X-OdusWir verlassen Twitter

Jetzt ist wirklich Schluss: Wir verlassen als Redaktion das zur Plattform für Rechtsradikale verkommene Twitter – und freuen uns, wenn ihr uns woanders folgt.

Kothaufen-Emoji
Das Kacke-Emoji, das Twitter bei Presseanfragen an uns verschickt hat, möchten wir an dieser Stelle zurückgeben.

Wir haben uns heute als Redaktion mit großer Mehrheit entschieden, dass wir Twitter nicht weiter mit unseren Inhalten bespielen werden. Die Gründe für unsere Entscheidung liegen auf der Hand, in den letzten Monaten haben bereits andere die Plattform deswegen verlassen: Twitter hat sich seit der Übernahme durch Elon Musk zu einem extrem giftigen und unwirtlichen Ort entwickelt.

Der neue Eigentümer tritt selbst als Unterstützer von Rechtsradikalen in Erscheinung. Er hofiert Hetzer wie Martin Sellner und Björn Höcke und befeuert extrem rechte und verschwörungsideologische Diskurse. Musks technische und inhaltliche Entscheidungen sowie der Exodus vieler demokratischer Accounts haben dazu geführt, dass ein pluraler und offener Diskurs auf der Plattform nicht mehr möglich ist – und stattdessen vorrangig Hass und Hetze stattfinden und verbreitet werden. Auch unter den Inhalten, die wir dort posteten. Wir wissen, dass unsere Follower:innen nicht so sind wie der jetzt vorherrschende Diskurs, aber dennoch ist klar: Es ist vorbei.

Der rapide Fall von der Diskursplattform zum antidemokratischen Spielzeug eines Milliardärs hat gezeigt, wie fragil solche privatisierten Öffentlichkeiten sind – und dass kein Mensch soviel Macht wie Elon Musk haben sollte. Glücklicherweise sehen wir durch den Niedergang der Plattform auch offene und freie Alternativen wie das Fediverse deutlicher. Wir hoffen, dass sich dort neue Diskursräume und Öffentlichkeiten noch viel weiter entwickeln als bisher – und freuen uns, Teil davon zu sein.

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34 Ergänzungen

  1. Sehr Schade! Ich erlebe den X-odus eher als deutsches Phänomen und je mehr Medien aua dem linken Spektrum verschwinden, desto Stärker wird natürlich die rechte Seite.

    1. Nein, die wird umso schwächer, weil das Netzwerk insgesamt an Relevanz verliert und die Rechte dort die längste Zeit nur unterwegs war um die Libs zu ownen. Es ist folgerichtig und souverän, sich daran nicht mehr zu beteiligen.

  2. Wie man so schön sagt bei den, was Ausdrucksfreiheit im Netz angeht, weitaus entspannteren Englischsprechenden: „if you can’t stand the heat, get out of the kitchen“.

  3. Meinen Glückwunsch zu diesem Schritt und der Stärkung des Fediverse. Euch von meiner Friendica-Instanz zu folgen war absolut problemlos.

  4. Na endlich! Wird Zeit, dass X abgeschaltet wird. Twitter ist ja schon tot. Alleine die ganzen Bots, die dort miteinandner & gegeneinander kommunizieren….

    1. Warum sollte die Politik Twitter abschalten? Politiker leben schließlich vorallem von den Reichen. Brandenburg ist bestes Beispiel wie dem Buerger wegen Musk das Wasser abgegraben wird! Kein Politiker wird den Reichen wirklich weh tun. Oder haben Sie auch den Finanzkapitalismus nicht verstanden? Ohne anderes Wirtschafts und Geldsystem wird das nix! Manche Reiche Dynastien existieren schon Jahrhunderte!

      1. Hab ich was von Politik geschrieben? Nein. Wird Zeit das entweder Elon Musk den Powerknopf drückt, um die Server abzuschalten oder meinetwegen auch der örtliche Gerichtsvollzieher, weil X seine Schulden nicht mehr bezahlt.

        Und bezüglich Politik und Superreiche, etc. Wir Zeit, dass da andere Seiten aufgezogen werden. Kein Mensch braucht Milliarden Euro oder Dollar auf dem Konto. Reiche müssen endlich richtig besteuert werden.
        Und diese Klüngelei mit Bestechung, etc gehört ein Riegel vorgeschoben. Die Poltik und die Politiker müssen endlich lückenlos und manipulationssicher überwacht werden, damit nicht immer wieder wie bei Scholz oder Merkel Dinge vergessen oder gelöscht werden.

  5. Wenn ihr es wirklich ernst meinen würdet, würdet ihr den Twitter-Account einfach löschen. Jetzt macht ihr viel selbstgerechten Trara und beschert Elon Musk mit eurem „Archiv“ weiterhin Legitimität, Traffic und Werbeeinnahmen. Solltet ihr mal drüber nachdenken.

