KW 5Die Woche, als ich Netzpolitik im Kiezprojekt erlebte

Die 5. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 21 neue Texte mit insgesamt 240.837 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.

Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Leser:innen,

es ist endlich Februar, der Frühling rückt näher. Für mich bedeutet das auch: Halbzeit im Praktikum bei netzpolitik.org. Zuletzt habe ich ein Thema beackert, bei dem ich zuerst zögerlich war, weil ich keinen persönlichen Bezug dazu hatte: Traktoren. Genauer gesagt Traktoren vom US-Hersteller John Deere, denn dort entzündet sich in den USA der Streit ums Recht auf Reparatur. Einfach gesagt geht es um die Frage: Kann ich selbst ein Gerät auseinandernehmen und reparieren, oder muss ich für viel Geld den Hersteller beauftragen?

Die Recherche führte mich zunächst auf die Europa-Ebene, denn die EU schiebt eine geplante Regulierung rund ums Recht auf Reparatur seit Langem vor sich her. Und dann habe ich das Thema noch näher an mich rangeholt, in einen Kiez in Berlin. Für die Recherche besuchte ich ein Repaircafé in Alt-Treptow. Das sind meist ehrenamtliche geführte Initiativen. Menschen kommen mit ihren defekten Gerät vorbei, um sie mit ein wenig Hilfe zu reparieren. Am spannendsten fand ich die spontanen Gespräche mit den Helfer:innen.

Da war zum Beispiel ein Freiwilliger, der in seinem Freund:innenkreis der Reparateur vom Dienst ist. Er war im Café, um zu schauen, ob er hier in Zukunft seine Zeit für einen sozialen Zweck spenden kann. Auch ein Rentner aus der Nachbarschaft war da. Er kannte sich mit Elektrotechnik aus und erzählte mir von seiner jahrzehntenlangen Erfahrung im Tüfteln. Ich kam mit den beiden ins Gespräch, weil wir darüber diskutierten, ob man iPhones besonders einfach öffnen und reparieren kann. Ich hätte gesagt: nein; aber die Erfahrungen gingen auseinander.

Mit den Plänen der EU hatten sich die beiden Helfer allerdings noch nicht beschäftigt. Ich kam mir plötzlich etwas abgehoben vor, mit dem Kopf voller Details über eine EU-Richtlinie. Im Repaircafé im Kungerkiez habe ich gelernt, das „Recht auf  Reparatur“ ist nicht nur ein Thema für Politik-Nerds. Es geht um Menschen, die sich gegenseitig beim Reparieren helfen – und diese Hilfe ist notwendig, gerade weil viele Geräte nach wie vor so schwer zu reparieren sind. Netzpolitik passiert auch im Nachbarschaftscafé um die Ecke.

Habt ein schönes Wochenende

Anna

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