Wer kennt sie nicht: farbenfrohe Apps, die versprechen, deinen Todestag vorauszusagen, dir schmeicheln, wenn sie errechnen, welcher berühmten Persönlichkeit du tief im Innern am Ähnlichsten bist, oder was der Name deines Pornodarsteller-Alter-Egos ist.
Über eine ähnliche App hat die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica Zugriff auf Facebook-Profildaten von über 50 Millionen Menschen erhalten, ohne ihre Zustimmung. Damit haben Cambridge Analytica und Facebook aus der Gutgläubigkeit der Nutzerinnen und Nutzer, für die die Plattform über die Jahre zum Teil des Alltags wurde, Profit geschlagen. In unserer FAQ erklären wir die Hintergründe und Erkenntnisse rund um den Skandal in zwölf handlichen Fragen.
Darum geht es
Facebook hatte im engeren Sinne kein Datenleck. Stattdessen sind die Daten auf einem von der Plattform regulär vorgesehenen Weg an das Unternehmen GSR geflossen, das sie an Cambridge Analytica weiterleitete. GSR erstellte eine App, mit der Facebook-Nutzer einen Persönlichkeitstest machen konnten. Die Schnüffel-App griff dann planmäßig über eine Programmierschnittstelle von Facebook nicht nur auf die Daten derjenigen, die die App benutzten, sondern auch auf die ihrer Freunde zu.
Facebook hat also das System, in dem die Daten von Millionen Menschen ohne ihre Einwilligung bei anderen Firmen landen, selbst geschaffen. Dementsprechend schloss Mark Zuckerberg gestern auch nicht aus, dass andere Unternehmen mit ähnlichen Apps auch viele Daten gesammelt haben könnten.
Facebook verlassen?
Viele Menschen forderten in den vergangenen Tagen Nutzerinnen und Nutzer dazu auf, Facebook zu verlassen. Das tut dem Unternehmen weh, ist aber nicht für alle eine Option, da die Plattform mittlerweile tief im Alltag vieler integriert ist. Deshalb fordern wir auch, die Marktbeherrschung des Unternehmens zu brechen. Facebook muss zu mehr Informationen für unabhängige Forschung, zu einer Interoperabilität mit anderen Plattformen und zur Bereitstellung eines kompletten Exports der Nutzerinhalte verpflichtet werden. Dann können Nutzerinnen und Nutzer auch ihre Daten zu alternativen Netzwerken wie Diaspora mitnehmen und sind nicht im Walled Garden des Konzerns für immer und ewig gefangen.
Wenn du dir selbst einen Überblick darüber verschaffen will, was Facebook über dich gespeichert hat, kannst du dich mit einer Datenauskunft nach dem Bundesdatenschutzgesetz schlau machen. Unternehmen sind verpflichtet, alle über eine bestimmte Person vorhandenen Daten mit dieser zu teilen. Wie so eine Anfrage funktioniert und worauf du achten solltest, haben wir hier beschrieben: Hol dir deine Daten zurück: So kannst du herausfinden, was Unternehmen über dich wissen. In den Facebook-Einstellungen kannst du dir auch einige der Daten, die das Unternehmen über dich gesammelt hat, zuschicken lassen.
So schützt du deine Daten vor Facebook-Apps
Wenn du Facebook heute noch nicht verlassen willst oder kannst, weil dein Verein, deine Musik- oder Sportgruppe hauptsächlich darüber kommuniziert, gibt es zumindest die Option, zukünftig Schadensbegrenzung zu betreiben. Dafür musst du bei Facebook eingeloggt sein.
Besuche die Seite Privatsphäre-Einstellungen (oder navigiere dort manuell hin: Einstellungen > Privatsphäre). Dort kannst du festlegen, wer deine Freundesliste sehen darf, ob man dein Profil über Suchmaschinen findet oder anhand deiner Telefonnummer nach dir suchen kann. Eine ausführliche Anleitung mit Screenshots findest du auch hier.
In den Kontoeinstellungen kannst du zudem die Lücke, die Facebook aus monetären Gründen bewusst offen gelassen hat und Cambridge Analytica ausnutzen konnte, schließen. Besuche dafür die Seite App-Einstellungen (Einstellungen > Apps).
Klicke jetzt auf die Bearbeiten-Schaltfläche unter Apps, Webseiten und Plugins. Klicke da auf Plattform deaktivieren.
Dann kannst du selber keine Apps wie Tinder oder Farmville mehr benutzen. Wenn dir das zu viel ist, gibt es eine weitere Einstellung, die dir helfen kann. Du kannst die persönlichen Informationen, auf die Apps von anderen Personen zugreifen dürfen, begrenzen.
Besuche wieder die Seite App-Einstellungen: Klicke Bearbeiten unter Von anderen Personen verwendete Apps. Dann entferne die Häkchen bei den Informationen, von denen du nicht willst, dass die Apps anderer Personen darauf zugreifen könnten. Für viele wird das heißen, dass am Ende keine Häkchen mehr gesetzt sind, so wie in diesem Bild. Klicke dann auf Speichern.
Vielen Dank an die Electronic Frontier Foundation. Dort gibt es die Anleitung auf Englisch.
Das drückt meine Gedanken dazu super aus:
https://www.kuketz-blog.de/facebook-datenskandal-und-die-tipps-der-medien/