Smartwatches für SchulkinderQuietschbunte Handschelle

Bevor Grundschulkinder ein Handy bekommen, kaufen viele Eltern ihnen eine Smartwatch. Mit der können sie ihre Kinder ganz praktisch überwachen. Ich habe mich erfolgreich gegen die Anschaffung gewehrt. Ein Kommentar.

Überwachungsuhr am Arm eines Kindes
Eine GPS-Uhr am Arm eines Kindes – und die Überwachungsapp der Eltern. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / epd

Die Uhr war schon bestellt und auf dem Weg zu uns nach Hause. Letzte Weihnachten. Es gab verschiedene Meinungen und Streit darum zu Hause. Doch zum Glück konnte die Einführung dieser unsäglichen Kinderüberwachung noch einmal abgewendet werden.

Deutschlands Kinder laufen immer später alleine zur Schule. Dafür gibt es keine objektiven Gründe. Zwar ist der Autoverkehr in den letzten Jahrzehnten gestiegen, die Kriminalität allerdings schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, sie sinkt. Dennoch sieht man kaum noch Erstklässler, die alleine zur Schule laufen. Und auch in der zweiten Klasse ist das noch selten. Zumindest hier in Berlin. Vermutlich ist es die Angst-Gesellschaft, die überall Kriminalität, Gefahr und Verderben wittert.

Mein Kind läuft jetzt zur Schule. Alleine. Es war ein Kampf. Und ich meine jetzt nicht den Kampf des Kindes, genügend Mut und Selbstvertrauen für diesen Schritt zu finden. Nein, es war ein Kampf, abzuwehren, dass das Kind für diesen Anlass eine Überwachungsuhr bekommt. Diese „Kinder-Smart-Watches“ sind mit Telefon und GPS ausgerüstet und sollen angeblich die Sicherheit des Kindes erhöhen.

Quietschbunte Digitalhandschelle

Ob Eltern von Mitschülern, Familie, Bekannte oder Freundinnen: Sie alle empfahlen eine praktische Überwachungsuhr für mein Kind. Sogar ein eingefleischter befreundeter Datenschützer, mit dem ich für „Freiheit statt Angst“ demonstriert hatte, wollte mir so ein Gerät aufschwatzen. Er sagte verschämt, dass seine Kinder eine hätten. Dass es doch irgendwie gut und praktisch sei. Bei der Simulation von Sicherheit für ihre Kinder werfen sie offenbar alle Prinzipien über Bord. Etwa ein Drittel der Klassenkamerad:innen meines Kindes hat so ein Teil.

„Mithilfe einer digitalen Armbanduhr können Sie Ihrem Kind auf eine smarte Art Grenzen setzen“, heißt es auf Stern.de, auch bei Eltern.de wird vom „sanften Einstieg in die digitale Welt“ gesäuselt. Nun habe ich wirklich nichts gegen einen Einstieg in die digitale Welt – aber doch bitte selbstbestimmt und nicht mit einer quietschbunten Handschelle am Handgelenk.

Denn diese bunten Uhren mit GPS sind eigentlich Ortungswanzen. Viele von ihnen sind gekoppelt mit dem Handy der Eltern. GPS-Tracker, die Helikopter-Eltern nutzen, um den Standort ihrer Kinder zu überwachen. Eine digitale Leine, an der Eltern bei jeder Gelegenheit zerren können. Argumentiert wird dann immer, dass man im Falle einer Entführung oder Sexualstraftat wisse, wo das Kind ist. Als würde ein:e Kriminelle:r nicht als erstes die Smartwatch vom Handgelenk reißen und wegwerfen. Letztlich erodieren diese Uhren unser Verhältnis zu Überwachung und das unserer Kinder gleich mit.

Dabei sind Smart Watches für Kinder reines Sicherheitstheater. Und obendrein sind viele dieser Uhren auch noch schlecht programmiert, immer wieder erfährt man von massiven Problemen mit der IT-Security.

Lieber Vertrauen statt Kontrolle

Überhaupt möchte ich meinem Kind vertrauen. Und ich möchte, dass es mir vertraut. Ich möchte nicht heimlich schauen, wo mein Kind ist. Ich will nicht, dass Überwachung und das Gefühl, überwacht zu werden, zu seinem Alltag gehört. Ich will klare Absprachen und Freiheit. Ich will meinem Kind vertrauen, dass es sich an abgemachte Regeln hält und das Richtige tut. Ich will, dass mein Kind die Welt selbst entdeckt, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit lernt und ich nicht bei jedem Schritt digital dabei bin. Mein Kind hat Grundrechte und eine Privatsphäre.

