Kurz erklärt: Wie Facebook dich ausspioniert, auch ohne dein Mikro abzuhören

In einem dreiminütigen Video räumt das Wall Street Journal mit dem Mythos auf, Facebook zapfe die Smartphone-Mikros seiner Nutzerinnen und Nutzer an, um Werbung zu personalisieren. Das hat der Datenkonzern allerdings gar nicht nötig, da er auch auf anderen Wegen in Erfahrungen bringt, wie wir ticken.

Nein, um sie für Werbezwecke auszuspionieren, muss Facebook nicht die Smartphone-Mikros seiner Nutzerinnen und Nutzer anzapfen, zeigt das Wall Street Journal. Screenshot: Wall Street Journal / Joanna Stern

Was Datenkonzerne wie Facebook alles über uns wissen, ist oft gruselig. Zum Beispiel, wenn man erkältet ist und dann Anzeigen für passende Medikamente bekommt. Um uns erfolgreicher mit Werbung traktieren zu können, sammelt der Konzern möglichst viele Informationen über uns. Facebook analysiert unser Verhalten, unsere Emotionen und unsere Psyche. Ob Nutzerinnen und Nutzer das wirklich wollen, interessiert Facebook eher nicht. Viele scheinen der Firma deshalb zuzutrauen, dass sie heimlich auch auf die Mikrofone von Smartphones zugreift, um uns noch besser ausspionieren zu können. In einem kurzen englischsprachigen Video erklärt das Wall Street Journal, warum das gar nicht nötig ist, auch wenn es einem manchmal so vorkommen kann.

Dass unsere Mikrofone von Facebook angezapft werden, schließt die Autorin Joanna Stern nach ihren Recherchen und Gesprächen, unter anderem mit ehemaligen Facebook-Mitarbeitern, aus. Stattdessen würden wir passgenaue Werbung zum Beispiel deshalb erhalten, weil Datenhändler Informationen über unser Offline-Einkaufsverhalten an Facebook weitergeben. Etwa dann, wenn wir an der Kasse eine Treuekarte zum Punktesammeln einsetzen. Oder indem Facebook das Surfverhalten seiner Nutzerinnen und Nutzer überwacht, auch Web-Tracking genannt. Oder schlicht aufgrund der Informationen über unseren Standort.

Wie man sich gegen aufdringliche Werbung wehrt

Die Autorin bleibt bei der Erklärung allerdings nicht stehen, sondern gibt auch ein paar Tipps zur Selbstverteidigung. Ein grundlegender Tipp, der zwar nicht gegen Facebooks Datensammlung, aber zumindest gegen zu aufdringliche personalisierte Werbung hilft: Zielgerichtete Werbung auf Facebook deaktivieren. In einem zum Video gehörenden Artikel [nur nach Anmeldung lesbar] gibt die Autorin weitere Tipps, etwa die Weitergabe der eingebauten Werbe-ID im Smartphone-Betriebssystem zu beschränken oder Schutzmaßnahmen gegen Web-Tracking zu ergreifen.

Wer sich selbst einen Überblick darüber verschaffen will, was Facebook über sich gespeichert hat, sollte sich mit einer Datenauskunft nach dem Bundesdatenschutzgesetz schlau machen. Unternehmen sind verpflichtet, alle über eine bestimmte Person vorhandenen Daten mit dieser zu teilen. Wie so eine Anfrage funktioniert und worauf man achten sollte, haben wir hier beschrieben: Hol dir deine Daten zurück: So kannst du herausfinden, was Unternehmen über dich wissen

14 Ergänzungen

  1. Trotzdem, einmal war ich doch sehr überrascht. Wenn auch nicht über Facebook. Ich gönnte mir am Notebook ein Stückchen Schokolade. Als ich die nächste Webseite aufrief, erschien eine Werbung: „Möchten Sie 5 kg Schokolade gewinnen?“ Zufall? Bis zu diesem Tag belächelte ich Menschen, die ihre Kamera zukleben.

  2. War nie bei FB, daher die Frage: Ist das denn nicht nur ein Problem für Leute, die sich – mir unbegreiflich – nicht wie überall sonst auch durch uBlock Origin, Pi-Hole etc. schützen?

    1. Hallo Lothar,

      vor FB kannst Du dich mit diesen Dingen nicht besonders schützen. Darüber hinaus wer bei FB ist, weiß doch meistens über solche Problematiken überhaupt nicht bescheid (andere interessiert es nicht mal). Wenn die jenigen bei FB sich auch noch absichern (hust) und ihre Telefonnummer bei FB hinterlegen. Dann auch schön mit dem Smartphone unterwegs sind. Damit FB entgegenkommen und die Konten damit verknüpfen. Was willst Du da absichern? Stichwort wissen es nicht oder wollen nicht wissen. Dann Internetseiten besuchst, die das Facebook-Pixel einsetzen. Da wirst Du Geräteübergreifend getrackt. Super Technik…
      Das zum Thema, Du gibst eh nur Preis, was Du möchtest. Deine ‚Freunde‘ dort geben i.d. Regel auch noch einige Dinge von Dir Preis.
      Übrigens: auch wenn Du keinen Account bei FB hast, wirst Du von FB getrackt, dann halt nur als Schattenuser, aber dem Tracking zu entgehen wird schwer.
      Da müsstest Du die entsprechenden IP’s Routerseitig sperren.

