Neue Vodafone-Kampagne: Die Freiheit nehm ich Dir!

Die Netzneutralität wird immer mehr verletzt. Die Politik sagt: Der Markt löst schon alle Probleme. Wenn Ihr Netzneutralität und ein offenes Netz wollt, empört Euch! Machen wir nun auch. Machst Du mit?

Unter dem Motto „Die Freiheit nehm ich Dir!“ hat der Digitale Gesellschaft e.V. heute Aktionen gegen Vodafone gestartet, um gegen die zunehmende Verletzung der Netzneutralität zu protestieren. Die Kampagnenseite halbesnetz.de informiert über viele Vorteile eines Ramschnetz. Mit einem Vodafail-Remixer kannst Du die Kampagne mit Deinen Slogans bereichern. Auf vodafail.tumblr.com werden die besten Einreichungen gesammelt.

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Remix. Rede mit anderen darüber. Sag Vodafone Deine Meinung auf Twitter, bei Facebook oder Google+. Fordere mehr Transparenz und die Einhaltung der Netzneutralität. Gemeinsam können wir viel erreichen.

Warum Vodafone?

Der Telekommunikationsanbieter steht stellvertretend für eine ganze Branche, die heimlich, still und leise im Mobilfunk-Netz die Netzneutralität beerdigt.

Vodafone verbietet in vielen seiner Tarifen und intransparent für die Verbraucher bestimmte Dienste. Vodafone verkauft damit ein halbes Netz als Internet. Im Kleingedruckten steht dann häufig in den gut versteckten Allgemeinen Geschäftsbedingungen, dass Instant-Messaging, P2P-Verbindungen und Voice-over-IP verboten sind. Die wenigsten Verbraucher werden wissen, was genau damit gemeint ist. Wir sind uns auch unsicher, ob z.B. der Facebook-Chat damit verboten wird oder nur ICQ, Whatsapp oder Jabber. Vor allem findet man die AGB meist erst, wenn man sich im Tarifdschungel durch viele Formulare geklickt hat und kurz vor dem Vertragsabschluß steht. Transparenz sieht anders aus.

Vodafone ist auch deshalb interessant, weil der Konzern den DSL-Anbieter Arcor aufgekauft hat und nun überlegt, alle vier Millionen DSL-Kunden auf die LTE-Technologie (4G) umzustellen. Die Kunden würden dann automatisch Mobilfunk-AGBs erhalten, wo vieles verboten ist, was Spaß macht.

Wir wollen ein Echtes Netz.

Wir finden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch im mobilen Internet das Recht haben müssen, selbst darüber zu entscheiden, mit welcher Hard- oder Software man an der Kommunikation im Netz teilnimmt. Auch im mobilen Netz müssen sie alle Dienste nutzen können, ohne dass jemand in der Mitte darüber entscheidet. Das Prinzip der Netzneutralität nennen wir Echtes Netz.

Was wollen wir erreichen?

Die Politik muss Klarheit schaffen: es darf nur als Internet verkauft werden, was einen echten Internetzugang enthält. Alles andere ist eine Mogelpackung. Nutzer sollen die Freiheit haben, mit jeder Hard- und Software jede Anwendung nutzen zu können, die ihnen gefällt. Das ist das, was Verbraucher als Internet kennengelernt haben. Alles andere kann auch angeboten werden, aber eben nicht unter dem Namen Internetzugang.

Die Politik verweist gerne auf den Markt und verspricht Transparenz. Echte Transparenz wird offensichtlich nicht praktiziert und von einigen Telekommunikationsunternehmen offensichtlich abgelehnt. Hier muss eine einfache und klare Lösung her. Da Politiker gerne vorschlagen, dass Verbraucher sich doch bitte schön beschweren sollen, wenn sie mit den derzeitigen „Angeboten“ ein Problem haben, bieten wir dafür jetzt eine Lösung an.

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Wir möchten uns bei Niels Heidenreich bedanken, der ehrenamtlich für uns mit viel Engagement den Remixer als Kampagnentool entworfen hat.