Natürlich wäre es manchmal praktisch, sein Kind anrufen zu können und umgekehrt. Zum Beispiel, wenn es spontan nach der Schule zu Freund:innen möchte. Doch dafür würde auch ein ganz altes Handy reichen, mit dem man einfach nur anrufen kann. Ganz ohne Schnickschnack und Überwachung.

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32 Ergänzungen

  1. Puh….schwieriges Thema und da muss wohl jeder auf sein eigenes Bauchgefühl, sowie den inviduellen Entwicklungsstand des Kindes hören- Ich habe 3 Kinder, von 2 bis 8 Jahren- und habe dementsprechend 3 dieser Uhren- NICHT für den Schulweg, der ist bei uns zu weit weg und die beiden Großen werden mit dem Taxi abgeholt, aber z.b. fahren wir regelmäßig in weitläufige Freizeitparks wie Schloss Dankern, Kettlerhof, etc, und da sind diese Uhren Gold wert….die beiden Großen können sich so deutlich freier bewegen und sich auch mal ohne Stress weiter entfernen, während wir bei der 2- Jährigen bleiben- die auch so eine Uhr trägt, damit WENN sie mal in der Menschenmenge kurz „untergeht“ geschaut werden kann, ob Sie überhaupt in der Nähe ist…beruhigt (mich) ungemein!
    Müssen wir uns mal vom Treffpunkt wegbewegen oder schnell alle zusammentrommeln, kann man die Jungs anrufen, selbst wenn Sie nicht rangehen, kann man ungefähr schauen, wo man Sie suchen muss.

    Was aber unbestreitbar ist: Die meisten von uns sind als Kinder schon mit 5, 6 Jahren alleine durch die Siedlungen gelaufen, haben spontan bei Freunden an die Tür geklopft, die 2, 3 Kilometer entfernt waren und sind bis abends ohne Kontrolle durch die Gegend gelaufen…heute kenne ich nicht EIN Kind aus der Klasse meines ältesten, der mit 8 oder 9 Jahren alleine und ohne Aufpasser auch nur die Straße zum benachtbarten Spielplatz überqueren darf;)

    – Sind Sie eine 100%ige Sicherheit ? Definitv nicht!
    – funktionieren Sie IMMER zuverlässig? Meistens ja, aber liegt natürlich auch an der Stabilität des genutzten Mobilfunknetzes

    Sobald meine Kinder alt genug sind, Handys zu nutzen, fallen diese Uhren natürlich weg, aber seien wir mal ehrlich: welches Grundschulkind bekommt denn ein Handy mit zur Schule, das nicht in kürzester Zeit geklaut/verloren/kaputt ist?;)

    1. Ihr Kommentar zeigt das große Ausmaß an Paranoia, die in unserer Gesellschaft zu allen Themen herrscht. Das Wort Sicherheit wurde in den letzten zwei Jahren so unfassbar oft benutzt, dass man sich schon ekelt, wenn msn es hört.
      Dann verliert man eben mal die Kinder auf einem Freizeitpark aus den Augen… Das sind Erfahrungen, die zum Leben dazugehören, wie dass man sich mal wehtut.
      Unsere Kinder sind vom ersten Schultag an allein in die Schule gegangen, fahren selbständig Bahn und gehen alleine ins Schwimmbad. Niemals käme an das Handgelenk meiner Kinder ein Überwachungssystem.
      Kinder haben übrigens Rechte. Ich vermute, dass sie sogar gegen diese Überwachung klagen könnten oder ein Stellvertreter für sie.
      Eltern haben die Pflicht, ihre Kinder zu selbständigen, selbst denkenden Menschen zu erziehen. Das scheinen viele zu vergessen.

      1. Ihre Auffassung zum Thema (Digitaler) Rechte von Kindern in allen Ehren…

        Aber mal abgesehen davon das es ziemlich engstirnig ist,
        die Benutzung solcher Hilfsmittel zu verteufeln (ohne z.b den Entwicklungsstand des Kindes zu kennen) müssten nach Ihrer Argumentation
        für eine „Klage“ der Kinder ja mind. deren deutliche Ablehnung der Uhren
        gegeben sein….was definitv nicht der Fall ist;)

        Und der Punkt „dann gehen Sie halt mal im Freizeitpark verloren, das gehört dazu“- lässt mich daran zweifeln, das Sie selbst mehrere (kleine) Kinder haben….warum soll ich meinen 6- Jährigen Sohn denn den Stress aussetzen, uns nicht wiederzufinden, wenn er mich bei Bedarf einfach schnell anrufen kann- Warum soll ich uns selbst den Stress aussetzen, alle vereinbarten Treffpunkte über Bord zu werfen, weil unser Windelkind gewickelt werden muss und der einzige Wickeltisch 500m entfernt ist?