      1. Sorry, das war ungenau. Ich weiß, dass gegen Tracking nur wenig Kraut gewachsen ist. Ich habe nur seit Ewigkeiten quasi keine Werbung im Internet mehr gesehen…
        Im Artikel: „(…) Tipp, der zwar nicht gegen Facebooks Datensammlung, aber zumindest gegen zu aufdringliche personalisierte Werbung hilft: Zielgerichtete Werbung auf Facebook deaktivieren.“ Da frage ich mich: Na, wieso den letzten Satz nicht einfach ersetzen durch „Werbung überall ‚deaktivieren'“?

          1. Außer auf Netzpolitik.org natürlich ;) Unter µBlock und ABP kann man ja noch zusätliche Einstellungen vornehmen, was dass blocken angeht. Da kann man unter anderem Social-media buttons deaktivieren. Ob dann auch der Script gestoppt wird weiß ich nicht aber zumindest verschwinden diese Zeichen (facebook,twitter.etc). Wäre nett, wenn jemand der sich besser damit auskennt mir sagen kann ob es was bringt.

    2. Nein, das ist ein Problem für uns Alle! Insbesondere auch für diejenigen die *nicht* bei FB oder WhatsApp sind, und auch für diejenigen die (meinen) sich mit Browser-Erweiterungen zu schützen!

      Wenn Du im Telefonbuch Deiner Freunde stehst, und die sind bei WhatsApp, dann kennt WhatsApp Dein soziales Netzwerk.

      Gegen Tracking im Netz kannst Du Dich kaum schützen. uBlock Origin
      ist ein sehr guter Anfang, aber schau Dir mal
      an. Wirksamer Schutz ist arg kompliziert, und Firefox ist *nicht* dein Freund (vielleicht nur am wenigsten Dein Feind?). Wie das WhatsApp-Beispiel zeigt: Solange Dein Umfeld nicht mit macht bist Du mehr oder weniger nackt.

      Ich kritisiere immer wieder dass die Berichterstattung von
      Netz-Aktivisten da zu kurz greift! Auch dieser Artikel von Ingo spricht wieder nur von den Nutzern von Facebook, was für ein Mist! Man könnte viel mehr
      Betroffene mobilisieren (Rentner die nicht bei FB sind und sich in
      falscher Sicherheit wiegen), aber ich stehe hier im Waldund schreie.

        1. Cool danke, ich kannte die Seite noch gar nicht. Grundsätzlich nutze ich nicht einmal mehr Google nur in ausnahmen (Youtube) oder wenn mal was, unter meiner Standard Suchmaschine nicht zu finden ist. Scripte hab ich vor ein paar Monaten auch noch geblockt gehabt, mit NoScript. Allerdings ist das Interface seit dem Update einfach nur Krebs, weswegen ich NoScript wieder runter hab.

    3. Das Problem sind die Schattenprofile die alle Dienste anlegen. Diese stehen einem regulären Profil in nichts nach. Googles Ajax und Schriften sind quasi auf jeder Webseite eingebettet. :-/

  3. Ich wollte gerade über die vierkommafünf aufgezählten Problemseuchen unter den Artikeln meckern, die ich genauso wie die E-Mail-Pflichtangabe total überflüssig halte aber ist schon ok. Denke, ich habe die Ausreden mit ‚Geek‘ im Satz verstanden. Holt sie euch alle! Die Welt verschrotten!
    Hab seit 2010 kein FB mehr und konnte noch von Hand löschen und per Antrag austreigen aber hey, sie wissen trotzdem, dass ich sie nicht mag. Will ich garnicht verbergen! :P

    1. Wylie – Ach du meine Nase. ;) Manchmal würde ich auf mein Talent für Weissagungen gerne verzichten aber wofür hätte das Internet sonst einen Sinn? Nach fünfzig Vorfällen gewöhnt man sich daran und schreibt zwischendurch mehr „fake“, „hate“ und puren Hirnfilz, damit es nicht auffällt. ^^
      Schon witzig, dass die Briten ‚die Russen‘ öffentlich angehen und danach direkt Cambridge-Gate, oder wie sich das nun nennen soll, aus dem Hut gezaubert wird. Danke für’s Lesen liebe Kontrollperson, schöne Ostern und ab damit in die Versenkung. lg (:

  4. Ahoi Menschen,

    ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit im Marketingbereich und es gibt mehrere Studien die schon vor 10 Jahren belegten wie Persönlichkeitsmerkmale durch Nutzerverhalten, Beiträge, Sprache (welche Wörter benutzt werden) in sozialen Netzwerken erfasst werden können. Dabei geht es nicht um eine ideale Persönlichkeit die man selbstdarstellerisch aufm Profil zeigen will, sondern die wie unabhängige Beobachter und bekannte einen einschätzen.Sehe Back et al 2010, Azucar, D., Marengo, D., & Settanni, M. (2018)
    Eine Studie von 2008 (Back et al) hat sogar Email-Adressen verwendet um die Persönlichkeit einzuschätzen und hatte beeindruckende Befunde..
    Gleichzeitig gibt es seit längerem Befunde wie Werbung am effektivsten ist basierend auf die Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmalen.

    P.S. Mit Persönlichkeitsmerkmale, beziehe ich mich auf das psychologische Fünf Faktor Modell.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.