Was vom Tage übrig bliebKreditwürdiges, Glaubwürdiges und Erklärungswürdiges

TikTok ist auch nicht besser als Facebook, Insta und Konsorten. Gesichtserkennung bleibt weiterhin doof. KI ist manchmal kompliziert, muss es aber nicht. Und Scoring ist oft unfair. Die besten Reste des Tages.

Berlin Himmel
In Berlin kehrt der Sommer zurück und damit auch das Blau.

TikTok: Logs, Logs, Logs (Medium)
Der französische Sicherheitsforscher Baptiste Robert, im Netz unterwegs als Elliot Alderson, hat sich aus aktuellem Anlass mal genauer angeschaut, welche Daten TikTok wohin eigentlich sendet. Sein Fazit: Die App saugt viel zu viele Informationen über die Geräte und das Verhalten seiner Nutzer:innen, verhält sich damit aber in keiner Weise ungewöhnlich. Sondern ziemlich genau so wie Facebook, Snapchat oder Instagram eben auch.

Credit Scoring: Negative credit rating generated without data (noyb)
Im Mai machte Algorithmwatch den Fall bekannt: Ein Mann aus Hannover wollte den Stromanbieter wechseln und erfuhr dabei, dass seine Bonität als zu schwach eingestuft wurde. Auf Nachfrage bei dem zuständigen Unternehmen CRIF Bürgel kam heraus, dass die Firma keinerlei negative Daten über ihn gespeichert hatte. Die vermeintliche Bonität muss sie allein auf Basis von Umfelddaten errechnet haben: etwa aus seiner Postleitzahl oder seinem Geburtsdatum. Die österreichische NGO noyb will den Fall nicht auf sich beruhen lassen. Sie will diese Art von „Voodoo“ beenden und legt nun Beschwerde gegen CRIF Bürgel bei der österreichischen Datenschutzbehörde ein.

Explainability: Von der Black Box zum Glaskasten – Müssen wir wissen, was Maschinen denken? Crashkurs KI (Teil 6) (HR Info)
Der Hessische Rundfunk übernimmt die ehrenvolle Aufgabe, diese „Künstliche Intelligenz“ so zu vermitteln, dass auch Menschen ohne Algorithmen-Vorwissen es verstehen. In der aktuellen Folge erklärt Jan Eggers das Konzept „Explainability“, also warum es für bestimmte algorithmische Systeme so schwer ist, ihre Entscheidungen in einer für Humanoide nachvollziehbaren Weise zu erklären (sollte man vielleicht mal CRIF Bürgel nahelegen). Pferdefreund:innen kommen auch auf ihre Kosten.

The Case for Banning Law Enforcement From Using Facial Recognition Technology (The Justice Collaborative Institute)
Was daraus folgt, wenn das Gesicht so ziemlich jeder Person in eine Suchmaschine eingegeben werden kann, wissen wir seit den Enthüllungen um Clearview und Pimeyes. Die EU-Kommission konnte sich bislang trotzdem nicht dazu durchringen, den Einsatz solcher Biometrie-Datenbanken zu regulieren, erst recht nicht für Sicherheitsbehörden. In den USA dagegen wollen demokratische Senatoren und Abgeordnete genau das erreichen – mit dem „Facial Recognition and Biometric Technology Moratorium Act of 2020“, der nationalen Sicherheitsbehörden den Einsatz solcher Technologien verbieten soll. Die Argumente dafür trägt das Justice Collaborative Institute hier zusammen.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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