Die Deutsche Telekom wird ab 2016 eine Drosselung in ihre Internettarife aufnehmen. Wenn man als Nutzer ein bestimmtes Datenvolumen verbraucht hat, wird einem der Anschluss auf 2 Mbit/s herunter gedrosselt. Der Aufschrei war erst einmal groß. Beklagt wurde, dass mit diesen 2 Mbit/s, heute und besonders im Jahr 2016, selbst normales Surfen zur Qual wird. Was dabei gerne vergessen wird: Immer noch gibt es eine Menge Menschen, welche bereits heute überhaupt keinen schnelleren Internetanschluss als mit 2 Mbit/s haben. Besonders in ländlichen Regionen Deutschlands ist schlicht keine schnellere Geschwindigkeit verfügbar. Diese Problematik haben sich Konrad Lischka und Ole Reißmann von Spiegel-Online genauer angeschaut und eine Reportage zu dem Thema veröffentlicht.
Besonders im Vergleich mit anderen Ländern schneidet Deutschland nicht gut ab. So hatten im Jahr 2012 nur 8,8% aller Nutzer einen Anschluss mit mehr als 10 Mbit/s. Einerseits ist das wenig, wenn man bedenkt das Angela Merkel erst 2009 versprochen hat, dass bis zum Jahr 2014 75% aller Internetnutzer die Möglichkeit auf eine Anbindung mit 50 Mbit/s haben sollen. Andererseits ist diese Zahl aber auch im Vergleich zu anderen Ländern sehr gering.
Deutschland liegt zwar vor Frankreich und Italien, aber eben auch hinter Ländern wie Tschechien, Rumänien und Polen, welche nicht als solche Wirtschaftsstandorte wie Deutschland bekannt sind. Doch nicht nur im Anteil an Breitbandschlüssen, sondern auch in der durchschnittlichen Bandbreite liegt Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern zurück.
Der Durchschnitt von 6 Mbit/s liegt sogar noch unter dem Durchschnitt der USA mit 7,5 Mbit/s. Das ist ernüchternd, da die USA anders als Deutschland ein Flächenland mit viel mehr ländlichen Regionen sind.
Die beiden Autoren sehen das Hauptproblem für die nur durchschnittlichen Ergebnisse Deutschlands zu einem Großteil im schleppenden Ausbau des Glasfasernetzes. Dabei seien die Voraussetzungen besonders in Städten und bevölkerungsreichen Gegenden sehr wohl vorhanden. Doch besonders dort wo es auch jetzt schon keine schnellen Internetzugänge gäbe, ist auch der Ausbau der Glasfasernetze nicht lohnenswert. Trotzdem ist das Glasfasernetz in anderen Ländern, besonders in Skandinavien und in verschiedenen osteuropäischen Ländern, erheblich besser ausgebaut als in Deutschland – trotz gleicher oder gar schlechterer Voraussetzungen.
Besonders die beim Ausbau der Netze führenden Staaten Schweden und Lettland haben erheblich schlechtere Voraussetzungen beim Ausbau ihrer Glasfasernetze als Deutschland, wie folgende Karte veranschaulicht.
Das Fazit der Autoren:
Der Ausbau ist bisher unzureichend. Die Zukunftstechnologie Glasfaser ist in Deutschland ein Nischenmarkt. Die Deutsche Telekom darf ihre Kupferleitungen unreguliert als VDSL2 vermarkten, für große Anbieter gibt es wirtschaftlich wenig Anreize, in unwirtschaftliche Gebiete zu investieren. Die entscheidende Frage, um die sich die Regierung bisher drückt: Ist Breitband-Internet ein öffentliches Gut, gehört es zur Daseinsfürsorge?
Wir möchten diese Frage mit einem entschiedenen „Ja“ beantworten und fordern die Regierung zum Handeln auf.
Die vollständige Reportage mit vielen weiteren Aspekten und Grafiken zu dem Thema ist hier bei Spiegel-Online zu finden.
O die Niederlande auf Platz Zwei, waren das nicht die mit dem schlechten netzneutralen Internet?
Interessanterweise sind es nicht nur die ländlichen Regionen, sondern auch besonders dicht besiedelte Städte, die Probleme machen können. Ich musste in Berlin-Neukölln bis Herbst 2012 mit einer 3,5-MBit-Leitung leben, weil faktisch nichts schnelleres verfügbar war. Zwar gab es laut Anbieter-Karten schnelle Anschlüsse, auf Nachfrage stellte sich aber immer raus, das sie für maximal 2 oder 4 MBit garantieren wollten. (Inzwischen habe ich nominell 16, effektiv 10.)
Der Hintergrund: In urbanen Teilen einer Stadt haben praktisch sämtliche Bewohner eines Hauses (= 30 oder mehr Parteien) einen Anschluss – da hinkt die Bandbreite hinter der Nutzung her, bzw. es müssen Leitungen von weiter entfernten DSLAMs geroutet werden, mit entsprechenden Übertragungsverlusten.
Die entscheidende Frage, um die sich die Regierung bisher drückt: Ist Breitband-Internet ein öffentliches Gut, gehört es zur Daseinsfürsorge?
Wir möchten diese Frage mit einem entschiedenen “Ja” beantworten und fordern die Regierung zum Handeln auf.
Wollt ihr das nur bis zur Regulierung treiben oder ist euer Endziel die Widerverstaatlichung der Kommunikation?