        2. Punkt: Es werden keinerlei (heimliche) Bild- oder Tonaufnahmen angefertigt, einzig der ungefähre GPS- Standort lässt sich unbemerkt über die durch ein Passwort ausreichend geschützte Elternapp abrufen.

        3. Punkt: Dann frage ich mich aber auch, wie es sich nach Ihrer Auffassung mit Babyfones/IP- Kameras im Kinderzimmer verhält? Jeder darf selbst entscheiden, auf welche Hilfsmittel er zurückgreift, aber sind selbige dann nicht auch ein „Eingriff“ in die Privatsphäre des Kindes oder überwiegt da der
        Sicherheitsnutzen?;)

        1. Nein, also Kinder müssen nicht Ablehnen, um ihrer Rechte beraubt zu sein. Soviel zur Auffassung von Rechten ganz allgemein, ohne Berücksichtigung dieses Szenarios.

          Freizeitpark bzw. der Argumentationsstrang – das sehe ich als weniger bedenklich an, da die Uhren fast keine persönlichen Merkmale mitbekommen (sollten?). Bewegungsspuren sind allerdings allgemein nicht ganz ohne, im Park u.ä. eingegrenzt allerdings wohl ziemlich irrelevant, bis auf die Preisgabe der Position mindestens der Eltern gegenüber dem Hersteller/Cloud sofern das so implementiert ist.

          2. Punkt: Ok, allerdings bleibt immer die Frage, welche Daten die funken, gegenüber dem, was angezeigt wird. Berechnung auf Serverseite wäre zumindest mal eine mittellustige Sache. Tatsächlich verbindliche Herstellerangaben wären da ganz nett (Verklagbarkeit).

          3. In der Cloud-App-Shit-Welt ist „das Hilfsmittel“ für sich eine Idee. Eine Idee, die sehr schwer konkret in der Hand zu halten ist, ohne die Rechte Beteiligter zu verletzen.
          Die freie Wahl sollte eigentlich informiert erfolgen. Unrealistisch einerseits. Andererseits wäre alles andere Scharlatanerie, im gesellschaftlichen Sinne. Davon ab, sehe ich alles mit Cloud und gut zu bedienen da als hochproblematisch an. Zumal das oft Geräte sind, die vermutlich nie jemals Updates bekommen, deren Hersteller eine Windel auf Sicherheit geben usw. Da liege ich vielleicht falsch, dennoch denke ich dass eine uninformierte freie Wahl „für dein Baby“ hier konzeptionell nicht möglich ist.

          1. Wer nur eine Lösung für das „Kind-aus-den-Augen-verlieren“ im Freizeitpark sucht, dem möchte ich das Projekt https://meshtastic.org/ ans Herz legen.

            Meshtastic ist eine Open-Source-Firmware für tragbare LoRa-Sender, die jeweils ein Display und einen GPS-Empfänger enthalten. Die Sender bauen zwischen sich ein LoRa-Mesh-Netzwerk auf, und tauschen darüber regelmässig gegenseitig den eigenen Standort aus. Die Übertragung der Standort-Koordinaten ist AES-verschlüsselt (Metadaten momentan unverschüsselt, aber pseudonym) und funktioniert über einige 100 Meter bis zu wenigen Kilometern auch in der Stadt.

            Die Meshtastic-Sender kosten 30-50 Euro und es fallen – anders als bei Smartwatches – keine wiederkehrenden Mobilfunk-Abo-Gebühren an. Der Standort wird als Richtung und Distanz auf dem Display angezeigt. Optional können die Sender per Bluetooth mit einer iOS- oder Android-App verbunden werden, wo der Standort dann auf einer Karte angezeigt wird.

            Dokumentation: https://meshtastic.org/docs/getting-started
            Forum: https://meshtastic.discourse.group/
            Erklär-Video: https://redirect.invidious.io/watch?v=8ty0Hm2Tl4A

    2. „fahren wir regelmäßig in weitläufige Freizeitparks wie Schloss Dankern, Kettlerhof, etc, und da sind diese Uhren Gold wert….“

      Was hat die Menschheit gemacht, bevor es diesen Kram gab?
      Sind Deine Eltern mit Dir nie im Wald gewesen zum Pilze, Blaubeeren, whatever, zu suchen?
      Warst Du nie allein an der Bushaltestelle auf der Gammelstange, sondern immer mit einem Elternteil im Rücken?
      Wie hast Du das erste Mal Küsschen bekommen, ohne das zu Hause das Telefon geklingelt hat?

