24 Stunden klicken gegen Internetzensur

Noch bis morgen früh 11 Uhr läuft die Aktion „24 Stunden klicken gegen Internetzensur“ von „Reporter ohne Grenzen“. Mit der Aktion sollen die „schwarzen Löcher des Internet“ geschlossen werden. „Jeder Klick zählt,“ so Reporter ohne Grenzen, „Und jeder Klick hilft Reporter ohne Grenzen, sich noch nachdrücklicher für einen freien Informationsfluss im Internet einzusetzen.“ Im Visier der Menschenrechtsorganisation sind 13 Länder, in denen das Recht auf freie Meinunsäußerung massiv verletzt wird: Ägypten, China, Iran, Kuba, Myanmar, Nordkorea, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien, Turkmenistan, Usbekistan, Vietnam und Weißrussland. Abgestimmt werden kann auf http://www.rsf.org/24h/

Gleichzeitig startet die Organisation eine eigene Blog-Plattform. Die Preise für ein Blog auf der Plattform http://www.rsfblog.org bewegen sich zwischen 5,90 und 14,90 Euro, wählbar sind zahlreiche Optionen, beispielsweise MoBlog- und Podcasting-Funktionen oder besonders viel Speicher. Ein Teil des Geldes geht an „Reporter ohne Grenzen“ und deren Hilfsfonds: „Der Hilfs-Fond der Organisation unterstützt Familien von Internetnutzern, die in repressiven Ländern für das, was sie online veröffentlicht haben, hinter Gittern sind.“ Außerdem ist es möglich, eine Patenschaft für einen inhaftierten Internet-Dissidenten zu übernehmen: „Foto, sowie Lebenslauf des Inhaftierten erscheinen dann automatisch rechts neben ihrem Blog.“ Das Schicksal der Gefangenen öffentlich zu machen, erhöhe dessen Chance, frei zu kommen.

1 Ergänzungen

  1. Im Grunde halte ich die als erste internationale Online-Demo angekündigte Aktion „24 Stunden Klicken gegen Internetzensur“ der RSF für sehr gelungen, doch stellt sich mir die Frage, inwieweit die letztendlich registrierten 18458 Klicks tatsächlich dazu beitragen können, an der bestehenden Situation etwas zu ändern. Die Demonstration hatte aus meiner Sicht den Charakter einer „virtuellen Lichterkette“, an der (wohlgemerkt weltweit „lediglich“ 18458)Menschen teilgenommen haben, die sich wahrscheinlich ohnehin für dieses Thema interessieren. Einen Grund hierfür sehe ich in der geringen Präsenz solcher Themen in den klassischen Medien. Bei der heutigen Lektüre von drei der führendenden überregionalen deutschen Tageszeitungen (FR/ SZ/ FAZ) fiel auf, dass die Berichterstattung sehr dürftig ausfiel und lediglich zwei (SZ und FAZ) der drei Zeitungen überhaupt über die Demonstration berichteten. Der SZ genügte ein neutral gehaltener 6-Zeiler auf der Medienseite und nur die FAZ hielt es für nötig, in einem (wiederum recht kurzem) Artikel über die Aktion und vor allem deren Hintergründe zu informieren. Hinzu kommt, dass die Aktion bereits gestern morgen 11.00h anlief und heute Vormittag um 11.00 endete und demnach diese Berichte eigentlich schon in den gestrigen Ausgaben hätten stehen müssen, um den Lesern überhaupt eine Möglichkeit zu geben, sich an der Aktion der RSF zu beteiligen.
    Demonstationen im Internet haben leider im Gegensatz zu ihren realen Pendants den Nachteil, dass es nahezu unmöglich ist, zufällig darauf aufmerksam zu werden. Da ihr Nachrichtenwert von den klassischen Medien offensichtlich und meiner Meinung nach auch nicht ganz zu unrecht als eher gering eingestuft wird, beschränkt sich die Möglichkeit von derlei Aktionen zu erfahren weitgehend darauf, gezielt auf den Homepages möglicher Initiatoren nach Informationen zu suchen oder deren Newsletter zu abonnieren. Dass die Zahl derer, die diesen Weg wählen, eher gering ausfällt erscheint logisch, ebenso wie die Tatsache, dass es sich hierbei aller Wahrscheinlichkeit nach um eine überdurchschnittlich interessierte Minderheit handeln dürfte.
    Da ich annehme, dass es viele Menschen gibt, die sich potentiell an einer Aktion wie „24 Stunden klicken gegen Intenetzensur“ beteiligt hätten, wenn sie davon gewusst hätten, stellt sich mir die Frage, ob die Zahl von 18458 Teilnehmern weltweit nicht durch eine bessere Berichterstattung im Vorfeld der Aktion und durch größeres Interesse anderer Medien hätte vervielfacht werden können. Zwar habe ich keine Informationen darüber, wieviel Aufmerksamkeit die Presse anderer Länder diesem Thema gewidmet hat, doch spricht die verhältnismässig geringe Teilnehmerzahl aus meiner Sicht dafür, dass die Resonanz allgemein eher gering gewesen sein dürfte.
    Dass die Online-Demonstration tatsächlich dazu beitragen kann, die schwarzen Löcher im Internet zu schliessen halte ich für unwahrscheinlich, was jedoch nicht den Wert dieser Aktion schmälert. Demonstrationen im Internet sind eine sehr junge Form der politischen Partizipation, die sich erst noch entwickeln und etablieren muss. Aufgrund der Tatsache, dass es sich, wie angekündigt, nur um die erste internationale Online-Demonstration dieser Art handelte und dieser ersten hoffentlich noch weitere folgen werden, bleibt die Frage offen, ob das Internet durch solche Aktionen tatsächlich sein demokratisches Potential offenbaren kann oder ob es eine weitgehend ungehörte Form der Beteiligung weniger Interessierter bleiben wird.

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