Der Taz-Redakteur Sebastian Heiser hatte vor Jahren ein Foto des SPD-Politikers Manfred Stolpe gemacht und dies bei der Wikipedia hochgeladen, so dass es unter den Bedingungen der CC-BY-SA-Lizenz kostenfrei genutzt werden kann. Er fand das Bild dann Jahre später auf zwei SPD-Seiten wieder, allerdings ohne Lizenzhinweis, was damit eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Da die SPD in den vergangenen 15 Jahren an allen Urheberrechtsverschärfungen beteiligt war, probierte Heiser mal aus, wie denn der von SPD ausgestaltete Abmahnweg funktioniert.
Er hat natürlich als Urheber gewonnen, aber die Anwälte haben am meisten profitiert. Von den Gesamtkosten kamen 24% bei Heiser an. Sein Fazit ist im Taz-Hausblog nachzulesen:
Liebe SPD, könnt ihr das bitte reparieren? Als Mindestkriterien für ein neues Urheberrecht schlage ich vor
– dass ihr es versteht
– dass es so faire Regeln hat, dass ihr euch auch selbst dran haltet
– dass die Urheber mehr bekommen als die Anwälte
Auch wenn jetzt sicher Viele mit großer Freude applaudieren, dass hier SPD-Politiker mit einem Instrument angegangen werden, das sie selbst mit erschaffen haben, fehlt jetzt mindestens noch ein Vorschlag: Das Netzwerk Berlin ist ein nicht-kommerzieller Verein und die Prozesskosten sind für eine nicht-kommerzielle Urheberrechtsverletzung unverhältnismäßig hoch. Persönliche Betroffenheit führt ja ganz gerne dazu, dass man motiviert ist, etwas zu ändern. Das Urheberrecht könnte endlich mal reformiert und einfacher gestaltet werden.
Geniale Aktion! Die Mitarbeiter der TAZ gehören zu den letzten in der Medienbranche, die tatsächlich noch den Mut haben, journalistische Arbeit im besten Sinne zu betreiben und sich auch mal trauen, mit satirischen oder unbequemen Aktionen anzuecken und auf Mißstände aufmerksam zu machen.
Dass es hier in eigentlich die Falschen trifft (einerseits nur einen Verein, statt einer Partei und andererseits niemanden von der CDU, die noch viel mehr für diese Zustände verantwortlich sind) ist natürlich ein Wermutstropfen..
Andererseits ist die Situation des Urheberrechts so verfahren und von massiven Lobbyismus finanzkräftiger Unternehmen und deren Vertretern geprägt (viele wollen die Gesetze sogar noch verschärfen, statt sie an die Realität und gegen den Mißbrauch anzupassen), dass es leider notwendig ist, mit solchen Aktion auf die täglichen Probleme aufmerksam zu machen und diese möglichst Nahe an die abgeschottete Welt der Politker heranzutragen. Wir haben doch in den letzten Jahren gesehen, dass Argumente (selbst wenn sie einleuchtend sind und perfekt vorgetragen werden) kaum etwas gegen die Überzeugunskraft eines finanzkräftigen Konzerns oder von Lobbyisten ausrichten können.
Mag sein, dass das Ziel nicht optimal war, trotzdem war diese absichtich überzogene Aktion absolut notwendig, genauso wie die drastische Höhe des Betrags, da sie nur der Realität der Forderungen von Abmahn-Anwälten und gewerblichen Abzockern entspricht und eine reduzierte Forderung nur die ernsthafte finanzielle Bedrohung durch Abmahungen verharmlost hätte!
„Dass es hier in eigentlich die Falschen trifft (einerseits nur einen Verein, statt einer Partei und andererseits niemanden von der CDU, die noch viel mehr für diese Zustände verantwortlich sind) …“ und noch mehr sind die Grüne für diesen Zustand verantwortlich ;) Die SPD ist übrigens eine der Hauptverantwortlichen für diesen Zustand.