      Leute! Kommt doch mal runter und denkt doch mal darüber nach, was Ihr für eine Generation anerzieht!
      Ihr wollt selbstverantwortlichen Nachwuchs und baut mit Handschellen und Fussfesseln Maskotchen!
      Ihr seit Kontrollfreaks ohne einen noch so kleinen Teil von Empathie oder gar Vertrauen in Euer eigen Fleisch und Blut.
      Was treibt Euch dazu?

    3. „Sobald meine Kinder alt genug sind, Handys zu nutzen, fallen diese Uhren natürlich weg, aber seien wir mal ehrlich: welches Grundschulkind bekommt denn ein Handy mit zur Schule, das nicht in kürzester Zeit geklaut/verloren/kaputt ist?;)“

      Meins z.B. und viele andere aus dem Jahrgang meiner Tochter auch.

      Es ist echt beklemment wieviel Panik die Presse den Eltern machen kann. Wie soll das es werden wenn Ihre Kinder selbst Kinder kriegen. Die brauchen dann auch noch eine Bodycam? Livestream 24/7?

      Die Welt ist nicht so kaputt ( außer Klimatechnisch) wie die Presse uns erzählt.
      Aber Helikopter- und Rasenmähereltern sorgen für eine andauernde Abwärtsspirale der Kinder und Wundern sich wenn dann doch was schief geht, weil das Kind nie selbstständig denken, handeln musste und sich von irgendwem zu Quatschen lässt. Bringt den Kindern Selbstständigkeit bei und lasst sie z.B. Tae Kwon Do lernen (hilft super gegen Elterliche Sorgen).
      Meine Tochter ist mittlerweile 17 und gut durchs Leben gekommen ohne das ich immer genau wußte wo sie ist. Sie hat gesagt mit wem sie Unterwegs ist und wo man sich trifft und gut ist.

    4. Wer nur eine Lösung für das „Kind-aus-den-Augen-verlieren“ im Freizeitpark sucht, dem möchte ich das Projekt https://meshtastic.org/ ans Herz legen.

      Meshtastic ist eine Open-Source-Firmware für tragbare LoRa-Sender, die jeweils ein Display und einen GPS-Empfänger enthalten. Die Sender bauen zwischen sich ein LoRa-Mesh-Netzwerk auf, und tauschen darüber regelmässig gegenseitig den eigenen Standort aus. Die Übertragung der Standort-Koordinaten ist AES-verschlüsselt (Metadaten momentan unverschüsselt, aber pseudonym) und funktioniert über einige 100 Meter bis zu wenigen Kilometern auch in der Stadt.

      Die Meshtastic-Sender kosten 30-50 Euro und es fallen – anders als bei Smartwatches – keine wiederkehrenden Mobilfunk-Abo-Gebühren an. Der Standort wird als Richtung und Distanz auf dem Display angezeigt. Optional können die Sender per Bluetooth mit einer iOS- oder Android-App verbunden werden, wo der Standort dann auf einer Karte angezeigt wird.

      Dokumentation: https://meshtastic.org/docs/getting-started
      Forum: https://meshtastic.discourse.group/
      Erklär-Video: https://redirect.invidious.io/watch?v=8ty0Hm2Tl4A

  2. Das ganze in Privatsphäre, sicher und ohne Dark Patterns (Gewöhnung der Eltern bzw. Kinder an gezielte Überwachung u.ä.), dann kann es schon ein Hilfsmittel sein.

    Kurzum: kommerziell wird das nichts.

  3. Ich erinnere mich noch:
    Nur bei meinem ersten Schultag wurde ich „gebracht“ – das war in den 1960ern.
    Danach konnte ich alleine gehen: Schule war in der Nachbarstrasse.

    Zum Schluß meiner Schulzeit (weiterführende) jeden Tag knapp 3 Kilometer hin und dann wieder zurück.

    Hat mir nicht geschadet.

    Ach ja: Damals gab es noch graue Festnetztelefone mit Wählscheibe.
    Ein schwarzes aus Bakelit steht noch hier – funktioniert sogar noch.

  4. Von der Grundversorgung mit quietschbunten Handschellen bis zur Unterhose mit digitalem Eingriff braucht es noch eine Zeit der digitalen Gewöhnung. Da wächst Kind ja schnell rein.
    Haben wir uns das Vertrauen schließlich völlig abgewöhnt, so die Zeit dann gekommen für Gadgets wie den digitalen Keuschheitsgürtel. Am Begriff digitale Steinzeit kann dann das Häckchen gesetzt werden.

