Was vom Tage übrig blieb790 Gruppen, 9,5 Millionen Euro und 235 Millionen Accounts

Nun wissen wir genau, wieviel die Corona-Warn-App gekostet hat. Facebook geht nicht genug gegen falsche Gesundheitsinformationen vor, löscht dafür aber QAnon- und Antifa-Gruppen. Und wieder einmal gibt’s ein großes Datenleck. Die besten Reste des Tages.

Blick auf den Fernsehturm
Leicht düstere Wolken schweben heute über Berlin – und über dem Haupt des ehemaligen Trump-Beraters Stephen Bannon, der wegen Betrugs festgenommen wurde. Ein akzeptabler Deal, finden wir.

So viel hat die Corona-Warn-App gekostet (MacWelt)
Dank einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz sind sie jetzt öffentlich: die Verträge, die das Robert-Koch-Institut mit SAP und Telekom für die Corona-Warn-App geschlossen hat, insgesamt 436 Seiten. Die ungefähren Kosten waren vorher schon bekannt. Wer sich für das wirklich Kleingedruckte interessiert, kann hier den Rest nachlesen. Allerdings nicht alles: Die Tagessätze sind geschwärzt. „Die Unternehmen haben sich darauf berufen, dass die Offenlegung solcher Vertragsdetails einen Wettbewerbsnachteil bedeuten würde“, schreibt das Ministerium in einem Begleitbrief. Weitere Details zu Laufzeit und Dimensionierung des Nutzungszahlen hat das Handelsblatt hier zusammengefasst.

Facebook’s Algorithm: A Major Threat to Public Health (Avaaz)
Nicht nur zum Corona-Virus kursieren Desinformation und Verschwörungsmythen in sozialen Netzwerken. Gesundheitsthemen sind ganz allgemein ein Bereich, in dem viele Menschen an vermeintliche Alternativen und Wundermittel glauben wollen. Eine Studie der Online-Aktivist:innen von Avaaz hat nun ergeben, dass insbesondere Facebook zu wenig gegen diese falschen Informationen und Heilversprechen unternimmt. So hätte das soziale Netzwerk beispielsweise nur 16 Prozent der falschen Informationen eine Warnung verpasst. Mehr als 28 Millionen Nutzer:innen folgen der Studie zufolge den 42 größten Seiten, die Gesundheitsdesinformation betreiben.

235 Million Instagram, TikTok And YouTube User Profiles Exposed In Massive Data Leak (Forbes)
Forscher:innen von Comparitech haben ungesicherte Informationen von über 235 Millionen Accounts von TikTok, Instagram und YouTube entdeckt. Die Daten verteilten sich auf mehrere Datenpakete. Bei mindestens einem Fünftel der betroffenen Accounts ist entweder eine Telefonnummer oder eine Mailadresse verfügbar. Bei einige konnten die Forscher:innen sogar Informationen über die Follower, Alter und Geschlecht der Inhaber:innen und ihre Likes abrufen. Mit diesen Informationen könnten Spammer und Cyberkriminelle gezielte Angriffe auf die Besitzer:innen der Accounts starten, so die Forscher:innen. Verdächtigt, für den Leak verantwortlich zu sein, wird eine Firma namens Deep Social, die seit 2018 von Facebook und Instagram verbannt wurde.

Facebook restricts more than 10,000 QAnon and US militia groups (The Guardian)
Facebook hat einer ganzen Reihe an Gruppen den Stecker gezogen oder deren Verbreitung eingeschränkt. Das soziale Netzwerk löschte 790 Gruppen, 100 Seiten und 1500 Anzeigen von QAnon-Verschwörungserzählern, neben hunderten Hashtags auf Facebook und Instagram. Rausgeflogen sind zudem rechte militante US-Gruppen – und bemerkenswerterweise auch antifaschistische Gruppen, die laut Facebook zu Ausschreitungen aufrufen würden. Als Reaktion auf die jüngsten und weiterhin andauernden „Black Lives Matter“-Proteste hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, Antifa-Gruppen zu „Terroristen“ zu erklären.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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