17 Ergänzungen

  1. Ehrlicher als dies und das zu streichen wäre dann wohl eine Abrechnung nach Volumen.

    Aber wer von den Telkos will schon ehrlich sein?

  2. Euer grundlegendes Problem ist doch:
    Ihr wollt echtes Netz haben, aber nicht dafür bezahlen.

    Wer legt denn eigene Glasfaser vom Schreibtisch bis nach Frankfurt und kauft (mietet?) sich beim DE-CIX einen Port?

    (ich wiederhole mich): Netzneutralität im Mobilfunk ist eine Kapazitätsfrage und damit letztendlich eine Geldfrage.

    1. Ich verstehe ihren Kommentar nicht. Es ist doch völlig machbar, die begrenzte Kapazität gleichmäßig auf alle Nutzer zu verteilen und dabei aber nicht nach Nutzungsart zu diskriminieren.

      1. Es ist doch völlig machbar, die begrenzte Kapazität gleichmäßig auf alle Nutzer zu verteilen und dabei aber nicht nach Nutzungsart zu diskriminieren.

        Das würde ich aber gern mal sehen (Literatur?).

        (Vielleicht ist das auch der Fehler, aber) Im Mobilfunk ist es üblich auf die Nutzungsart (und das was lange Zeit Sprache) zu achten und eine Mindestqualität zu erzielen. Weil sich die Kunden sonst beschweren. Das geht so weit, das Tln beim Verbindungsaufbau abgeleht werden, wenn diese Mindesqualität nicht zu erzielen ist.

    2. Nein, es ist die Frage zwischen Eigenverantwortung und Bevormundung. Jeder sollte seinen eigenen Traffic priorisieren können wie er will, aber ein Kunde sollte nicht vor einem anderen bevorzugt werden, weil seine Pakete anders aussehen. Wen die Leitung knapp ist, kriegt halt jeder nur den Mindestanteil, und muss sehen wie er damit klar kommt.
      TL;DR: Mein VOIP-Gespräch ist wichtiger als mein Bulk-Download. Aber es ist nicht wichtiger als Dein Bulk-Download.

    3. ja, und weil es zu wenig Kapazitäten gibt, bietet das Staatsunternehmen Telekom für 10 Euro unlimitiert spotify an und wirbt damit.

      1. Es behauptet ja keiner, das das eine besonders gute Idee ist.
        Aber wenn jeder/eine Gruppe von Tln 10Euro im Monat extra zahlt: Da kann man schon ein bisschen Netzausbau dafür kaufen.

  3. Allein schon die Aussage, dass der Markt sich selbst regulieren würde ist doch lächerlich. Wie lange soll das bitte dauern, bei 24 Monaten Mindestvertragslaufzeit und einer automatischen Verlängerung des Vertrages um jeweils 12 Monate, wenn man nicht rechtzeitig kündigt.
    Klar hat der Bürger da auch eine gewissen Teilschuld, aber eben nicht jeder befasst sich direkt mit der Kündigung des Vertrages und so fällt es häufig unter den Tisch, bis es zu spät ist. (ein viertel Jahr vor Vertragsauslauf)

    1. Gibt es überhaupt einen Anbieter der das nicht macht?
      Wäre wohl (eben gerade wegen den Vertragslaufzeiten) schwierig, einen zu gründen. Selbst wenn alle wechseln wollten, hätte man erst mal ein Jahr lang fast keine Kunden. Scheint mir keine praktikable Lösung zu sein.
      Andererseits frage ich mich, wann die ersten VPN-Tunnel aufmachen, die ihren Verkehr als VOIP-Gespräche oder Video-Streams maskieren…

  4. Wir sind uns auch unsicher, ob z.B. der Facebook-Chat damit verboten wird oder nur ICQ, Whatsapp oder Jabber.

    Soweit ich weiß nutzt Facebook für seine Chat-Funktion XMPP, genauso wie Jabber.