  5. Wir haben hier die altes Handy Lösung, aber auch nur weil das Kind ein paar Stationen Straßenbahn fährt und es keine Telefonzellen mehr gibt.
    Dieses Handy hat einen geschützten festen Platz in der Tasche und fährt jetzt schon mehrere Jahre mit dem Kind durch die Gegend. Das große Kind hatte für den Grundschulweg kein Handy weil es nur ein paar Meter zu Fuß unterwegs war.
    Wir waren früher auch den ganzen Tag unterwegs und niemand wusste so Recht wo wir waren. Wir hatten die klare Ansage um sechs wieder Zuhause zu sein und das war alles. Wir haben diese Freiheit sehr genossen. Ich sehe keinen Grund sie meinen Kindern vorzuenthalten.

  6. Ich bin als Kindergartenkind schon allein mit dem Fahrrad gefahren. Allerdings war der auch nur in derselben Siedlung rund einen halben Kilometer weg. Zur Schule natürlich auch .

  7. Wer hält denn Kinder heutzutage noch als Freigänger? Unverantwortlich! Im Keller gibt es weder LTE noch GPS. Nichts geht über Cellar Schooling. Freunde treffen und die bekloppte Welt da draußen entdecken, können die Kinder noch, wenn sie 18 sind. Bis dahin heißt es: There is no zone like home zone.

  8. Danke Herr Reuter, freut mich, dass es noch vernünftige Menschen gibt. Leider lassen sich immer mehr junge Eltern (und auch ältere) durch die Flut an Angstmacherei in den sozialen Medien und immer häufiger auch in den gewöhnlichen Medien verunsichern.
    Selbstständiges Denken und eigenständiges Recherchieren ist halt für manche mühsam, da ist es oft einfacher, dem Herdentrieb zu folgen.

  9. Peter: Sie haben ja so recht.

    Genau das ist das Problem: eine hysterische, angstgesteuerte Gesellschaft, die glaubt, mit Digitaltechnik sich Sicherheit quasi „er-überwachen“ zu können. Aber Gesellschaft braucht Vertrauen, das Leben birgt IMMER gewisse Risiken, und Freiheit und Selbstbestimmung sind unerlässlich für eine funktionierende, sich weiterentwickelnde Persönlichkeit und damit Grundlage unserer demokratischen Kultur.

    Dass selbst Pädagogen und andere Berufsgruppen, die es besser wissen müssen, dem Sicherheits- und Überwachungswahn verfallen, zeigt, dass die entsprechenden Konditionierungsprozesse diverser US-Konzerne, Innenminister etc. verheerende Wirkung zeigen. Und dass diese, die die Demokratie eigentlich bewahren sollen (und hoffentlich auch wollen), diese immer mehr, wenn auch indirekt, zerstören.

    Es ist höchste Zeit, dass das Thema nicht nur hier, sondern multimedial mit dem gebotenen gesellschaftlichem Engagement breitbandig diskutiert wird! Sonst sind wir (spätestens) in ein paar Jahren in einer Totaldystopie, die wir uns garantiert nicht wünschen.

    PS: Ich bin beim Einschulen (1 km von der Schule gewohnt) die ersten zwei Tage begleitet worden, danach nicht mehr. Als ich ins Gymnasium kam (8 km Busfahrt und noch zehn Minuten durch die Stadt laufen), wurde ich am ersten Tag begleitet, um den Weg zu lernen. An diesem Schultagsende musste ich mir selbständig beim Landsratamt meine Dauer-Buskarte holen (die damals noch vom Landkreis bezahlt wurde). Meine Mutter war bei der Rückkehr begeistert von soviel Selbständigkeit, die ich, wohl im Gegensatz zu den heutigen Eltern, für ein sehr wichtiges Erziehungsziel halte. Und das geht nur ohne digitale Handschellen!!

  10. Ich kann’s mir nicht verkneifen: Im 3. Absatz fehlt ein Komma: „…es war ein Kampf(,) abzuwehren, dass…“. Nein ich bin kein pensionierter Lehrer, aber in diesem Fall dreht das fehlende Komma den Satz ins Gegenteil. *lach*

  11. Also ich muss zugeben, dass meine beiden Kinder solche Teile haben und ab und an auch benutzen. Denn ja, in einer idealen Welt bräuchte man das nicht und früher war sicher alles besser aber es gibt einfach Faktoren die z.B. gegen die „altes Handy“ Variante sprechen:

    1. Kein „Schulmodus“:
    Bei den Uhren stellt man ein, dass von 8 – 13 Uhr Schule ist. In der Zeit sind die Uhren wie im Flugmodus und können weder angerufen werden, noch selbst irgendwohin anrufen

    2. Keine anderen Apps/Spiele:
    Auch auf alten Handys sind Spiele (Snake und Co) oder Apps installiert, die die Kinder ablenken können. Auf unseren Geräten sind weder Apps oder Spiele vorinstalliert, noch installierbar.