    1. Von einem Archiv kann der olle Musk doch nicht leben. Da muss schon jeden Tag was neues kommen, damit es interessant bleibt. Musk muss Twitter profitable kriegen, ansonsten verschwindet es und damit auch der Twitter-Account.

      Ansonsten sollte man Information nicht einfach löschen. Da dürfte viel verloren gehen, wenn Twitter verschwindet.

  6. „– und freuen uns, wenn ihr uns woanders folgt.“
    „– und stattdessen vorrangig Hass und Hetze stattfinden und verbreitet werden. Auch unter den Inhalten, die wir dort posteten.“
    „– und dass kein Mensch soviel Macht wie Elon Musk haben sollte.“
    „– und freuen uns, Teil davon zu sein.“

    Könnte man nicht ab und zu auch mal den Gedankenstrich vor dem und weglassen?

  7. Also weiterhin auf Facebook verweilen soll jetzt besser sein?
    Die die mit unseren Daten Millionen verdienen und die Redefreiheit einschränken werden untersützt?
    Warum seid ihr nicht auf Nostr? Scheint fast so als würdet ihr das noch nicht kennen.
    Das ist in meinen Augen das einzige was Zukunft hat.
    Mastodon wird immer mehr zentralisiert und dadurch vermutlich auch irgendwann kommerzialisiert.
    Über Meta Produkte braucht man ja nichts mehr weiter sagen…
    Der Mitbegründer von Bluesky Jack Dorsey kehrt dem ganzen den Rücken zu und ist quasi nur noch auf Nostr unterwegs.
    Ich persönlich hoffe, dass ihr Telegram erhalten bleibt, da ich darüber eure Nachrichten lese :)
    Und YouTube finde ich noch okay, da dort wenigstens noch vernüftig mit Meinungsfreiheit umgegangen wird.

    1. Lieber Philip,
      machst Du eigentlich die Kommentarlesung bei unserer Konferenz im September? Das wäre herzallerliebst. (Das ist ein ernstgemeintes Angebot.)

          1. Lebe stets so, dass dir Aufforderungen erspart bleiben, eigene Texte einem unerbittlichem Publikum zu dessen Befriedigung vortragen zu müssen.

            Und lebe auch stets so, dass du keine Ausreden brauchst.

          2. Also (und das sind jetzt keine dahergezogenen Ausreden), ich (also nicht der Dr. Engstrand) hab im September schon mal Urlaub und im Oktober nochmal und so lustig und flexibel mein Forschungsjob mit niedriger Verantwortung ist … es findet dann meistens vorher eine gewisse Arbeitsverdichtung statt und das ist der Grund für „Unwahrscheinlich, das ich im September Zeit rausschneiden kann“.

            Ich behalte das mal im Auge.

          3. Also wir würden uns wirklich sehr über ein Kennenlernen über die Ergänzungen hinaus freuen!

          4. Herr Dr. Engstrand! Können Sie sich etwa eine schönere oder erheiternde Aktivität vorstellen, als im Urlaub Kommentare vorzulesen? Die Extravaganz, das zurückgewonnene seelische Gleichgewicht, die Ekstase! :}

    2. Virtue signalling is a pejorative neologism for the idea that an expression of a moral viewpoint is being done disingenuously, with the intent of communicating good character.[1][2][3]
      Definition

      According to the Cambridge Dictionary, virtue signalling is „an attempt to show other people that you are a good person, for example by expressing opinions that will be acceptable to them, especially on social media… indicating that one has virtue merely by expressing disgust or favour for certain political ideas or cultural happenings“.[4] The expression is often used to imply by the user that the virtue being signalled is exaggerated or insincere.[5]

      One example often cited as virtue signalling is „greenwashing“ (a compound word modelled on „whitewash“), when a company deceptively claims or suggests that its products or policies are more environmentally friendly than they actually are.

    3. “Virtue signalling” joins other right-wing slurs like libtards, bleeding hearts, snowflakes, and social justice warriors.

      It is a cousin of accusations of political correctness. In their apparent sermonising and moral outrage against racism, sexual harassment, climate change and more, progressives are viewed as emotional and weak, or accused of being sanctimonious.

      Ironically, wielding the term sometimes serves as virtue signalling in itself. By calling out virtue signalling, the speaker publicly claims the moral high ground.

  8. Finde ich gut, und höchste Zeit. Da ich diesen „Kurznachrichtendienst“ nie benutzte war mir das nicht bekannt. „Kurznachrichten“ und Diskurs klingt m.E. eh schon inkompatibel, etwa so wie „Verhandlungen mit einem Lichtschwert“ (Es kann nur Kleinholz dabei raus kommen).

