Der Innenausschuss des Europäischen Parlaments (LIBE) wird voraussichtlich am 21. Oktober über die Datenschutzgrundverordnung abstimmen. Das sagte der zuständige Berichterstatter Jan Philipp Albrecht (Grüne) gestern im Rahmen einer Datenschutzkonferenz in Brüssel.
Der LIBE-Ausschuss ist federführend bei dem Dossier, das heißt hier legt das Europäische Parlament seine Position zur Datenschutzverordnung fest, mit der der Berichterstatter in die Dreiecksverhandlungen mit dem Ministerrat und der EU-Kommission geht.
Warum ist das wichtig? Die Datenschutzverordnung regelt den europäischen Datenschutz der nächsten Jahrzehnte! Ausführlicher habe ich das zum Beispiel hier beschrieben. Und vor allem: EU-Parlamentarier sind – im Gegensatz zu EU-Beamten und nationalen Ministerien – erfahrungsgemäß am offensten für Input von Euch da draußen (siehe ACTA). Dieser Termin ist also eine letzte Chance, noch einmal Einfluss auf das Parlament zu nehmen, bevor es in die undurchsichtigen Verhandlungen zwischen den Institutionen geht.
Einschränkend muss gesagt werden: Der Berichterstatter und die Schattenberichterstatter*innen befinden sich derzeit in Kompromissverhandlungen hinter verschlossenen Türen. Das heißt 1., dass in vielen Punkten schon Einigkeit zwischen den Fraktionen bestehen kann (Das ist der grobe Sinn von Kompromissverhandlungen – kann man aber auch wieder ändern). Und 2., dass sich die Öffentlichkeit erst relativ kurzfristig ein Bild von den gerade noch nicht öffentlichen Kompromissänderungsanträgen machen kann, über die am 21. abgestimmt wird. (Wer eben nur Bahnhof verstanden hat, guckt am besten mal in den Wegweiser durch das Brüsseler Labyrinth).
Wie mächtig Daten und wie wichtig guter Datenschutz ist, zeigt uns ein gewisser Edward Snowden ja gerade auf die harte Tour. Die Datenschutzverordnung kann geheimdienstliche Überwachung nicht verhindern. Sie kann aber datenschutzfreundliche Dienste fördern und für Transparenz bei der Datenverarbeitung sowie eine verbesserte Rechtsdurchsetzung gegenüber den Datensammel-Unternehmen sorgen. Mitmachen lohnt sich also. Ende September sind Freedom Not Fear-Tage in Brüssel und dann wird die Kampagne zur EU-Datenschutzverordnung wohl auch wieder richtig anlaufen. E-Mails an Abgeordnete schreiben, kann man aber immer.
Das wichtigste ist, nicht den Kopf in den Sand zu stecken und bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Zähen zu zeigen bzw. Widerstand zu organisieren.