Ich würde mich dafür aussprechen. Die Leitungen und die technik selber wieder in staatshand zu geben, um dafür zu sorgen das es eine neutrale instanz gibt die an alle ISPs gleichermasen beliefert. finanziert durch eine art Maut für die DATEN-Autobahn der ISPs. Das sich diese maut auf den Kunden schläg glaube ich nicht, die Telekom gibs dann nicht mehr und die jetztigen andern ISPs müssen eh schon an die Telekom zahlen
Das klingt erschreckend bis unrealistisch, dass nur 8,8% aller Internetnutzer (in Dtl.) DSL 16000 oder mehr haben sollen. (DSL 16000 = 16Mbit/s (nominell)).
Nö, eigentlich nicht. Wir haben ganz bewusst nach einem Haus gesucht, wo mehr als 2 MBit verfügbar ist, weil wir beide das Internet auch beruflich nutzen und darauf angewiesen sind, dass es auch bei 3 Personen flüssig läuft. 90 % aller Häuser fielen bei diesem Punkt schon durch und kamen daher nicht mehr in Frage. Unrealistisch ist das definitiv nicht.
Und genau deshalb, ist diese Drossel-Aktion der Telekom ja so eine Farce.
Mal abgesehen davon dass das Problem nur in den Köpfen der Telekom existiert – würden wir endlich mal unsere netze ausbauen hätte auch kein mensch irgendwelche probleme mit „langsamen internet“.
Das hat mich auch bei dieser Bundestags-Anhörung so aufgeregt. „Wenn mein Sohn Youtube schaut kann ich nicht über Skype Telefonieren, darum muss das von der T-Com doch priorisiert werden!“ – Nein! Der Nutzer hat jetzt schon alle möglichkeiten sowas selber zu machen.
In Berlin Pankow bekomme ich seit Jahren auch nur 6 MBit und das auch nur exklusiv von der Telekom, da kein anderer Anbieter hier DSL anbieten kann/will.
Es ist völlig klar, daß die politischen „Eliten“ von der Thematik soviel Ahnung haben, wie die Kuh vom Eier legen.
Sonst würden Sie das Thema zur Chefsache machen und ganz klar eine Agenda 2020 ausrufen „100Mbit in jedes Haus“!
Wie inzwischen bekannt sein dürfte, leben wir im Jahr 2013!!!
Das wir noch mit Kupfer u.ä., teils Jahrzente altem Schrott, zurechtkommen müssen, ist ein Scandal sondersgleichen.
Es gibt wenige löbliche Ausnahmen, wie z.B. die Firma Symbox, die in den Neubaugebieten hier in Speyer mit Glasfaser bis in die Keller fährt. Dort kommt alles, ob TV, Tel. oder Internet auf diese Weise rein.
Dort sind 10.000 Kbit das Minimum, gemessen 11.500!
Für ein paar Euro mehr gibt es bis zu (stabil) 100.000 kbit!
So muß es funktionieren und nicht anders.
Statt dessen streiten sich die Telekommunikationsfirmen darum, wer Kabelanbieter, die nur eine Baumstruktur und CU-Kabel liegen haben, werden wird.
Es gibt im Grunde nur einen Weg, das Netz muß zurück in die Hände einer genossenschaftlichen und bürgereigenen Unternehmung, die dann mit Steuermilliarden die (superschnellen) Netze betreibt und von der alle anderen Anbieter das Netz zu gleichen Konditionen mieten.
Dann hat sich das Thema Drosselkomm ein für alle mal erledigt…
Was nutzt mir eine Leitung mit 16MBits die ich auch am Wochenende beruflich nutze, wenn nur 1MBit durchgeht, weil zu viele Leute Filme, Onlinespiele streamen oder runterladen.
Der Bottleneck (Flaschenhals) ist die Infrastruktur bei den Providern die einfach nicht mehr Daten mit dem vorhandenen Rechnern verarbeiten können. Der weitere Ausbau kostet viel Geld.
Wer Unmengen an Daten aus dem Netz zieht sollte dafür bezahlen oder gebremst werden.
Offensichtlich gibt es immer noch eine Menge Leute, die Werbung für Information halten und den Marketingverspreche(r)n der Firmen glauben – anders ist die unrealistische Erwartungshaltung in puncto Bandbreite wohl kaum zu erklären.
Denken vergessen? Nur noch spielen im Kopf? „Brot und Spiele“, wie im alten Rom? Mehr nicht mehr nötig?
Wer braucht denn wirklich online-streaming? Radio verstehe ich noch, aber TV und Filme? Warum nicht herunterladen und dann ansehen? Da ist es doch wurscht, ob der Film in 20 oder 50 Minuten da ist, oder?
Man kann doch seinen Tagesablauf planen…
Oh ja, sorry, ich vergaß: Freiheit – machen können was man will – jetzt gleich und in vollem Maße – wenn es im richtigen Leben schon nicht klappt, dann wenigstens in der virtuellen Welt – geht’s noch?
Sind wir schon so weit?
Ein Aspekt der meiner Ansicht nach nicht oder nicht ausreichend beleuchtet wurde, ist die Nachfrage. Wenn nur 8,8 Prozent der Nutzer einen Anschluss mit mehr als 10Mbit haben, dann stellt sich auch die Frage, will oder kann der Rest nicht auch solche Anschlüsse haben? Wenn bei spiegel online zu sehen ist, dass fast 60 Prozent der Galsfaseranschlüsse inaktiv sind, könnte man fast meinen, dass der Markt noch nicht reif ist. Ich will die Situation beim Breitbandausbau jetzt bei Leibe nicht schönreden, aber zum Teil sehe ich für mich keinen Mehrwert mir einen schnelleren Anschluss zu höheren Kosten zuzulegen. Vielleicht sehen das andere ja ähnlich, was einen Teil der Zahlen erklären könnte. Und noch mal, ich denke auch, dass noch viel beim Ausbau gemacht werden muss!! Aber medienwirksamer Alarmismus klingt in der Spiegelreportage trotzdem mit.