KW 16Die Woche, in der uns die Haare zu Berge stehen.

Die 16. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 14 neue Texte mit insgesamt 90.691 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.

Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Leser:innen,

in der zurückliegenden Woche habe ich wiederholt über Verantwortung nachgedacht. Oder genauer über die Frage: Welche Konsequenzen hat politisches Handeln und wer steht am Ende dafür gerade?

Den ersten Anlass bot die Ankündigung, dass die elektronische Patientenakte für alle schon am 29. April kommen soll. Die ePA sei im internationalen Vergleich „vielleicht die sicherste“, verspricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Gegen alle Warnungen von Sicherheitsfachleuten soll das Beta-Produkt nun also bei den Kunden Versicherten reifen. *schulterzucken*

Zweiter Anlass: Das Bundesinnenministerium hat vor wenigen Tagen aus heiterem Himmel die Geschäftsführerin des Zentrums für Digitale Souveränität, Jutta Horstmann, geschasst. Horstmann ist ausgewiesene Open-Source-Expertin und das ZenDiS gerade sehr gefragt. Gründe für den Rausschmiss nannte das Ministerium nicht. Und es verrät auch nicht, was das für die weitere Entwicklung von Open Source und das Streben nach „digitaler Souveränität“ bedeutet. *tumbleweed*

Und nicht zuletzt: Palantir. Für die Produkte des US-Konzerns hat sich der Bundesrat zuletzt indirekt starkgemacht. Angesichts der marodierenden Trump-Regierung bekommen einige Länder nun aber offenbar kalte Füße. Sie sprechen sich für europäische Alternativen aus. Meine Kollegin Constanze hat nachgehakt, welche Anbieter dafür infrage kommen. Das Ergebnis: Die Länder kennen keine – wenn sie uns denn überhaupt antworten. *grillenzirpen*

Mich persönlich, und vielleicht bin ich da altmodisch, frustriert es, wenn politische Forderungen sich als heiße Luft entpuppen. Als Ärgernis empfinde ich es, wenn Ministerien wie die Axt im Walde agieren. Und mir stehen die Haare zu Berge, wenn mit den Gesundheitsdaten von Millionen Menschen grob fahrlässig verfahren wird. Ganz nach dem Motto: Nach mir die Datenflut.

Habt ein besinnliches Wochenende.

Daniel

Banner mit Text: Koalitionsvertrag so: Überwachung und Rückschritt Ich so: Spende an netzpolitik.org

BundesgesundheitsministeriumElektronische Patientenakte kann ab 29. April bundesweit genutzt werden

In genau zwei Wochen geht die elektronische Patientenakte im Rahmen einer „Hochlaufphase“ landesweit an den Start. Den Termin hat das Bundesgesundheitsministerium heute in einem Brief der gematik mitgeteilt. Demnach sei die ePA einsatzbereit, Sicherheitsprobleme seien gelöst. Wir veröffentlichen das Schreiben im Wortlaut.

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Für bessere ZusammenarbeitGelingt der EU das Nachjustieren beim Datenschutz?

Das große Datenschutz-Gesetz der EU soll praktikabler werden, besonders, wenn Fälle mehrere Staaten involvieren. Fast alle Beteiligten sind sich einig, dass das ein gutes Ziel ist. Die EU-Institutionen verhandeln gerade über einen Entwurf – aber der Aktivist Max Schrems ist vom aktuellen Stand entsetzt.

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Interview„Wir brauchen eine neue Vision der Digitalisierung“

Wir brauchen mehr als digitale Souveränität, nämlich eine neue Leitidee für die digitale Transformation unserer Gesellschaft, sagt die Kommunikationswissenschaftlerin Julia Pohle. Im Gespräch mit netzpolitik.org erklärt sie, warum sich diese Idee nicht auf die technologische Unabhängigkeit von den USA beschränken darf.

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