    3. (Berechtigtes) Handyverbot in der Schule:
    Gilt (bisher) bei uns für klassische Handys (egal welches Baujahr) für Uhren nicht.
    Auch das Mitführen im Ranzen ist nicht gestattet, sodass auch ein „altes Handy“ nicht verwendet werden kann um auf dem Heimwegs ggf. verwendet werden zu können.

    4. Kinder verlieren Dinge
    Ein Argument, was viele Leute ohne Kinder nicht nachvollziehen können, aber alles was verloren gehen kann, geht auch verloren. Komplett unabhängig davon, ob es sich um Kleidung, Brotbüchsen, Trinkflaschen, Turnbeutel oder eben Handys handelt.
    Wenn die Uhr am Handgelenk ist, sinkt die Chance, dass das Gerät verloren geht, signifikant.

    Eine GPS Funktion oder ähnliches haben wir noch nie verwendet und haben es in Zukunft auch nicht vor, aber einfach mal den Kindern Bescheid geben zu können, dass sie heute mal in die andere Richtung nach Hause laufen weil man selbst noch unterwegs ist, ist einfach äußerst praktisch. Oder eben auch das von anderen beschriebene „Hey wir kommen nicht direkt nach Hause, wir sind noch mit XY unterwegs“.
    Wir handhaben die Uhren genauso wie DECT Telefone auf dem Camp oder dem Congress. Wenn es bei uns im Ort ein Eventphone Netz geben würde, würden wir das nutzen, gibt es aber leider nicht.
    Die Angst, die viele andere erwähnt haben, habe ich übrigens hier auf dem Land nicht, aber wenn z.B. das vorbereitete Essen kalt wird oder man aus welchen Gründen auch immer auf die Kinder wartet ist es manchmal einfach nervig und erspart im Zweifel den Kindern auch einen Anschiss.

    1. „für Uhren nicht.
      Auch das Mitführen im Ranzen ist nicht gestattet,“
      Auf die Begründung wäre ich ja mal gespannt, wenn das GT-E1080 vor der Schule aus und im Rucksack verschwindet und nach der Schule wieder an und gut ist.
      Ich würde allein schon wegen solcher Regeln mal drüber nachdenken – wenn die (hochintelligente) Uhr erlaubt, das (fast analoge) Telefon nicht – ob der Bildungsträger nicht doch etwas sehr übergriffig ist und ob diese Einrichtung das Bildungsziel nicht verfehlt.

      Und ganz ehrlich: Dein kaltes Essen ist nichts gegen eine ausgelassene und sorgenfreie(*) Kinderseele!

      * Stell Dir vor, Dir würde jemand in deiner tiefsten Beschäftigung, kurz vor der Lösung der Frage über den Sinn des Lebens an deinem Arm rütteln, Dich aus Deinem seit Stunden verzweigtem Lösungsweg holen und anschreien: ZWEIUNDVIERZIG!

    2. Nur noch als Nachtrag:
      „4. Kinder verlieren Dinge
      Ein Argument, was viele Leute ohne Kinder nicht nachvollziehen können“
      Ich habe nicht nur eines.
      Auch ein Fahrrad kann man verlieren.
      Busfahrkarten, auch. Brieftaschen, auch.
      Was ist daran so schlimm?
      Und glaube mir: Wenn ein Kind unkonditioniert ist, wird die Uhr in freier Entscheidung abgemacht – basta.
      Aber Du hast Dein Kind schon genau darauf konditioniert. Wie eine:n Hund:in. Gib Leberwurst und einen Klicker.
      Schade um die Generation, die da heranwächst.

  12. Irgendwie finde ich das alles sehr gruselig. Hab zwar keiner Kinder, hier aber eine Geschichte aus meiner eigenen Kindheit:
    Im Vorschulalter durfte ich nicht alleine zum Spielplatz im Innhof unseres Apartmentblocks gehen. Es musste stets entweder mein großer Bruder oder ein Elternteil dabei sein. Diese Episode meiner Kindheit spielte sich aber in einer Großstadt in Russland kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ab. Sobald wird nach Deutschland gezogen waren, durfte ich mich frei bewegen.
    Dementsprechend verstehe ich überhaupt nicht, wie man unter denen gegebenen Umständen in diesem Land überhaupt auf die hirnrissige Idee kommen könnte, einem Kind diese Art der Überwachung aufzubürden. Bekommt mal bitte eure Angst in den Griff – hier lauert nicht an jeder Ecke irgendein zwielichtiger Gopnik und die Polizei wird im Notfall auch ohne Schmiergeld tätig. Der Schaden, den man damit am Kind hinterlässt, ist das Befriedigen der eigenen Paranoia doch nun wirklich nicht wert.