    Euer grundlegendes Problem ist doch:
    Ihr wollt echtes Netz haben, aber nicht dafür bezahlen.

    Lies bitte den Artikel, besonders das Ende nochmal: Niemand möchten den Unternehmen verbieten einen beschränkten Internetzugang anzubieten. Sie sollten ihn dann aber eben auch nicht als Internetzugang bewerben dürfen, sondern z.B. als „Zugang zum WWW“ und dabei auch Einschränkungen klar und deutlich hinweisen.

    Mir reicht es bspw. völlig aus mit GPRS-Tempo unterwegs meine Mails abholen zu können.

  5. @Geralt:

    Stimmt nicht.

    >Die bislang vorgesehenen Regelungen zur Sicherung von Netzneutralität im Rahmen der vorgesehenen Novellierung des TKG sind aus Sicht von ARD und ZDF nicht hinreichend und bleiben hinter den Vorgaben des revidierten EU-Regulierungsrahmens für elektronische Kommunikation zurück. Sie sehen bloße Informations- und Transparenzpflichten vor.Vorsätzliche Eingriffe in die Neutralität des Internets gehören grundsätzlich untersagt. Es darf nur als Internet verkauft werden, wo ein Echtes Netz drin ist. <

    gefordert. Wobei letztere Forderung durch erstere Hinfällig wäre, denn damit wäre Netzanschlüsse, die keine Internetanschlüsse sind, verboten.

  6. @Geralt:

    Stimmt nicht.

    >Die bislang vorgesehenen Regelungen zur Sicherung von Netzneutralität im Rahmen der vorgesehenen Novellierung des TKG sind aus Sicht von ARD und ZDF nicht hinreichend und bleiben hinter den Vorgaben des revidierten EU-Regulierungsrahmens für elektronische Kommunikation zurück. Sie sehen bloße Informations- und Transparenzpflichten vor. “

    http://www.ard.de/intern/standpunkte/-/id=2009364/property=download/nid=8236/1q7iedn/Positionspapier+Netzneutralit%C3%A4t.pdf

    Sowohl

    >Vorsätzliche Eingriffe in die Neutralität des Internets gehören grundsätzlich untersagt.“

    als auch

    > Es darf nur als Internet verkauft werden, wo ein Echtes Netz drin ist.“

    wird auf http://echtesnetz.de/ gefordert. Wobei letztere Forderung durch erstere Hinfällig wäre, denn damit wäre Netzanschlüsse, die keine Internetanschlüsse sind, verboten.

  7. So viel Gerede über „Freiheit“. Wie wäre es mit Vertragsfreiheit?
    Ich finde es absolut in Ordnung und wichtig, über Mogelpackungen zu informieren. Aber gleichzeitig fordert Ihr ernsthaft Gesetze für „Netzneutralität“. Also die Politik bestimmt, wie ein Internetzugang auszusehen hat? Abgesehen davon, dass wir mit so einer Politik längst nicht da wären, wo wir heute sind (ultraschnelles DSL für nen Zwanni im Monat), hat jegliche Kontrolle der Regierung über das Internet nichts, aber auch rein gar nichts mit „Netzneutralität“ zu tun.
    Wie gesagt, informieren ist super. Und dann lasst die Nutzer mit den Füßen abstimmen. Internet is powered by markets, not governments.

    1. Vertragsfreiheit wird hier nicht als richtige Freiheit verstanden. Richtige Freiheit bedeutet hier, das Unternehmen zu Angeboten verpflichtet werden, die man hier gerne hätte. Und andere Angebote sollten verboten werden, denn sonst könnte ja die Mitmenschen auf Angebote setzen, die nicht dem eigenen Idealbild entsprechen. Normalerweise würde man das (Wahl-)Freiheit nennen, aber linke Netzaktivisten verstehen unter Freiheit etwas anderes, nämlich die ganze (!) Welt so gestallten zu können, wie sie es gerne hätten – auch wenn andere nicht wollen und lieber auf alternative Angebote setzen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.