Spiele-TrendDas Klicken um die goldene Banane

Bananen liegen im Trend auf der Spieleplattform Steam. Ein Klickspiel mit einer Banane wirft den Spieler*innen Bananengrafiken heraus, die diese auf dem Communitymarkt der Plattform verkaufen. Doch das Spiel riecht nach Betrug.

Eine Banane mit ein paar Braune stellen
Die goldene Steam-Banane hat ein paar braune Stellen. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Bruno Cervera

Banana ist ein Computerspiel, das gerade auf der Spieleplattform Steam durch die Decke geht. Es ist Ende April herausgekommen und stammt von einem Team deutscher Steam-Nutzer. Derzeit liegt es auf Platz 2 der Steam-Trends, nur übertroffen vom Shooter Counterstrike CS:GO 2. Im Durchschnitt hatte das Spiel gerade unfassbare 800.000 Spieler*innen.

Unfassbar, weil es sich um ein einfaches, kostenloses Klicker-Spiel handelt. Auf dem Bildschirm sieht man lediglich eine Banane. Wenn man auf diese Banane klickt, zählt ein Counter über der Banane eine Zahl nach oben. Alle drei und 18 Stunden bekommt man dann ein Bild von einer Banane in sein Steam-Inventar. Diese Bananen werden von der Community des Spiels auf Discord gestaltet.

Es gibt für jede Bananengrafik eine so genannte Drop-Chance: Je höher diese ist, desto unwahrscheinlicher, eine Banane mit einer besonderen Grafik zu bekommen. Mit den Grafiken kann man im Spiel momentan nichts machen, obwohl die Entwickler angekündigt haben, dass man diese irgendwann im Spiel verwenden können wird. Bis jetzt kann man nur fünf Grafiken für die Banane kaufen, jede dieser Bananengrafiken kostet 25 Cent.

Bananehandel auf dem Steam-Markt

Grund für den Trend sind die Grafiken, die man in sein Steam-Inventar bekommt. Hier können Spieler*innen Sammelkarten, kosmetische Items und andere In-Game-Gegenstände abspeichern, die sie gekauft haben. Auf dem Communitymarkt kann man außerdem auch Gegenstände verkaufen. Diese Gegenstände erhält man in einigen Spielen auf Steam. Die teuersten Gegenstände, die man dort kaufen und verkaufen kann, stammen aus CS:GO 2.

Beim Bananenspiel haben Menschen damit begonnen, die Grafiken, die man durch Spielzeit erhält, auf dem Communitymarkt zu verkaufen. Je seltener die Bananengrafiken sind, desto höhere Preise erzielen sie auf dem Markt. Viele kaufen Bananen in der Hoffnung, dass die Preise für die Grafiken noch weiter steigen – oder einfach nur aus Spaß. Durch den Hype kam es dazu, dass es auf Steam Bananengrafiken zu kaufen gibt, die bis zu 1000 Dollar kosten, die meisten sind aber nur ein paar Cent wert. Wer sich am Bananenhandel beteiligt, wird also eher nicht reich werden, zumal der Preis auf dem offiziellen Markt für einen Gegenstand nicht höher als 2000 Dollar sein darf.

Fragwürdige Rolle der Entwickler

Gut verdienen könnten hingegen die Ersteller des Bananenspiels: Sie erhalten beim Verkauf der Grafiken jeweils zehn Prozent des Betrages. Das heißt, wird eine Grafik für 15 Euro weiterverkauft, bekommt der Entwickler 1,50 Euro, und wird diese wieder verkauft, bekommt er den gleichen Betrag noch einmal. Das ist auch der Grund, warum viele dem Entwicklerteam des Spiels Betrug vorwerfen. Noch lauter wurden die Rufe, als die Entwickler anfingen, Bananen herauszunehmen, so die Gesamtzahl der Bananen auf dem Markt reduzierten und den Preis nach oben drückten.

Weiter kam es zu Beschwerden als auffiel, dass die Entwickler seltene Bananen selbst besitzen oder diese an Freunde weitergereicht hatten. Viel Kritik gab es auch an den politischen Einstellungen eines Entwicklers, der mit dem Steam-Namen „Abschieben schafft Wohnraum“ auffiel. Von Seiten des Entwicklers wird eine rechtsradikale Gesinnung jedoch bestritten. Mittlerweile hat er diesen und andere Namen aus seinem Steamprofil entfernt. Im Steamprofil findet man in der Bio nun diesen Satz:

Stop hating me, if you feel like banana is a scam just dont play it. Nobody forces you to play, buy and sell anything.
Also im am not a ♥♥♥♥, the name was a trolling name in a CS lobby where someone else was called „Türkentreter69“ and the edgy human beeing I am named myself „Abschieben schafft Wohnraum“

Der Trend des Bananenhandels wird wohl noch eine bisschen anhalten, aber eher kein zukünftiges Investment oder Geschäftsmodell auf der Plattform Steam werden. Denn die großen Verkäufe von Ingame-Gegenständen findet auch nicht immer legal auf andern Seiten im Internet statt. Ob sich die Bananen da jedoch halten werden, ist eher unwahrscheinlich, da sie im Game bislang keinen Nutzen haben. Zudem fehlt der Aspekt, den Besitz anderen Mitspieler*innen im Spiel zu präsentieren, so wie das bei anderen Games ist.

12 Ergänzungen

    1. Achievements… könnten auch genutzt werden, um einen Account „aufzuwerten“. U.a. darum gibt es so viele Quatschspiele mit vielen Achievements.