  13. Wow…nichts wird so hochemotional wie wenn es um Kinder+die eigene Meinung und den Erziehungsstil geht….in diesem Sinne mal „Respekt“ für die Wortwahl in einigen dieser Kommentare- und meine Lieblingsfloskel
    „Wie hätten wir früher“- ist auch dabei….ganz Großes Kino, ich steige jetzt mal auf meine Pferdekutsche und stelle Die Intelligenz eines jeden Menscheninfrage, der ein Auto nutzt…brauchten wir früher ja auch nicht;)

  14. Angst ist ein Gefühl (je nach Sichtweise auch nicht, aber das sprengt hier den Rahmen). Gefühlen mit Logik/Vernunft zu entgegnen ist sehr schwierig, da dies recht wahrscheinlich zu einer Fehlkommunikation zwischen Sender und Empfänger führt.
    Die Angst-empfindende Person sollte auf ihrer Gefühlsebene „abgeholt“ werden, damit eine erfolgreiche Kommunikation zustande kommt.
    Ein vermeintliches(!) Sicherheitsgründen“gefühl“ durch technische Mittel zu erzeugen ist schlicht sehr verlockend, können doch so die „Hilfen“ externalisiert (nicht ich als Selbst, sondern das Ding ist zuständig) werden. Es ist einfach. Leider verbleibe ich so aber weiterhin unfähig und greife bei nächster Gelegenheit wieder zur externen Hilfe. Ein Sicherheitsgefühl im Menschen selbst zu erzeugen erfordert eine Beschäftigung mit den Auslösern und mit Bewältigungsstrategien.
    Ja, das ist so untechnisch, wie es klingt. Da helfen höchstens KI und NFT…

    1. Eine Geißel unserer Zeit politikseitig, ist durchaus dieses „den Menschen ein Gefühl vermitteln“ zu wollen/sollenm/tun.

      Eben weil dadurch die Entkopplung von den Ursachen und Wirkungsbeziehungen versucht wird.

      Folgt man diesem, erhält man einen Zoo, mit artgerechter Menschenhaltung.

  15. Es sind einfach die perfekten Instrumente für eine narzisstische Gesellschaft! Und sie treffen auch noch den Zeitgeist.

  16. Die Kriminalität gegenüber Kinder, also Abzocke (Raub), Rangeleien (Körperverletzung) und das Dissen (Beleidigung) sind massiv, sie tauchen nur in keiner Statistik auf. Das eigene Kind je nach Wohnort nicht alleine gehen zu lassen ist also eher verantwortungsvolles handeln der Eltern.

    1. „…, sie tauchen nur in keiner Statistik auf.“

      Wie kommen Sie darauf? Eine Quellenangabe ist angebracht.
      Wenn Ihre These stimmen würde, dann müsste es in früheren Zeiten ebenso angeblich hohe Opferzahlen gegeben haben und es hätte kein Kind alleine zur Schule gehen dürfen.

      Man kann immer ein Angstszenario schüren, das impliziert, es könne „irgendwas“ passieren. Dieses „irgendwas“ entspringt aber in vielen Fällen nebulösen Vorstellungen, die durch die Medien exzessiv und massentauglich angeheizt werden.

      Beleidigungen, Dissen und Raubdelikte gegenüber (Schul-)Kindern finden nach meiner Einschätzung meistens in der Schule selbst statt und lassen sich nicht durch digitale Überwachung, sondern durch Konfliktlösungsprogramme beseitigen.

      Digitale Angriffe selbst wie z. B. Internet-Mobbing ließen sich sicher durch eine vernünftige und datenschutzbewusste Medienerziehung vermeiden, nicht aber durch bedingungslose und unkritische Hingabe gegenüber dem Digitalen bzw. Netz an sich.

  17. Staat und Konzernen soll es recht sein. Wenn man die Kinder von klein auf an permanente Überwachung durch technische Spielzeuge gewöhnt, werden sie sich später als Erwachsene weniger dagegen wehren, weil sie es gar nicht anders kennen. Alles, was es braucht, sind die richtigen Anreizsysteme und Bezeichnungen.

