Eagle-Eye Photo ContestWettbewerb ruft dazu auf, Orte der Überwachung zu fotografieren und zu veröffentlichen

Der Frankfurter Kunstverein startet einen coolen Foto-Wettbewerb: Landschaften der Überwachung.

Der Eagle-Eye Photo Contest: Landschaften der Überwachung ist kein Wettbewerb der üblichen Sorte. Anstatt die Aufmerksamkeit auf süße Tiere oder hübsche Landschaften zu richten, sind hier Fotografen, Künstler und die Allgemeinheit dazu aufgefordert, die Landschaften der Überwachung im heutigen Deutschland zu erkunden und fotografisch festzuhalten. Von Basisstationen der amerikanischen NSA und des deutschen BND mitten unter uns, bis hin zur geheimen Spionage-Ausrüstung in US-Botschaften und Konsulaten, richtet der Eagle-Eye Photo Contest sein Augenmerk auf die uns überall umgebenden Landschaften der Überwachung.

Die prämierten Fotografien werden vom 20. Juni bis 30. August 2015 im Kontext der Ausstellung „Trevor Paglen: The Octopus“ im Frankfurter Kunstverein präsentiert und im Journal Frankfurt publiziert.

Dazu gibt es Informationsquellen zu lohnenswerten Zielobjekten, Teilnahme-Regeln, ein Einreichungsformlar, Preise und Antworten zu häufig gestellten Fragen.

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Mit-Veranstalter ist Trevor Paglen, der unter anderem auf dem 30C3 vortrug: Seeing The Secret State: Six Landscapes.

Niklas Maak berichtet in der F.A.S. über Paglen und die neue Aktion: Künstler Trevor Paglen zeigt NSA-Standorte in Deutschland

Im Prinzip geht er vor wie ein gründlich recherchierender Reporter: 2006 veröffentlichte er zusammen mit dem Reporter Adam Clay Thompson das Buch „Torture Taxi“, in dem gezeigt wird, wie die CIA weltweit Terrorverdächtige in geheime Spezialgefängnisse bringt; für das Buch recherchierte er die Routenpläne kleinerer Fluggesellschaften, die im Auftrag von Tarnfirmen an abgelegene Orte flogen, und fand Spuren des Militärdienstleisters Kellogg, Brown & Root, damals Teil von Halliburton – jener Firma, deren Vorstandsvorsitzender Dick Cheney war, bevor er unter Bush junior Vizepräsident der Vereinigten Staaten wurde.

Paglen reiste in die Wälder von West Virginia, wo es eine „National Radio Quiet Zone“ gibt, die Menschen dürfen dort kein Mobiltelefon, kein Radio, nicht mal eine Fernbedienung benutzen, die Polizei überwacht das Verbot scharf, es herrscht Stille wie vor dem Zeitalter der Kommunikationstechnologie, man hört nur das Rauschen der Wälder. An diesem scheinbar idyllischen Ort entstand das Bild, das zu einer der ersten Ikonen des Big-Data-Zeitalters wurde: die grünschimmernde, leicht unscharfe Aufnahme einer Abhörstation der NSA.

Trevor Paglen ist der Beobachter des großen Beobachtens. Was ihn interessiere, seien „surveillance landscapes“, erzählt er, als wir ihn in der Berliner Bar „St. Jean“ treffen, da kommt er gerade aus Kalifornien, wo er mit seinem weißen Fiat-Transporter die Pazifikküste nach den Punkten abgesucht hat, an denen seltsame große Kabelstränge an Land führen. Die Idee, in Deutschland ein Projekt zu starten, sei ihm gekommen, als er hier für den Film „Citizenfour“ recherchierte und feststellte, dass Deutschland ein zentraler strategischer Standort im Netz von NSA und CIA ist, „nicht nur wegen der Geschichte des Kalten Kriegs, sondern auch, weil etwa der Frankfurter Internet-Hub ein wichtiger Knotenpunkt ist“.

Frankfurt. Darmstadt. Augsburg. Paglen recherchierte die Standorte von NSA und CIA, aber er wollte sie nicht einfach fotografieren, sondern ihre fotografische Entdeckung zu einem „kollektiven Akt“ werden lassen. Als ein Künstler, der manchmal, obwohl er den Begriff nicht mag, mehr Bild-Aktivist ist als Fotograf im konventionellen Sinne, richtet er jetzt einen öffentlichen Fotowettbewerb aus: Den „Eagle-Eye Photo Contest“, bei dem jedermann recherchieren und Fotos von den auf der Website angegebenen Standorten wie etwa dem „Dagger Complex“ bei Griesheim in der Nähe von Frankfurt machen soll, wo die NSA durch ihre Spezialeinheit Tailored Access Operations die Daten des deutschen Internetverkehrs abfange, sagt Paglen.

5 Ergänzungen

    1. Ich habe keinen Kommentar gelöscht. Vielleicht ist er im Spam-Filter hängengeblieben.

      Inhaltlich: es ist nicht unsere Aktion, wir berichten nur darüber. In der verlinkten FAQ der Initiatoren steht:

      Was passiert, wenn an einem der Überwachungsstandorte ein Schild angebracht ist auf dem „Fotografieren verboten“ steht?

      In Deutschland gilt die sogenannte „Panoramafreiheit“, solange man Gebäude und Orte so fotografiert, wie man sie von öffentlichem Gelände aus mit bloßem Auge und ohne Hilfsmittel sehen kann, und man dabei nicht gegen Verbotsnormen des deutschen Strafrechts verstößt (Ausnahmen gelten z.B. für deutsche militärische Anlagen). Wir befürworten keinesfalls widerrechtliches Betreten von Grundstücken, noch wollen wir zu Gesetzesbrüche anstiften oder sehen über solche hinweg.

  1. Danke. Und sorry, dafür, dass ich nur eine einzige, irrige Erklärung für das Nichterscheinen meines Kommentars sah.

    Geheimdienstanlagen sind meines Wissens nach regelmäßig auch militärische Anlagen oder können doch – über Nacht – zu solchen deklariert werden.

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