Aktionen zum Jahrestag der Snowden-Enthüllungen

Vergangene Woche gab es diverse Aktionen gegen die Totalüberwachung im Rahmen des ersten Jahrestages der Snowden-Enthüllungen. Wir standen Morgens vor dem Kanzleramt und haben dem Zaun von Angela Merkel und ihren Sicherheitsbeamten unsere Empörung vorgetragen. Knut Pankrath hat davon Fotos gemacht.

Akteure

Und bei der DigiGes finden sich weitere.

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Die Initiative „Rechtsanwälte gegen Totalüberwachung“ sind am Freitag mit einem Flugzeug und einem „Thank you Edward Snowden“-Banner über Berlin geflogen. Da haben wir aber nur Bilder vom Start gefunden.

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Und DigitalCourage hat in Bielefeld im Rahmen der „Ein Bett für Edward Snowden“-Aktion ein Bett aufgestellt.

http://digitalcourage.de/blog/2014/bielefeld-bietet-edward-snowden-viele-betten
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Bevor jetzt wieder Kommentatoren rumnölen, warum das nur so wenige überall waren: Das kann man alles nachmachen und selbst vor Ort sowas auf die Beine stellen. Müsste man nur mal machen. Kostet natürlich etwas mehr Zeit als in einem Kommentar schlechte Laune zu verbreiten.

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2 Ergänzungen

  1. Von Beginn an wurde der Protest gegen die Totalüberwachung von einer relativ kleinen Gruppe von Journalisten und Intellektuellen getragen. Und obwohl diese Gruppe es sogar geschafft hat, das Thema in den Medien präsent zu halten und immer wieder ausführlich, fundiert und kompetent darüber zu informieren sowie die gravierenden Konsequenzen für nahezu jeden verständlich zu machen, verharrt die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in Gleichgültigkeit.
    Ich erinnere mich noch gut an die sogenannte „Volkszählung“ Anfang der 1980er. Eine im Vergleich zur heutigen Datenerfassung geradezu niedliche statistische Erhebung führte zur Entstehung einer Bürgerbewegung gegen staatliche Schnüffelei. Sogar das Bundesverfassungsgericht musste sich damit befassen und prägte in seinem Urteil den Begriff der „informationellen Selbstbestimmung“.
    Haben, anders als vor 30 Jahren und trotz der allgegenwärtigen Aufklärungskampagnen, die Menschen einfach noch nicht verstanden, worum es heute geht? Gibt es, trotz „Wutbürgern“, grundsätzlich kein Interesse mehr, sich für seine Überzeugungen zu engagieren? Fühlen sich die meisten Menschen angesichts des Ausmaßes der Überwachung so ohnmächtig, dass ihnen jeder Protest und jeder Widerstand von vornherein als vollkommen aussichtslos erscheint?
    Ich glaube ganz im Gegenteil, dass die meisten Menschen sehr schnell verstanden haben, welche Konsequenzen die offenbar gewordene Totalüberwachung hat. Wer seine Privatsphäre schützen und seine Freiheitsrechte bewahren will, muss nämlich nichts weniger tun, als sein gesamtes Kommunikationsverhalten in Frage zu stellen. Permanent online und erreichbar zu sein sowie die ständige Nutzung von Handy, Tablet und PC sind aber so sehr Teil des Lebens geworden, dass kaum jemand überhaupt hinterfragen will, ob all das eigentlich in dieser Form erforderlich, nützlich und sinnvoll ist. Tatsächlich trägt das diesbezügliche Verhalten des Gros der Bevölkerung alle Merkmale einer Sucht. Und wir alle wissen doch, das es überhaupt keinen Sinn macht, einem Heroinabhängigen zu erklären, dass ihn das Rauschgift langsam aber stetig umbringt. Wer süchtig ist, kann nicht von seinem Suchtmittel lassen. Wer süchtig ist, verdrängt mit aller Macht die zerstörerischen Konsequenzen seines Drogenkonsums. Wer süchtig ist, giert nur noch nach dem nächsten Schuß, dem aktuellsten Handy, der angesagtesten App, der neuesten Smartwatch.
    Ich bin davon überzeugt, die Hauptursache für den nachhaltig ausbleibenden Massenprotest gegen die Abschaffung unserer Privatsphäre und unserer Freiheitsrechte ist so einfach wie erschreckend: der Großteil der Bevölkerung ist onlinesüchtig.

  2. IMO sind 2 Gründe für das geringe Interesse folgende:

    1. Den Leuten geht es lange Zeit gut. Sie „verzeihen“ dem Staat diese Auswüchse da die meisten nicht direkt von staatlicher Repression, resultierend aus der Überwachung, betroffen sind. Indirekt sehr wohl, aber das ist viel zu subtil.

    2. Die Leute spüren ihre Ohnmacht. Wir alle wissen was mit Sicherheitsbefugnissen passiert die der Staat einmal hat, er baut sie nie wieder ab (vorausgesetzt er bricht nicht zusammen wie DDR oder Sowjetunion). Im Gegenteil, er verfeinert sie und baut sie aus. Was ist also die logische Konsequenz für den Bürger? Er müsste sein eigenes Verhalten in einem Maße ändern das in der heutigen Zeit absurd wäre. Die wenigsten haben das Wissen (und vor allem die Lust dieses Wissen ständig auf dem Laufenden zu halten) um ihre elektronische Kommunikation abzusichern. Selbst nach diesem großen, dauerhaften Aufwand ist es äußerst fraglich ob der Staat nicht weiterhin Möglichkeiten hat. Die Konsequenz wäre also auf jegliche elektronische Kommunikation, ob soziales Netzwerk, eMail oder auch nur ein Smartphone, zu verzichten. Ausgeschlossen.

    Ich tweete ebenfalls regelmäßig kritisch zu dem Thema. Zuletzt gestern hier:

    #Staat sondiert momentan Möglichkeiten #Smartphones jederzeit aufzufinden, & zu manipulieren. lawblog.de/index.php/archives/2014/06/16/in-grosser-sorge #Überwachungsstaat

    https://twitter.com/fun_pas/status/478459908627922944

    Ich mache das aber, wenn ich so darüber nachdenke, nicht weil ich glaube etwas zu verändern, sondern weil ich den gesellschaftlichen Prozess interessant finde. Wir entwickeln uns klar zur totalen Informations-/Überwachungsgesellschaft. Das Ziel ist irgendwann mal der Präventivstaat. Das scheint der nächste Schritt zu sein.

    Ich gehe einfach davon aus das ich in der Masse untergehe. Ich kenne alle die Gefahren eines Überwachungsstaat. Die automatisch einsetzende Zurückhaltung bei kritischen Berichten, nur weil man weiß überwacht zu werden. Aber gibt es eine realistische Alternative? Werden alle Staaten irgendwann die Überwachung auf ein legales Niveau zurückfahren, so dass sich einige ihre Daten nicht über Umwege besorgen? Ich glaube Nein.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.