Das Ausmaß, wie viele amerikanische Firmen mit den Geheimdiensten zusammenarbeiten und Informationen übermitteln, wird immer deutlicher. Bloomberg berichtet jetzt von „tausenden“ Firmen und bezieht sich dabei auf vier Insider. Viele dieser Informationen dienen auch dazu, offensive Hacking-Operationen vorzubereiten und durchzuführen.
Michael Riley berichtet bei Bloomberg:
Tausende von Technologie-, Finanz- und Fertigungsunternehmen arbeiten eng mit den Sicherheitsbehörden der USA zusammen. Sie stellen sensible Informationen zur Verfügung und erhalten im Gegenzug Vorteile, zu denen auch geheimdienstliche Informationen gehören. Das haben vier Personen gesagt, die mit den Vorgängen vertraut sind.
Diese Programme übersteigen PRISM noch. Neben privaten Daten von Nutzer/innen fallen dabei vor allem Spezifikationen von Geräten an. Der Zweck:
Hersteller von Hard- und Software, Banken, Internet Security-Anbietern, Satelliten-Telekommunikations-Unternehmen und viele andere Unternehmen nehmen auch an staatlichen Programmen teil. In einigen Fällen werden die gesammelten Informationen nicht nur verwendet, um das Land zu verteidigen, sondern um dabei zu helfen, Computer von Gegnern zu infiltrieren.
Alle großen Behörden sammeln diese Daten: NSA, CIA, FBI und die Militärs wie Army, Navy und Air Force.
Microsoft gibt diesen Institutionen Informationen über Bugs in seiner Software, noch eh diese Lücken geschlossen worden. Dabei sind sie sich völlig bewusst, „dass diese Art der frühen Warnung den USA die Möglichkeit gibt, Sicherheitslücken in Software auszunutzen, die an ausländische Regierungen verkauft wird.“ Deswegen fragt Microsoft lieber gar nicht nach, was damit gemacht wird.
Viele dieser Programme sind so sensibel, dass oft nur eine Handvoll Leute in einem Unternehmen davon wissen. Manchmal werden die direkt zwischen den Firmen- und Geheimdienst-Chefs beschlossen.
Auch der Antiviren-Hersteller McAfee, mittlerweile Teil von Intel, „kooperiert regelmäßig mit NSA, FBI und CIA“. Dabei fallen „Erkenntnisse über die Architektur von Informations-Netzwerken weltweit an, die für Geheimdienste, die diese anzapfen wollen, nützlich sein können.“
Eine Eingeweihter sagte:
Die Öffentlichkeit wäre überrascht, wie viel Hilfe die Regierung sucht.
Ein weiterer Punkt der PRISM-Folien ging in der bisherigen Berichterstattung ziemlich unter:
[PRISM] findet parallel zu einem weiteren Programm mit dem Codenamen BLARNEY statt, das „Metadaten“ sammelt – technische Informationen über Kommunikations-Verkehr und Netzwerk-Geräte – während diese durch zentrale Knoten im Backbone des Internets fließen. Die streng geheime Zusammenfassung des Programms BLARNEY, die in der Präsentation neben Cartoon-Insignien von einem Kleeblatt und einem Kobold-Hut präsentiert wird, beschreibt es als „ein laufendes Programm zur Sammlung von Informationen, das [Nachrichtendienste] und kommerzielle Partnerschaften nutzt, um aus globalen Netzwerken Zugang zu ausländischen Informationen zu erhalten und diese auszunutzen.“
Daran knüpft Bloomberg an:
Diese Metadaten beinhalten, welche Version der Betriebssysteme, Browser und Java-Software Millionen von Geräten auf der ganzen Welt verwenden. Diese Informationen können US-Geheimdienste nutzen, um Computer oder Handys zu infiltrieren oder ihre Nutzer zu überwachen.
Glenn Chisholm, ehemaliger Chef für IT-Security beim größten australischen Telekommunikationsunternehmen Telstra, sagte:
Das sind höchst offensive Informationen.
Problem ist nur, dass Abgeordnete oft die Signifikanz solcher Metadaten nicht erkennen.
All diese Informationen reihen sich nahtlos in die offensiven Hacking-Kapazitäten und -Aktionen der USA ein:
- “Wir hacken alle überall”: US-Präsident erlaubt und führt Hackerangriffe auf der ganzen Welt
- Tailored Access Operations: Die NSA klaut jede Stunde zwei Millionen Gigabyte an Daten aus gehackten Netzen
Trotz dieser offenbar illegalen – oder extra-legalen – Aktionen will die EU das Thema Datenschutz beim geplanten Freihandelsabkommen mit den USA ausklammern. Mehr noch: sie will US-Konzernen und Datenkraken wie Google eine Klagerecht gegen EU-Staaten einräumen. Daten- und Persönlichkeitsschutz werden auf dem Altar des Freihandels geopfert, wenn wir nicht verdammt aufpassen! http://lostineu.eu/schutz-war-gestern/
Ich fühle mich diesem Treiben wirklich komplett hilflos ausgeliefert.
Das ist kein schönes Gefühl, zumal ja auch völlig unklar ist wie man diesen Spielchen Einhalt gebieten könnte.
Mich wundert aber gar nicht dass viele Amerikaner PRISM durchaus positiv gegenüberstehen, da ja FISA die bösen Ausländer betrifft – Sind ja oftmals Patrioten vor dem Herrn. Das deren eigener Datenarsch ebenso tiefe furchen ins Grundeis schabt scheint da einfach zu wenig durchgedrungen zu sein.
Das Ganze wird für die Industriespionage benutzt und für nichts anderes.
Ich glaube ein eigenes Betriebssystem würde der EU nicht schlecht tun.
Nimm Linux. Das ist aus Schweden *scnr*!
Verdammt … Finnland! Alles das gleiche da oben ;)
Was kann man machen? Ganz einfach. Google und co. so weit wie möglich vermeiden und sichere Email Provider benutzen:
http://www1.wdr.de/fernsehen/aks/themen/spurenimnetz100_imageNo-3.html
Du hast den Artikel aber schon gelesen? Es geht nicht um irgendwelche Dienste, es geht um so ziemlich alles, was digital vernetzt ist.