Creative Commons definiert strategische Ziele

cover-cc-futureCreative Commons, die Organisation hinter dem gleichnamigen Set an alternativen Urheberrechtslizenzen, hat gestern nicht nur einen Rückblick auf das vergangene Jahr veröffentlicht, sondern auch ein Strategie-Dokument mit dem Titel „The Future of Creative Commons“ (PDF, 2,7 MB). Auf 20 Seiten werden darin zuerst noch einmal die grundlegenden Ideen und das Konzept der Creative-Commons-Lizenzen erklärt, bevor dann fünf strategische Ziele genauer ausgeführt werden:

  1. Steward the Global Commons: Creative Commons versteht sich als eine Art „Treuhänder“ jener digitalen Allmende („Commons“), die durch die Verwendung ihrer Lizenzen entsteht bzw. entstehen soll. Zu dieser Rolle gehören die kürzlich abgeschlossene Aktualisierung der Creative-Commons-Lizenzen, deren Version 4.0 kurz vor der Fertigstellung steht, sowie die allgemeine Aufklärungs- und Informationsarbeit. Erwähnt wird auch das Ziel, Interoperabilität von verschiedenen Lizenzen sicherzustellen – ein Problem, das durch den modularen Aufbau von Creative Commons teilweise überhaupt erst entsteht. So konnte man sich beispielsweise im Zuge des Versionierungsprozesses nicht dazu durchringen, sich von dem restriktiven Modul „keine Veränderung“ („NoDerivatives“, ND) zu verabschieden.
  2. Develop innovative Products: Aufbauend auf den Lizenzen plant Creative Commons die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Konkret soll die Interaktion zwischen Verwendern von Creative-Commons-Lizenzen untereinander vereinfacht werden. Ansonsten bleibt dieser Punkt aber schwammig und ob mit „Produkten“ auch ein „Geschäftsmodell“ einher gehen soll, wird zwar nicht dar-, unter Punkt 5 aber durchaus nahegelegt (siehe unten).
  3. Strengthen the Affiliate Network: Zur Anpassung seiner Lizenzen an lokale Rechtsordnungen hat Creative Commons in den ersten 10 Jahren seiner Existenz ein weltumspannendes Netzwerk aus über 100 Partnerorganisationen aufgebaut. Bislang wurden diese jedoch abseits der Lizenzanpassung kaum unterstützt, blieb das Potential des Netzwerks größtenteils unausgeschöpft. Hier gelobt Creative Commons Besserung, gemeinsam mit den Partnern soll eine „breitere Netzwerk-Strategie“ erarbeitet werden.
  4. Increase Platform Use: Als besondere Zielgruppe für eine stärkere Verbreitung von Creative Commons werden Plattformanbieter ausgemacht. Während Dienste wie YouTube oder Flickr beim Upload die Möglichkeit einräumen, Inhalte unter (zumindest: ausgewählte) Creative-Commons-Lizenzen zu stellen, fehlt eine solche Option bislang auf Plattformen wie Facebook und dessen Fotodienst Instagram (Für letzteres gibt es aber zumindest einen Workaround: i-am-cc.org). Wie das Beispiel des YouTube-Editors zeigt, wo über 4 Millionen Creative-Commons-lizenzierte Videos als Remix-Material zur Verfügung stehen, kann gerade auf Plattformen die Verwendung freier Lizenzen zu einem Feature werden.
  5. Ensure Sustainability: Für die Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung soll im Laufe der nächsten zwei Jahren ein langfristiges Erlösmodell („revenue model“) entwickelt werden. Wie schon beim Ziel der Produktentwicklung bleibt es hier bei vagen Andeutungen. So heißt es weiter unten, dass zusätzlich zum bisher verfolgten Spendensammeln eine „tiefgehende Untersuchung von sozialen Geschäftsmodellen und potentiellen neuen Erlösquellen“ erfolgen soll.

Trotz der wachsenden Verbreitung und Akzeptanz in einzelnen Feldern wie zum Beispiel offene Lernunterlagen tut sich Creative Commons immer noch schwer, in den Mainstream vorzudringen. Die fehlende Möglichkeit Fotos auf Facebook unter Creative Commons zu veröffentlichen ist der beste Beleg dafür. Wie unter Punkt 4 vorgesehen, gezielt Plattformbetreiber zu adressieren, scheint also auf jeden Fall sinnvoll.

Bei anderen Zielen drohen hingegen Zielkonflikte: So könnte eine zu starke Orientierung hin auf Geschäftsmodelle die Glaubwürdigkeit von Creative Commons als neutralem und unabhängigen Lizenz-Steward untergraben – was wohl auch einer der Gründe dafür ist, dass dieser Punkt sehr vorsichtig formuliert ist.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

0 Ergänzungen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.