Menschen in Deutschland sehen den Einsatz sogenannter generativer KI im Wahlkampf kritisch. Das zeigt eine Studie von Kommunikationswissenschaftler:innen der Universität Mainz, veröffentlicht bei der Otto-Brenner-Stiftung. KI-generierte Bilder im Wahlkampf seien demnach oft nicht von echten Bildern zu unterscheiden. Über die Wahrnehmung und Wirkung entscheide grundsätzlich der Inhalt der Botschaften – unabhängig davon, ob er real oder KI-generiert ist.
Auf der Website CampAIgn Tracker finden Interessierte eine Übersicht über KI-generierte audiovisuelle Inhalte im aktuellen Bundestagswahlkampf. Dahinter stehen ein Forscher der Studie und weitere Fachleute. Finanziert wird das Projekt durch das Preisgeld eines Hackathons der Baden-Württemberg Stiftung.
KI ist vor allem ein Hype-Begriff für Anwendungen, die man noch vor wenigen Jahren für unwahrscheinlich hielt. Aktuell bekommen Text-, Bild- und Audio-Generatoren das Label „KI“. Das ist Software, die aufgrund vorher untersuchter Muster und Zusammenhänge neue Werke generiert.
Mithilfe generativer KI können Nutzer:innen Bilder, Texte und Videos erstellen, die täuschend echt aussehen. Grundsätzlich sehen die Teilnehmer:innen einer repräsentativen Umfrage den Einsatz generativer KI in politischen Kampagnen eher als gefährlich. Besonders die Nutzung zur Gestaltung von politischen Inhalten wie personalisierte Botschaften, Bilder und Videos lehnen die Befragten ab und gaben an, dass die Glaubwürdigkeit der Parteien damit gefährdet werde. Ein Großteil befürwortete verbindliche Regeln für den Einsatz von KI in politischen Kampagnen, wie die Kennzeichnung von maschinell erzeugten Inhalten und einer Überprüfung durch unabhängige Expert:innen.
KI-Ursprung für Wirkung nicht relevant
Darüber hinaus beobachteten die Forscher:innen, dass es Teilnehmenden schwerfällt, KI-generierte Bilder und reale Aufnahmen voneinander zu unterscheiden. Ob ein Bild KI-generiert ist oder nicht habe jedoch kaum Einfluss auf die emotionale Wahrnehmung. Entscheidend sei der Bildinhalt; auch eine KI-Kennzeichnung ändere daran kaum etwas. Für die Einschätzung der Befragten, ob KI eine Bedrohung für die Demokratie ist, sei ebenfalls der Bildinhalt entscheidend. Bei positiven Inhalten erhöhe sich die Akzeptanz für den allgemeinen Einsatz und die wahrgenommene Gefahr für die Demokratie sinke.
Mit dem CampAIgn Tracker können Interessierte nachvollziehen, wie Parteien generative KI im aktuellen Bundestagswahlkampf einsetzen. Auf der Website sammeln die Initiator:innen KI-generierte Inhalte von Parteien und Kandidierenden und stellen die erhobenen Daten in einem anschaulichen Dashboard dar. Stand 14. Februar wurden für den Tracker schon rund 12.000 Beiträge untersucht, nur 73 wurden als KI-generiert eingestuft. Davon entfallen 30 auf die AfD, acht auf die Kleinpartei „Partei des Fortschritts“ und sieben auf die Unionsparteien. Die meisten der KI-generierten Inhalte (83 Prozent) waren dem Tracker zufolge nicht als solche gekennzeichnet.
Schnellere Verbreitung von Inhalten
Grundlegende Umwälzungen durch generative KI erkennen die Forscher:innen nicht. Stattdessen kommen sie zu dem Schluss, dass KI keine neuen Wirkungsdynamiken hervorbringe, sondern als Multiplikator existierender Kommunikationsstrategien wirkt. Durch den Einsatz steige die Kosteneffizienz und Schnelligkeit bei der Verbreitung politischer Botschaften.
Kampagnen könnten so effektiver gestaltet werden und gezielter Wähler:innen ansprechen. Ein Risiko hierbei sei, dass maschinell erzeugte Inhalte schneller verbreitet werden, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Die Forscher:innen betonen, dass die Gefahr weniger in der Technologie liege als in der Art, wie sie genutzt wird. Sie unterstreichen die Notwendigkeit eines gesetzlichen Regulierungsrahmens und der Förderung der Medienkompetenz bei politischen Kampagnen.
0 Ergänzungen