    „Aber die bösen Kidnapper und Sexualstraftäter…!“
    Die gab es früher auch schon. An Ihrer Stelle wäre ich besonders vorsichtig bei Verwandten, in Ihrem Bekanntenkreis und der katholischen Kirche. Dort finden sich statistisch die meisten Missbrauchstäter.
    Und wie Herr Reuter schon treffend andeutet, kommt der böse schwarze Mann, der um die Ecke lauert, ganz bestimmt niemals auf die Idee, sich als erstes dieser Uhr zu entledigen!

    „Aber in der Schule herrscht Handyverbot!“
    Ja, und das hat verschiedene Gründe. Einer davon lautet möglicherweise, je nachdem welcher Pädagoge das Sagen hat, die Kinder wenigstens mal für ein paar Stunden der elterlichen Kontrolle zu entziehen und ihnen ein Stück weit Selbstständigkeit beizubringen.

    „Aber ein Handy könnte das Kind ja verlieren!“
    Sie wissen schon, wie das im Sportunterricht läuft, oder? Da müssen Armbanduhren in aller Regel abgelegt werden. Schon ist die Uhr nicht mehr am Kind und kann verloren gehen. Und wer sagt Ihnen eigentlich, dass Ihre Kinder nicht selbst auf die Idee kommen, die Uhr mal abzumachen, weil sie sie stört? Oder haben Sie Ihre Kinder schon dermaßen gedrillt, dass sie sich das niemals trauen würden? In dem Fall sähe ich hier ein ganz anderes Problem.

    Nein, meine Damen und Herren, erkennen Sie mal bitte, wenn Sie sich gerade Ihre eigene Angst vor dem wahren Leben und Ihre Unfähigkeit, loszulassen und Ihren Kindern zu vertrauen, schönzureden versuchen.

    Als Person mit Osthintergrund denke ich mir immer: Wenn die Staatssicherheit gewusst hätte, wie leicht es sein kann, die Leute nicht nur von Überwachung zu überzeugen, sondern sie auch noch dazu zu bringen, sich die Wanzen selbst zu kaufen und ihre Kinder ganz ohne „staatliche Unterstützung“ zu indoktrinieren…

  18. Interessanter Artikel und ebenso interessante Kommentare!

    風間律 sagt: „´Aber die bösen Kidnapper und Sexualstraftäter…!` Die gab es früher auch schon.“

    Genau, das ist es. Dazu sowie zu den restlichen Ausführungen kann ich nur zustimmen.

    In dem Zusammenhang sei erwähnt, dass zwar in der Überwachung durch entsprechende Uhren oder andere Instrumente das Heil aller Übel und die Idealprävention vor Straftaten gesehen wird, es aber z. B. trotz 50 Jahren „Aktenzeichen XY“ und dortigen Appellen nicht gelungen ist, Jugendliche und deren Eltern davon zu überzeugen, dass das Fahren per Anhalter erhebliche Risiken mit sich bringt. Andernfalls hätte eine Vielzahl schwerer Straftaten auf einfachem Wege verhindert werden können. Nur mal so als Beispiel.

  19. Ich muss gestehen ich kann den Schutz verstehen, und die Sorge. Aber ein Überwachungsgerät welches die Daten an Dritte verkauft, diese Kinder zusätzlich Avatarisiert/Bewertet (dies findet ohnehin durch die Geräte der anderen Kinder statt.), finde ich sehr gruselig.

    Es sollte nicht dazu führen, den Kindern noch mehr auf zu bürden. Doch ich würde wenn man schon selber ein paranoides Helikopter/Stasi-Elternteil ist. Wenigstens sicherstellen das die Daten ausschließlich Analog anfallen.

    Zuhause kurz synchronisiert werden, am besten vom Kind selbst, damit es auch sieht und versteht welche Daten es teilt und auch freiwillig. Vielleicht noch ein paar Schatten-Meta-Informationen zusätzlich, aber diese auch nur mit höherem Aufwand für die Eltern visualisiert werden können. Wenn ein Kind nicht zustimmt, gehen eben Daten verloren. Wenn der letzte Tag fehlt, helfen auch keine Cloud Daten mehr.

    2022 ist die größere Gefahr für die Kinder leider der Überwachungskapitalismus und eine Browserverlauf, sorry, Lebensverlauf der letzten 20 Jahre, mit einer Bewertung jeder Aktion und dem emotionalen Zustand bei einem Telefonat, oder einem Videocall…

    Wir bewegen uns in einer Zeit, in der uns die Technik intellektuell überholte. Wenn wir unsere Kinder dieser Schutzlos und völlig unvorbereitet ausliefern, könnte es böse Folge für die Menschen der Zukunft haben.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.