Spiegel-Online hat heute Teil 2 des Interviews mit Tim O’Reilly zu Web 2.0 veröffentlicht: 3D-Drucker werden unser Leben verändern.
Auch im zweiten teil wird deutlich, dass in der Diskussion um „Web 2.0“ viel von Open-Source-Strategien gelernt werden kann:
SPIEGEL ONLINE: Herr O’Reilly, in jüngster Zeit wird immer wieder die Qualität von Online-Communitys wie Wikipedia oder der Nachrichtenseite digg diskutiert. Letztere hat zum Beispiel sehr gut informierte, technikaffine Nutzer, die oft wirklich Interessantes und Neues ausgraben. Doch wenn die Seite vom Mainstream überrannt würde, wäre es damit schnell vorbei. Kann man solche Entwicklungen kontrollieren?
Tim O’Reilly: Sehen Sie sich die Entwicklung der Communitys zu Open-Source-Software an. Die haben in diesem Bereich eine lange Tradition und sind deshalb ein gutes Beispiel. Dort gibt es ein abgestuftes System – und Wikipedia hat davon einiges übernommen, was eine kluge Entscheidung war. Jeder kann einen Vorschlag machen, zum Beispiel einen Bericht über einen Programmierfehler oder einen Patch einreichen. Aber der wird dann erst genutzt, wenn jemand im inneren Kreis sagt: „Oh, der ist gut, den wende ich jetzt an.“ Man wird in diesen inneren Kreis nur eingeladen, wenn man genügend Nützliches beigesteuert hat.
Wikipedia funktioniert nicht (!) nach dem Open-Source-Prinzip. Wenn nur ein kleiner Kreis bestimmen würde, was durchgelassen wird, gäbe es Wikipedia in der heutigen Form und in der beeindruckenden Qualität nicht. Eines der wichtigsten Prinzipien, warum Wikipedia funktioniert, ist die Anonymität der Beteiligten.
Übrigens – ich bin kein Freund von Second Life – aber auch dort ist Anonymität eine wichtige Voraussetzung, dass unglaublich viele sich gleichberechtigt (nur moderiert) am Aufbau der virtuellen Welt konstruktiv beteiligen.
O’REILLY redet einen Unsinn nach dem anderen. Nur weil er als erster ein paar Geschäfte im Internet gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass er das Internet verstanden hat.