  1. Ich muss schon sagen, das ganze System und Steam selbst sind schon abartig.

    Da gibt es den Ego-Shooter Counter Strike, der offenbar seit Jahren auf Platz 1 ist und schon die doppelte Weltbevölkerung als Mitspieler haben muss, wenn die Download- und Spielerzahlen so konstant spitze sind.

    Dann gibt es jetzt dieses Bananenspiel, für das sich die Leute freiwillig ausnehmen lassen, nur weil es auf Platz 2 der Steamcharts ist, also Trend sein muss.
    Zweifelhafte Praktiken anzuprangern wird nicht geduldet. In typischer Manier heißt es dann, man müsse ja das Spiel nicht konsumieren, wenn es einem nicht gefällt. Kapitalisten relativieren gerne mit der freien Entscheidung des Konsumenten.

    Dass Kapitalisten grundsätzlich menschenfeindlich sind, kann man an der Das-war-ja-nur-Spaß-Fraktion sehen, die unsägliche Nutzernamen benutzen. Ja, Trolling-Name. Was sind die Leute? 13?

    Generell ist Steam etwas, was grundsätzlich in Frage gestellt werden muss.
    Wir sind doch Datenschützer, oder nicht? Steam ist ja ein Feind des Datenschutzes, wer die AGB gelesen hat, weiß was ich meine. Haben unsere großen Vorbilder wie Richard Stallman oder Max Schrems einen Steam-Account? Nein? Dann aus guten Gründen, und wir müssen Steam klare Kante zeigen!

    1. Und dazu nehmen sie einen großen Anteil. Dennoch braucht ein Anbieter irgendwie Käufer. Die Plattformen, wie der Name schon sagt, formen diesen Bereich (gehörig mit)…

  2. Ich dachte schon, der Hype um normale NFTs wäre endgültig vorbei. Aber da gibt es nun diese sinnlosen NFT-ähnlichen Bananenbildchen, die nicht mal Unikate sind, ohne halbwegs unzerstörbare Blockchain, mit Transaktionssteuer (an sowohl die Entwickler als auch Steam), ohne Möglichkeiten, damit zu prahlen. Noch dazu steht in der Beschreibung auf Steam: „Design submission Via discord! That’s right ! ALL our bananas are made with community effort and inspiration , come join the fun !“
    Das scheint mir insgesamt ein Fest des Schneeballsystems, der Dreistigkeit und der Sinnentleerung zu sein und Steam macht nichts dagegen, einfach weil sie daran mitverdienen. Bleibt nur zu hoffen, dass der/die ein oder andere deshalb der Plattform den Rücken kehrt.

  3. Pranee: Das mit Steam stimmt vollkommen. Leider gibt es Spiele, die nur über oder mit Steam vernünftig laufen.
    Ich zocke auch gerne, aber so einen Schwachsinn wie den mit den Bananen mache ich grundsätzlich nicht. Aber es ist dasselbe wie mit dem Tamagochi, das jeden Tag gefüttert werden wollte. Damit begann angeblich alles, hörte ich.

  4. > Durch den Hype kam es dazu, dass es auf Steam Bananengrafiken zu kaufen gibt, die bis zu 1000 Dollar kosten, die meisten sind aber nur ein paar Cent wert. Wer sich am Bananenhandel beteiligt, wird also eher nicht reich werden, zumal der Preis auf dem offiziellen Markt für einen Gegenstand nicht höher als 2000 Dollar sein darf.

    Die Deckelung sollte entfallen, damit der Zusammenhang zwischen Nachfrage und Preis unter Hype-Bedingungen realitätsnäher gelernt werden kann.

    Da Dummheit ja keine Grenzen kennt, könnte diese ja noch dadurch optimiert werden, indem Kredite für die Finanzierung dieser Grafiken angeboten werden. Das könnte ja auch ein ganz lustiger Hype werden.

    Ein virtuelles Blatt Toilettenpapier für $10.000 gegen echte Knete, das könnte ganz echte Schlagzeilen bei NYT und Spiegel produzieren. Wenn Elon seinen Hintern damit einreibt, dann muss das doch geil sein.

    1. Naja, wer den Beitrag von „The Spiffing Brit“ (Pro Exploiter für Videogames) zu dem Thema anguckt, wird das schön in Wort und Bild sehen, dass Angebote und Käufe für die Items sichtbar sind. Weiß nicht ob das für alle Nutzer gilt, dennoch prinzipiell vorhanden. Da sieht man dann, dass die teuren Bananen noch nie verkauft wurden (u.ä.).

      1. > Da sieht man dann, dass die teuren Bananen noch nie verkauft wurden (u.ä.).

        Könnte daran liegen, dass Bananen schnell verderblich sind, schon verzehrt, oder von Bonobos geklaut wurden.

    2. Normalerweise werden virtuelle Blätter Toilettenpapier eingetauscht gegen echte Kacke. Da weiß man immerhin, was man in der Hand hält!

  5. Ich nutze Steam schon seit Jahren kaum mehr, richtig loswerden konnte ich es noch nicht.
    Außerdem bewege ich mich selbst im Metaverse, vermeide dabei von Anfang an aber NFTs und Lootboxen. Meine Valve Index läuft meistens mit Libsurvive, auf meinem 10 Jahre alten Laptop have ich Steam und SteamVR installiert, auf meinem Hauptrechner ist Steam nicht installierbar, weil die verbaute IBM CPU nicht kompatibel ist. Jenseits von Steam gibt es nur wenige freie VR Spiele, wie z.B. BeepSaber und V-Sekai. Diese reichen mir aber vollkommen.

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