Bis feststeht, wer die Wahlen in den USA gewonnen hat, wird vermutlich noch mehr Zeit vergehen als einige gehofft haben. Soziale Medien werden von Falschnachrichten geflutet, der noch-amtierende US-Präsident Donald Trump hat sich bereits ohne faktische Grundlage zum Sieger erklärt. Um im Informationswirrwarr das Wesentliche zu finden, haben wir einige hilfreiche Datenvisualisierungen zusammengetragen, die aktuelle Ergebnisse übersichtlich darstellen, spannende Hintergründe erklären oder ungewöhnliche Wege gehen.
Grundlagen zur Wahl hatte im Vorfeld das Interaktiv-Team der Funke-Mediengruppe visualisiert und auf deutsch das komplexe US-Wahlsystem erklärt. Auch wer noch nicht ganz weiß, was es mit „Gerrymandering“ auf sich hat, wird dort fündig.
Nicht auf deutsch, aber sehr schön optisch aufbereitet, liefert auch Reuters Hintergrunderklärungen, etwa zum Auszählungsverfahren.
Die Klassiker
Eine Übersicht der aktuellen Auszählungsergebnisse findet sich im Moment wohl bei fast jedem Medium. Optisch ansprechend fanden wir zum Beispiel die Aufbereitung von Bloomberg. Die Nachrichtenagentur erklärt dabei auch, auf welchen Methoden und Quellen ihr Modell zum „Voter Turnout“ basiert. In einem gesonderten Artikel erklärt Bloomberg, wie Kartendarstellungen in die Irre führen können und wie man Unsicherheit gut darstellen kann.
Weitere klassische, aufgeräumte Darstellungen finden sich auch bei der Washington Post oder CNN. Der US-Sender bietet außerdem eine gute Übersicht der verschiedenen Umfrageergebnisse vor der Wahl. Wer eher poppigere Darstellungen mag, ist bei der Datenjournalismus-Seite FiveThirtyEight gut aufgehoben.
Unsicherheit greifbar machen
Selbst wenn schon viele Stimmen gezählt sind, können noch beide Kandidaten gewinnen. Die Tendenz stellt die New York Times zum wiederholten Mal mit Hilfe einer Nadel dar. Warum diese Nadel-Darstellungen nicht nur Freunde hat und warum sie dennoch hilfreich ist, kommentiert Will Oremus auf Medium. Spannend ist auch die Darstellung von Matthew Kay als Plinko-Spiel, bei dem virtuelle Kugeln durch ein ebenso virtuelles Nagelbrett in die Bereiche der Kandidaten fallen. Der Wissenschaftler Key beschäftigt sich auch in seiner Forschung mit der Darstellung von Unsicherheit.
Politico wählt einen anderen Weg und simuliert mit Live-Daten und interaktiv, welche Möglichkeiten Trump und Biden noch bleiben. Auch empfehlenswert ist übrigens Politicos Ansicht der einzelnen Bundesstaaten, wo auch demografische Informationen wie Einkommen, Bildungsgrad und der Anteil von nicht-weißer Bevölkerung aufgeführt sind.
Das Election Night Integrity Project hat sich zum Ziel gesetzt, die Wahlauszählung verantwortungsbewusst zu begleiten. Der Zusammenschluss aus Datenwissenschaftler:innen bei „Data für Progress“ erklärt die genutzten Methoden und konzentriert sich vor allem auf eine verständliche Darstellung des aktuellen Auszählungsstandes.
Infos in deutschen Medien
Nicht nur in englischsprachigen Medien gibt es übersichtliche Visualisierungen. Auch bei Zeit Online lässt sich ein Überblick gewinnen. Die Wabendarstellung der Bundesstaaten veranschaulicht, wie viele Wahlleute auf einen Staat entfallen. Beim Spiegel ist vor allem die wählbare Ansicht auf County- und Wahlleute-Ebene hilfreich.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Wer noch mehr Visualisierungen möchte, findet kann in einer Sammlung von Lisa Charlotte Rost auf Twitter weitere spannende Dashboards entdecken. Dort finden sich auch zahlreiche internationale Medien:
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