Die New America Foundation, ein US-amerikanischer Think Tank mit großer Förderung von Google, hat einen ihrer Mitarbeiter gefeuert, nachdem dieser wiederholt die Monopolstellung von Google kritisiert hat. Das berichtet die New York Times.
Der betroffene Mitarbeiter, Barry Lynn, ist Gründer des „Open Market Program“ des Think Tanks und bekannt für seine Kritik an der Monopolstellung von Konzernen wie Amazon und Google. Vor zwei Monaten lobte Lynn die Rekordstrafe der EU-Kommission gegen Google wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung als Suchmaschine.
Gesamtes Team muss gehen
Google-Chef Eric Schmidt beschwerte sich darüber bei der Leitung von New America. Wenig später kündigte diese die Zusammenarbeit mit Lynn. Neben Lynn muss das gesamte „Open Markets“-Team, knapp zehn Mitarbeiter, die Denkfabrik verlassen. Anscheinend befürchtete der Think Tank, wegen der Kritik künftig keine Gelder mehr von Google zu erhalten, schreibt die New York Times. Lynn und seine Mitarbeiter wollen ihre Arbeit nun eigenständig fortführen.
Google steckt mittlerweile jährlich Millionenbeträge in Förderungen von Think Tanks, Universitäten und wissenschaftliche Studien. Mit dieser als „deep lobbying“ bekannten Praxis versucht der Konzern, Einfluß auf die öffentliche Debatte zu nehmen. Erst kürzlich hat eine Untersuchung der Campaign for Accountability (CfA) ergeben, dass in vielen Fällen verborgen bleibt, dass Google dahintersteckt.
Ich kritisier meinen Brötchengeber
und muss dafür den Hut nehmen.
Wieso ist das einen Artikel wert?
Weil der „Brötchengeber“ eine Monopolistische Datenkrake ist, die in immer mehr Bereichen Politik, Gesellschaft und Wissenschaft manipuliert.
Weil viele großen Firmen solche Think Tanks oder auch Forschung an der Uni finanzieren und dabei sagen, dass trotzdem völlige Unabhängigkeit gegeben sei. In diesem Fall war das vielleicht formal auch so, aber der Think Tank hat in „vorauseilendem Gehorsam“ bzw. in einem Anfall von „Selbstzensur“ sich einen Bärendienst erwiesen.
Brötchengeber heißt nicht immer Arbeitnehmer/-geberverhältnis mit Weisungsbefugnis-/gebundenheit.
Ich denke, es ist eine Meldung wert, weil Google nicht der Brötchengeber
von Lynn und Team ist, sondern einer von über 200 [1] Geldgebern eines
„Think-Tanks“, der unter anderem damit wirbt:
„We generate big ideas, bridge the gap between technology and policy,
and curate broad public conversation.“[2]
und dabei auch noch den Anspruch erhebt:
„New America does not engage in research or educational activities
directed or influenced in any way by financial supporters“.[3]
Wenn die oben genannte „broad public conversation“ einem einzigen
dieser Geldgeber (allerdings vermutlich der potenteste [4]) missfällt und daraufhin
fast 5 % der Belegschaft [4] den Hut nehmen dürfen, dann sollte das
doch durchaus eine Meldung wert sein – oder nicht?
[1] https://www.newamerica.org/our-funding/our-funders/
[2] https://www.newamerica.org/our-story/
[3] https://www.newamerica.org/our-funding/
[4] https://www.nytimes.com/2017/08/30/us/politics/eric-schmidt-google-new-america.html
Das ist dann aber eine Nachricht ueber das Management dieses Think-Tanks und nicht ueber Google.
Warum sollte Google Dinge bezahlen, die seinen Interessen zuwider laufen?
Wenn ein Think-Tank unabhaengig sein will, dann muss er damit leben, Finanziers zu verlieren.
Deswegen finanziert man unabhaengige Forschung ja auch unabhaengig von interessengeleiteten Finanziers, zB ueber Steuern und oeffentlich kontrollierte Projekte. Das wuerden viele in Politik und Wirtschaft natuerlich gerne aendern, denn unabhaengige Forschung ist unbequem fuer sie, per Definition.
Genau diese Wahrnehmung zu solchen Ideenschmieden fehlt allerdings leider in der breiten Öffentlichkeit.
Und die New America Foundation gibt sich auf der eigenen Homepage dreisterweise in offiziellem Statement unter ihren Förderrichtlinien den Anschein, unabhängig von den Interessen Ihrer Förderer agieren zu können/wollen – was aber wie Sie erwähnten nicht der Fall sein kann.
Die von Ihnen genannten Punkte mit hinzugenommen, ist die Nachricht doch erst recht meldenswert.
Viele derartige Think-Tanks sind kommerzielle Unternehmen im Wettbwerb um Finanziers, natuerlich werden die von ihrem Mgmt auf ein erfolgversprechendes Profil getrimmt. Das ist deren Geschaftsmodell und Daseinszweck.
Das „non-profit“ ist nach Abzug aller Unkosten, Gehaelter, Boni, Krankenversicherungen, Pensionen, etc, pp. Sie unterliegen keinerlei Kontrolle auf Unabhaengigkeit ihrer Taetigkeit, warum auch, es gibt keinen Anspruch Dritter oder der Oeffentlichkeit darauf.
Das Geheule ist entweder naiv, uninformiert, oder wiederum Meinungsmache gegen Google.
Das unterscheidet einen solchen Think-Tank uebrigens noch von einer deutschen (staatlichen) Hochschule, auch wenn viele Politik und Wirtschaft das gerne aendern wuerden….
Erklär du es uns.
Ich schau immer nur wo das Geld herkommt. Damit ist dann imo alles gesagt.
Das waere das postfaktische Zurueckziehen in die eigene Filterblase und Echokammer.
Natuerlich ist die Finanzierung und Interessenlage der Quelle ein wichtiger Punkt bei der Einschaetzung einer Information. Deswegen ist es trotzdem notwendig, die Information als solches ebenfalls auszuwerten, zu nutzen oder qualifiziert zu entkraeften.
Uebrigens sieht man zB in der Oekonomie jede Menge unabhaengig vollversorgter Ueberzeugungstaeter.
Die eigentliche Aussage ist doch:
1. Der Think Tank fürchtete offenbar um seinen Sponsor und kündigte.
2. Der Schluss des Think Tanks ist nach Meinung von h s entweder
a. unberechtigt, weil Google „gut“ ist oder
b. berechtigt, weil Google ein kommerzielles Werbeunternehmen ist.
Im Falle a hat die Think Tank Leitung geirrt oder wollte den Kritiker sowieso loswerden.
Im Falle b korrigiert der Bericht richtigerweise die ständige Google-Selbstbeweihräucherung als „gutes“ Unternehmen, was über reinen Profit hinaus denkt.
Letzteres geschieht rund-um-die-Uhr nach allen Regeln der Kunst bis hin zu massiver Politikbeeinflussung, milliardenschwerem Lobbying.
Das „Geheule“ ist einfach Öffentlichkeit. Wo ist das Problem, dass darüber berichtet wird?
Und natürlich geht es um Meinungsmache bei Think Tank, aber dann muss auch bekannt (also öffentlich) sein, wie deren Struktur ist. Naiv klingt für mich diese Öffentlichkeit zu kritisieren.