Soziale Medien beeinflussen das Weltgeschehen. Pro Minute entstehen 500 Stunden Videomaterial auf YouTube, 450.000 neue Tweets auf Twitter, 2,5 Millionen Posts auf Facebook. Doch wer entscheidet, was die Welt zu sehen bekommt? Dieser Frage sind die Berliner Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block nachgegangen. Ihre Reise führte sie nach Manila, wo junge Menschen in gläsernen Büroetagen im Akkord darüber entscheiden, was online bleibt und was gelöscht wird. Während Zehnstundenschichten am Bildschirm bleiben ihnen nur wenige Sekunden für die Entscheidung. Ihre Jobs sind für philippinische Verhältnisse gut bezahlt, doch sie fordern ihren Preis. Wer stundenlang jeden Tag Nacktbilder, Kindesmissbrauch, Enthauptungen oder Bombenopfer sieht, den lassen die Bilder auch nach Feierabend nicht los.
Die Content Moderatoren dürfen nicht über ihre Arbeit sprechen, schon gar nicht sagen, im Auftrag welcher Tech-Konzerne sie den Müll aus dem Netz beseitigen. Block und Riesewieck haben jahrelang recherchiert, bis sie das Vertrauen ihrer Protagonist*innen gewonnen haben. Es sind viele Aussteiger*innen dabei, denn diesen Job hält man nicht lange durch. Das Besondere an ihrem Blick: Sie kommentieren nichts, sondern lassen diejenigen sprechen, die diese Arbeit verrichten und besuchen danach andere, deren Inhalte hier gelöscht wurden. Der Film beschreibt eine Art Parcour durch die Problemzonen von Facebook, YouTube und Co.: Nacktbilder, Enthauptungen und Videos von Luftangriffen, aber auch die Hassrede der Rechten in den USA und Hetze gegen die Rohingya in Myanmar. Dabei verbindet er die persönlichen Geschichten der Moderator*innen mit den großen politischen Fragen von Meinungsfreiheit, Moral und Normen in der digitalen Öffentlichkeit.
Mit Regisseur Hans Block sprechen wir darüber, wie es ihnen gelungen ist, die jungen Moderator*innen vor die Kamera zu bekommen, warum diese ihre Tätigkeit als eine Art Selbstaufopferung sehen und warum es sich die Konzerne zu leicht machen, wenn sie ihre Drecksarbeit an Jugendliche in Manila delegieren.
Hier ist die mp3-Datei zum Download. Alternativ bieten wir eine ogg-Datei an.
Zwar etwas offtopic, aber trotzdem hier erwähnt, weil „Zensieren ohne informieren“:
„Sächsische Politiker, die in den vergangenen Monaten über den Server des Landtages eine Anfrage an Polizeidienststellen im Freistaat gesandt haben, erhielten keine Reaktion. Denn die Mails kamen gar nicht an. Per Filter ließ Innenminister Wöller diese Kontaktaufnahme bereits im Keim ersticken.“
http://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschland/E-Mail-Filter-soll-Sachsens-Polizei-vor-Anfragen-der-Politik-schuetzen-auch-keine-Besuche-mehr-moeglich