    Und wann „entfreundet“ ihr euch auch von Facebook o.a. Konzernen denen ihr durch euren Content Reichweite und Relevanz verleiht?

    Ich habe euch übrigens die ganze Zeit über ganz Old School gelesen, mit einem Webbrowser auf eurer Eigenen Seite. Zur Nachahmung empfohlen. ;-)

    Denn ich meine das die Idee „Soziale Medien“ am Plattformkapitalismus gestorben ist aber die Stinkenden Kadaver weigern sich noch verscharrt zu werden weil ihre Eigentümer zu Gierig sind.
    Wenn, dann nur Dezentral, so wie auch das Internet selbst aufgebaut ist (oder war).

  9. Bei Twitter gibt es nicht mehr rechte Accounts als früher, nur dass sie allmählich die Oberhand gewinnen, weil sich immer mehr progressive Stimmen in esoterische Kuschelecken des Internets verziehen. Besonders bedenklich finde ich, dass sich auch Partei- und Regierungsaccounts zunehmend von Twitter verabschieden, um dann hektisch auf dem mindestens ebenso intransparenten TikTok aufzutauchen, weil sie merken, dass Rechte hier den Diskurs bestimmen. Sicherlich ein Grund dafür, warum in der neuen Jugendstudie die AfD stärkste Partei wird. Die Generation U30 hörte ja auf den populären Plattformen sonst von niemandem mehr etwas.

  10. Viel Erfolg beim weiteren Abstieg in die Bedeutungslosigkeit und der immer kleiner werdenden Abgrenzungs-Blase, bei den Totengräbern der freien unabhängigen, von den Techgiganten Google, Meta, Apple usw. weggespülten Netzkultur. Gesellt Ihr Euch zu denen, die nicht zu den herrschenden Paradigmen passende Ansichten ausblenden oder zensieren lassen?
    Daß Musk AUCH Hetzern wie Sellner eine Plattform bietet, ist zwar übel, kann man aber sehr gut und gezielt von der Kommunikation ausschließen. Und dann nach Prinzip Kontaktschuld Nutzer der Plattform als „rechts“ framen? Und von einer Plattform die Zensur nach eigenen Maßstäben bzw. a la NetzDG fordern? Indem Ihr pauschal alle, denen Ihr nicht folgt, vom Antworten auf Euer „Abschiedsposting“ auf X ausschließt, grenzt ihr aus! Immerhin kann man die Meinungen über die Zitate sehen. Solltet Ihr auch mal reflektieren.
    Musks Eintreten für Meinungsvielfalt ist halt konsequent. Was man Musk ankreiden kann, ist daß er das zahlende Publikum bevorzugt und unverhältnismäßig hohe Tarife für Organisationsaccounts hat, die auch für alles eindeutig nicht-kommerzielle aus der Zivilgesellschaft gelten. Wobei letztere auch inzwischen beim bekannteren Teil von gut vernetzten Polit-Lobbyisten gesteuert wird und immer seltener von den Communities – wo dann allerdings die Abrenzung schwierig wäre. Gesellt Ihr Euch ganz zur Polit-PR-Fraktion eventueller Groß-Sponsoren? Fokus auf staatstragende Einweg-PR und keine Lust auf Auseinandersetzung mit gegenteiligen Meinungen? Grad beim aktuellen Thema Chatkontrolle wäre eine öffentlichkeitswirksame Gegenmeinung wichtig.
    Sich von X zu verabschieden ist gleich Depublikation. Das als automatischer Feed laufen zu lassen, kostet nix.
    Die Alternativen? RSS direkt leider keine Option mehr. Auf FB wurde mir schon ewig nichts von Euch angezeigt und hab da keine Chance deren Zensuralgorythmus zu beeinflussen! Und für den Rest hab ich keine Kapazitäten über!

  11. Mimimi.
    „Mama, die sagen böse Sachen zu mir, mit denen will ich nicht mehr spielen!“ – ok, bis 8-9 Jahre.
    Aber Ihr habt eine Verantwortung: statt Euch in eine Blase zu verp…, in der ausschließlich Euch genehme Wölkchen-Sprache – „ja, auch Kritik muß mir gefallen, sonst ist sie böse!“ – betrieben wird, lieber mal stand- und mit Argumenten dagegenhalten. In der Hafenstraße gegen die „Bullen“ den „gerechten“ Kampf suchen, aber im Netz netztypisch nach „thumbs up“ gieren: opportunistisch…

    1. Um es mit einem Kackhaufen zu fragen: Ist rechts-russisches Kackscheißspam vielleicht doch zu anstrengend, wenn es nicht wegmoderiert wird?

      Hier geht es nicht um die Existenz von so und so welchen Kommentaren, sondern um die „höfliche“ DOMINANZ.

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