Was vom Tage übrig bliebBerliner Bezirke, blanke Bedenken und bekannte Baupläne

Zum Corona-Software-Zoo gesellt sich eine neue, alte Software. Ärzte machen mit nackter Haut auf ihre Probleme aufmerksam und auch Rheinmetall wurden unfreiwillig die Hosen ein Stück heruntergelassen. Die besten Reste des Tages.

Das sogenannte Draußen.
Das sogenannte Draußen.

Neue Software soll Berlin beim Corona-Management helfen (RBB)
Die Berliner Bezirke sollen nun die Software SORMAS einsetzen, um Kontakte von Corona-Infizierten nachzuverfolgen. Das Epidemie-Management-System wurde ursprünglich für den Ebola-Ausbruch 2014 entwickelt. Den Code stellt das Helmholtz-Institut übrigens auf Github zur Verfügung.

#blankebedenken (blankebedenken.org)
Ärzt:innen ziehen blank, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, denn sie brauchen dringend Schutzausrüstung. „Wenn uns das Wenige, was wir haben, ausgeht, dann sehen wir so aus“, heißt es auf der Kampagnenseite. Bei dem ernsten Thema bewahren sie sich den Humor und inszenieren sich hinter Klopapier und Ausrüstungsrucksäcken.

Interne Unterlagen im Netz: Daten von Rheinmetall gehackt (tagesschau.de)
1.400 Dateien des Rüstungskonzerns Rheinmetall kursieren im Netz. Laut NDR habe ein Aktivist die Daten für 600 US-Dollar von einem Hacker gekauft und publiziert. Darunter seien Lieferscheine, Dokumente aus der Qualitätssicherung und Konstruktionspläne. Warum die Daten im Netz stehen? „Ich habe die Daten veröffentlicht, weil ich gegen den Handel mit Waffen bin“, schrieb der mutmaßliche Handelnde den Journalisten.

Monitoring being pitched to fight Covid-19 was tested on refugees (The Bureau of Investigative Journalism)

Die Kombination aus Mobilfunkdaten, Satellitenbildern und Social-Media-Posts wurde bereits 2015 genutzt: Während der Flüchtlingskrise haben Tech-Konzerne angeboten, Migrationsbewegungen zu tracken und vorherzusagen. Wie vor fünf Jahren soll auch der Ausnahmezustand während der Corona-Pandemie neue Überwachungstechnologien rechtfertigen und führt zu überstürzten Partnerschaften zwischen Regierungen und Tech-Firmen. Allerdings betrifft es jetzt uns alle. Klar, mit Daten kann man auch Menschen helfen, aber die langfristige Überwachung darf nicht zur Normalität werden. Das Problem: Der Datenschutz in seiner aktuellen Form der DSGVO schützt nur die persönlichen Daten und nicht Kombinationen ganzer Datensätze. Vor dem Hintergrund des enormen Potenzials umfassender Datenauswertungen scheint das Konzept der Privatsphäre, wie wir es kennen, mittlerweile veraltet.

Offener Brief zu EU-Maßnahmen gegen terroristische Inhalte im Netz (Wikimedia)
Verschiedene Organisationen, darunter Reporter ohne Grenzen und der Deutsche Journalistenverband, haben gemeinsam einen offenen Brief an die Bundesregierung veröffentlicht. Darin fordern sie vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen zur EU-Verordnung zur Verhinderung der Verbreitung terroristischer Online-Inhalte („Terreg-Verordnung“) mehr Einsatz für Freiheitsrechte auf europäischer Ebene. Sie weisen darauf hin, dass neben journalistischer Arbeit und Whistleblowing auch Projekte wie Wikipedia unter die Regelung fallen und beeinträchtigt werden könnten.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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