Das Oxford Internet Institute hat diese Woche Informationen auf Grundlage des Open Data Index zum aktuellen Stand von Open Data-Bestrebungen in insgesamt in 70 Ländern visualisiert (LINK). Darüber ist ein einfacherer Vergleich der Qualität wie der Quantität der Open Data-Infrastrukturen möglich. Neben den tiefergehenden Informationen darüber, welches Land welchen Typ von Informationen eher öffentlich stellt und in welcher Art und Weise es dies tut, offenbaren die Daten auch einen anderen Trend: Den Zusammenhang zwischen dem Wohlstand eines Landes und der Verfügbarkeit von Verwaltungsdaten.
Die Wissenschaftler des Oxford Institutes nennen das „Openness Divide“: Das Vorhandensein transparenter Regierungsdaten nimmt zwischen den westlichen Ländern und denen des Globalen Südens stark ab. Nordamerika und Europa sind die Spitzenreiter, während Asien, Afrika und Ozeanien das Schlusslicht bilden (zur besseren Übersicht wurden die Daten nach Regionen gefärbt). Soweit, so klar. Welche infrastrukturellen und gesellschaftlichen Faktoren werden durch den Reichtum eines Landes bedingt?
Der Reichtum eines Landes hat einen Einfluss auf die Demokratisierung des Internetanschlusses. Von Open Data profitiert neben der Wirtschaft die Zivilgesellschaft maßgeblich. Der Adressatenkreis von Open Data Projekten muss demzufolge auch die technischen Möglichkeiten haben, sowohl Zugriff auf die Daten wie auch Verwertungsinfrastrukturen zu haben. Beides ist eigentlich nur über einen Internetanschluss gewährleistet. Der Mehrwert für einen Staat muss vorhanden sein, wenn er Open Data als umsetzungswürdiges Unterfangen ansieht. Dieser würde eben auch daraus bestehen, dass sich die Zivilgesellschaft auf Grundlage einer differenzierten Auseinandersetzung mit den offenen Daten in das politische Tagesgeschäft einklinken kann. Die Auswertung offener Daten wird ebenfalls durch ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem begünstigt. Eine Gesellschaft hat nur so viel Nutzen von offenen Daten, wie es Menschen mit (Zugriff auf) Expert_innenwissen gibt, diese Daten auszuwerten.
Weiterhin haben die verfügbaren finanziellen Ressourcen eines Landes einen maßgeblichen Einfluss darauf, welche Infrastruktur für Daten zur Verfügung gestellt und unterhalten werden kann. Das britische Open Data Projekt stellte vor 2 Jahren 8300 Datensätze zur Verfügung, wovon 68% maschinenlesbar waren. Die Veröffentlichung und Bereitstellung dieser offenen Daten kostete Großbritannien 2012 eine halbe Million Pfund jährlich, die Plattform data.gov.uk kostete 2 Millionen Pfund im Jahr.
Ein anderer Grund ist banaler: Autoritäre Staaten gehören in der Regel nicht zu den Vermögensten. Und wer schon mal gerne das Internet zensiert oder abschaltet, der ist natürlich auch nicht gewillt dazu, andere Informationen verfügbar zu machen. In der nicht-analogen Zeit agierten noch Informanten aus den Ministerien als Geheimnisträger, wie zum Beispiel in der DDR. Wichtige Umweltdaten die unter Verschluss gehalten wurden, gelangten nur über die Untergrund-Netzwerke der Kirchen in die Umweltbewegungen. In solchen Kontexten sind Informationen ein Faktor, der zur Instabilität beiträgt.
Gibt es einen Link zu dieser Visualisierung? Habe das auf der Seite des Oxford Internet Institute nicht gefunden.
Oh, stimmt, ich habe den Link unterschlagen. Danke für den Hinweis! -> http://geography.oii.ox.ac.uk/#open-data-index