Vorwurf gegen Telekomanbieter A1 in Österreich wegen Sammelwut bei Kundendaten

Bei jedem Anruf, jeder SMS und jedem Webseiten-Aufruf fallen Verkehrsdaten an. – CC0 Warren Wong

Das österreichische Telekommunikationsunternehmen A1 soll über Jahre hinweg Telefon- und Internetdaten von Kunden illegal gespeichert haben. Das berichtet die Tageszeitung Kurier unter Berufung auf den Anwalt Ewald Scheucher. Dieser hat den Fall bei der österreichischen Datenschutzbehörde angezeigt. Von der Speicherung könnten Tausende Privatpersonen und Unternehmen betroffen sein.

A1 speicherte demnach Verbindungsdaten, besuchte Internetseiten und Standortdaten von Kunden, die sich über die Höhe ihrer Rechnungen, zu schnell verbrauchtes Datenvolumen oder zu langsame Verbindungen beschwerten, schreibt der Kurier:

Der Kurier konnte in eine Datei mit insgesamt 14.328 Bearbeitungsfällen einsehen. Besonders pikant ist dabei, dass offenbar auch der Senderstandort des Handykunden abgefragt wird. Auch die Internetadressen der Kunden werden gespeichert, sprich alle Homepages, die der betroffene Kunde angesurft hat und wie lange er dort verweilte. Im Bearbeitungsfall einer namhaften Druckerei (aus dem Jahr 2013) ist zum Beispiel ersichtlich, dass jemand Internet-Pornoseiten aufgesucht hat.

Zwar sieht das Telekommunikationsgesetz in Österreich eine längere Speicherung im Falle von Rechnungsanfechtungen vor, diese muss aber auf das Nötigste begrenzt werden, heißt es in dem Bericht. Beschwerden über die Rechnungshöhe oder das Datenvolumen seien zudem kein ausreichender Grund für solch eine Vorratsdatenspeicherung, sagte Anwalt Scheuer dem Kurier.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

0 Ergänzungen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.