von Behörden, Firmen und so weiter. Ein erster Schimmer eines solchen Bewußtseins jedenfalls. Parallel dazu hat sich gezeigt, wie gering immer noch die Lust der Bürger ist, souverän zu sein, und wie verbreitet die fatale Mischung aus Untertanengeist und Bequemlichkeit.

In den USA wurden mehr als 1000 Experten zur Zukunft des Internets im Jahre 2020 befragt. Gibt es neue Trend-Erkenntnisse, die sich vor einigen Jahren noch nicht abgezeichnet haben?

Das ist eine sehr langweilige, konservative Vorausschau. Damit sichern sich die Experten dagegen ab, dass sie später jemand mit dem Unsinn zitieren kann, den sie verzapft haben. Da solche Zukunftsvorhersagen in einem Bereich, der sich so schnell entwickelt wie das Netz aber immer Unsinn sind, ist damit ihr Hauptzweck verfehlt: Entertainment.

Hallo, Leute – ich wünsch euch allen frohe Weihnachten.

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