Man muss die Politiker direkt angehen. Dass die NSA alle abhört, war der Merkel auch egal, bis sie realisierte, dass sie selbst auch betroffen war.
ist es doch immer noch, akf, ist es doch immer noch…
Bedenkt man jedoch, wie oft ( auch hier ) Menschen die es besser wissen sollten, die kryptischen CC Klauseln falsch anwenden, ist die Frage erlaubt, was ein einen solchen kryptischen System besser sein soll eine konventionelle Kennzeichnung. Will mann etwas vereinfachen oder klarer machen, sollte die Anwendung nicht Expertenwissen voraussetzen, sondern Laienverständlichkeit. Zweifelsohne war die Falschnutzung des Fotos durch den abgemahnten Personenkreis eine Folge der unverständlichen Rechtefreigabe, und nicht ein vorsätzliches Ignorieren von Nutzungsrechten. Mal echt, so einen Pups haben die bestimmt nicht nötig, es hätte ja noch nicht einmal Geld gekostet.
Das kryptische System von CC basiert letztendlich auf dem Urheberrecht/Copyright, so Sachen wie Lizenztext und Urheber müssen demnach einfach angegeben werden, um alles korrekt zu machen. Letztendlich ist es abr dann auch eine Frage, ob man das durchsetzen will, wenn Fehler gemacht werden.
Nun ja: Der Urheber hat hier ja immerhin ca. EUR 700,00 für die rechtswidrige einfache Nutzung seines Fotos durch einen Dritten bekommen. Ob das genug oder noch zu wenig ist, lässt sich sicher nicht daran festmachen, ob die (vom Verletzer zu ersetzenden!) Kosten eines von vom Urheber zur Durchsetzung seiner Rechte beauftragten Dienstleisters möglicherweise höher waren…
Dank Urheberrecht hat der Fotograf jetzt knapp 700 Euro mehr in der Tasche. Wo ist das Problem?
Das Problem ist, dass sowas zu häufig über Anwälte geklärt werden muss. Ein Weg, den sehr viele scheuen, andere dafür aber um so mehr überstrapazieren. Letztendlich trifft es meistens die kleinen Leute.
Die „kleinen Leute“ betreiben Privat-Webseiten, keine Webseiten für Zusammenschlüsse von SPD-Bundestagsabgeordneten. Und bei den „kleinen Leuten“ ist die Summe gedeckelt.
Der Kommentar von Martina im taz-Blog ist treffend:
http://blogs.taz.de/hausblog/2014/03/09/liebe-raubkopierer-bei-der-spd/#comment-27080
Das Problem dabei ist, das der Personenkreis der Juristen nun 2.200 Euro mehr in der Tasche hat. Was angesichts der Entschädigung für den Autor in keinem Verhältnis steht.
Zugegebenermaßen hat das System in diesem Falle funktioniert. Man muss sich allerdings das eigentliche Problem vor Augen führen:
Das besteht darin, dass dieses System „hack-bar“ ist. Man kann Abmahnschreiben automatisiert erstellen & tausende auf einmal verschicken, und so bleibt ein Missbrauch auch trotz Deckelung profitabel. Dazu muss (siehe Redtube) nichtmal ein Urheberrecht verletzt worden sein- die reine Behauptung genügt.
Zwei Vorschläge, die das Problem fixen würden:
– Es sollte verpflichtend ein kostenloses Mediatiosverfahren vor kostenpflichtigen Abmahnungen eingeführt werden. Jeder sollte die Möglichkeit haben, Fehler zu korrigieren, ohne sofort bestraft zu werden.
– Es muss eine echte Beweislastumkehr her- im Moment muss der/die Abgemahnte nachweisen, unschuldig zu sein, und dafür finanzielle Risiken in Kauf nehmen. Sozial Schwache sind da weitgehend chancenlos.
Ich frage mich seit Jahren warum in Sachen Abmahnwahn stets die Urheber auf den Pranger zerrt werden statt des gesamten Rechtsapparats. Denn vor allem dieser hat ein vitales Interesse an wahnhaften Abmahnungen und machen immer ihren Schnitt, ob sie als Angreifer oder als Verteidiger auftreten. Wo ist eigentlich die Kampagne gegen die Juristen, die in der Abmahngesellschaft stets den Profit einsacken? Ein Schelm wer schlechtes dabei denkt, daß im Bundestag die Juristen quasi unter sich sind.