Porno und Privatsphäre: Die Geheimnisse von Millionen Briten

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Bei Engadget findet man mitunter Longreads, also längere Lesestrecken, die komplexe Themen aufgreifen und erklären. Diesmal verspricht die Mischung einen nicht gerade alltäglichen Lesestoff: Es geht um britische Gesetze, Privatsphäre, Pornographie, viele Millionen an Einnahmen und um die Firma Mindgeek. Sie ist zwar nur wenigen Menschen ein Begriff, aber ein millionenschwerer Porno-Anbieter, der zugleich Altersverifikationstechnologien im Portfolio hat. Bei dieser Firma könnten künftig die Fäden zusammenlaufen, wenn es um den Zugriff der Briten auf pornographische Inhalte geht.

Es geht auch um das britische Gesetz Digital Economy Bill, das zum Ziel hat, Kinder am Zugriff von Pornographie zu hindern. Das ist ein nobles Ansinnen, denn pornographische Inhalte sollten aus gutem Grund nur von Erwachsenen konsumiert werden und sind auf den gängigen kommerziellen Seiten nicht gerade versteckt. Zudem zeigen einige Kategorien auf den Porno-Plattformen Gewalt und Herabwürdigung von Frauen in drastischen Formen. Auch für den jüngst eröffneten ersten Pornhub-Pop-Up-Laden, der in New York bis 20. Dezember offenbleiben soll, gibt es Zugang natürlich nur für Erwachsene.

Die meistbenutzte kommerzielle Porno-Website ist nach eigenen Angaben mit etwa siebzig Millionen Nutzern täglich das verschlüsselt zugängliche Pornhub, gefolgt von YouPorn. Für die Porno-Industrie, die auch beim Zweitplazierten YouPorn noch zwanzig Millionen tägliche Nutzer verzeichnet, ist die Digital Economy Bill ein regulatorisches Geschäftsrisiko, mit dem sie umgehen muss. Denn es drohen vor allem zweierlei: mehr Blockaden und Filterungen sowie ein Altersverifikationszwang. Wie genau die Umsetzung aussehen soll, steht zwar noch nicht fest. Aber mit dem 27. April 2018 ist das Datum schon bekannt.

Ein Problem, das dabei in Sachen Privatsphäre entsteht, kann im Groben so zusammengefasst werden: Eine Freigabe der Wahl der Altersverifikationsplattform kann für einen Quasi-Monopolist wie Mindgeek ein erhebliches Machtinstrument sein. Denn der marktdominierende Anbieter kann kleinere Konkurrenten an die Wand drücken. Es entstünde nicht nur eine Mindgeek tax, also eine Zwangsabgabe an Mindgeek, sondern ein erhebliches Privatsphäre-Problem:

Right now, nothing is set in stone, and it’s entirely possible that all of these concerns are unfounded. But no matter how little politicians wish to be embroiled in the business of pornography, there may need to be proper scrutiny of its prospective gatekeepers. The fact that Mindgeek may be entrusted with the deepest, darkest secrets of millions of Britons shouldn’t be taken lightly.

(Im Moment ist noch nichts in Stein gemeißelt, und es ist gänzlich vorstellbar, dass all diese Befürchtungen unbegründet sind. Doch unabhängig davon, wie wenig Politiker in das Pornographiegeschäft verwickelt sein wollen, müsste eine angemessene Prüfung künftiger Gatekeeper vorgenommen werden. Der Fakt, dass Mindgeek mit den abgründigsten, dunkelsten Geheimnissen von Millionen von Briten betraut sein könnte, sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.)

Fest steht vieles zwar noch nicht, aber bei Pornographie kann man schwerlich von der Hand weisen, dass es um Höchstpersönliches geht. Da lohnt sich das Lesen des Engadget-Longreads.

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