Mobilfunkanbieter in Großbritannien zensieren Internet

In Großbritannien gibt es mit der Internet Watch Foundation (IWF) schon seit 1996 eine Internet-Zensur-Infrastruktur, die „criminal online content“ aus dem Netz verbannen soll und dabei auch einige Skandale produziert hat.

Seit letztem Jahr steht zusätzlich die Forderung im Raum die dortigen Internetanschlüsse kindgerecht anzubieten – sprich automatisiert gewaltätige und pornographische Inhalte zu blockieren, die an sich legal sind.

Einige Mobilfunkanbieter in Großbritannien, darunter Vodafone, O2, T-Mobile und Orange, setzen eine ähnliche Filtertechnik bereits standardmäßig ein. Unter den blockiertern Seiten fanden sich aber nicht nur Seiten mit gewaltätigen und pornographischen Inhalten, sondern beispielsweise auch die Seite des Anonymisierungsdienstes Tor, der digital-rights NGO La Quadrature du Net, mehrere Foren u.a. zu Computerspielen oder Fahrradtouren, einige Software- und Technik-Seiten, die Seite einer rechtslastigen Partei, sowie mehrere anti-feministische Blogs.

Die NGO Open Rights Group (ORG) sammelt auf der Internetseite www.blocked.org.uk Seiten die offensichtlich weder gewaltätig noch pornographisch sind und dennoch blockiert werden. Eine erste Auflistung der blockierten Seiten findet sich hier.

8 Ergänzungen

  1. An und für sich eine gute Idee. Jedoch werden oftmals bei solchen Zensuren nicht nur die Interessen der Allgemeinheit sondern irgendwelche anderen Interessen vertreten. Eigentlich schade.

  2. Ich sage auch mal HALLO……
    Derartige Ideen werden grundsätzlich missbraucht um das Internet zu filtern und zu kontrollieren.
    Die Regierungen spielen doch erst die Probleme hoch, siehe Pädophile und Terroristen, damit das Volk nach Regelungen und Kontrolle schreit.

    So, wie es derzeit mit dem Urheberschutz gemacht wird um das Thema zu polarisieren.

  3. Ich weiß schon, dass Großbrittanien wichtig in Europa ist. Aber statt meistens über die Engländer zu berichten, könnte auch Netzpolitik diese Nachricht weitersagen : http://politiquedunetz.sploing.fr/2012/05/internetwahl-in-frankreich-proteste-gegen-die-intransparenz/

    700 000 Französen wählen dank eines Blackboxes. Es scheint mir, dass es nicht komplett anekdotisch ist. Und Medien in Frankreich haben vielleicht viel mehr drüber berichtet als die Medien in England über eine noch weitere Zensur vom Netz…

    Man könnte auch bemerken, dass die Funknetzwerke auch in Frankreich gefiltert werden. Oder dass Amesys hat mit Libyen genauso wie Siemens mit Syrien gehandelt.

    Aber es wird nicht so viel drüber gesprochen. Ist Fr so unwichtig ?

    Danke sehr für ihre Aufmerksamkeit ! Paul Neitse

    1. hallo, da du mein follower bist (den ich sehr schätze, weil ich überblick sie noch alle…:)) fiel mir deine account-sperrung auf. was mich etwas besorgt, weil du dich gegen zensur engagierst. und dann so etwas???
      wäre nett, wenn du mir kurz antwortest, was passiert ist – vielleicht wars ja auch nur ein fehler von twitter – und hoffe, dass du bald wieder in der twittersphäre agierst und wieder mein geschätzter follower wirst :)
      alles schöne à munich – und hoffentlich bis bald wieder in „unserer“ twitter- und polit-spähre.
      gruss
      pirat francis aus berlin (der auch ein wenig bilingue ist :))

  4. ps. wie ich sehe, sind andere accounts mit denen du twittertest auch blockiert/suspendet (@sekond @jerryweyer usf) – zur reaktivierung, heisst es, kontakt mit support aufnehmen.

  5. Hallo

    ich bin ja gerade in Neuseeland, und kann hier sehr schön beobachten
    wie Internet-Zensur funktioniert. Hier sind die ISPs verpflichtet zu
    filtern. Aber jeder filtert ein bisschen anders, und niemand weiss
    genau wer wofür verantwortlich ist.

    Das Problem das daraus folgt: Jeder filtert was anderes, und jeder
    versucht die Verantwortung für eine irrtümliche Sperre von sich zu
    weisen.

    Ein Beispiel: Im Nationalmuseum Te Papa in Wellington gibt’s freies
    WiFi. Schön. An einem einzigen Tag bin ich auf zwei gesperrte Seiten
    gestossen, logbuch-netzpolitik.de [1] und eine Kampagne von den Grünen
    [2], siehe Screenshots vom 20. April 2012. Begründung war beide Male
    Porn.

    Der interessante Punkt ist aber wie man damit umgehen soll. Ich hatte
    mich erstmal an den Infopunkt in der Lobby des Museums gewandt. Die
    Leute die da stehen haben natürlich keine Ahnung vom Netz an sich: Sie
    wollten wissen ob Google mein Internetprovider ist, oder ob ich über
    Facebook oder Internet Explorer reingehe. Wenn ich aus Deutschland
    komme, würde wohl mein ISP dort verantwortlich sein. Und: Te Papa
    stellt WiFi zur Verfügung, aber kein Internet, deswegen hamse damit
    auch nix zu tun.

    Das mag jetzt witzig klingen, aber das ist genau das Problem: Wenn man
    mit Zensur konfrontiert ist wird man wohl immer zuerst einen
    Ansprechpartner haben, der hauptberuflich eben kein Netzwerkingenieur
    ist, sondern eben Museumswärter, oder Sicherheitsfuzzi, oder
    Pressetussi, oder Jurist.

    Wenn man da weiterkommen will, muss man sich insofern durchsetzen,
    dass man den Leuten klar macht dass der Fehler nicht bei einem selber
    liegt. Bei dem vorhandenen Wissen über Netze ist das schlicht nicht
    möglich, und es dauert auch nicht lange bis man hört: Dann ist da halt
    Porn auf den Seiten, nicht gerade leise, andere Leute fangen an zu
    gucken. Das fördert nicht die Diskussionskultur.

    Schliesslich rufen sie doch einen Techniker. Der hat auch ganz
    vernünftige Ansichten, ist aber letzten Endes Befehlämpfänger. Und
    das Management? Nachdem Tech Liberty [3] nachgefragt hatte, hat Te
    Papa den filter wohl angepasst. Da hatte ich Wellington schon
    verlassen.

    Als User hat man wohl kaum den Nerv das jedes Mal durchzuexerzieren,
    man gibt auf. Und was wäre mit sensibleren Inhalten? Wer will dem
    Museumswärter erklären wieso er jetzt dringend auf diese Seite über
    Anal-Ausschlag zugreifen muss? In aller Öffentlichkeit?

    Sorry, aber Filtern ist nicht ansatzweise eine gute Idee!

    Stefan

    ____________________
    [1] http://stefan-klinger.de/CkT9kU6YtTtQY/te_papa/logbuch-netzpolitik.de/screenshot.png
    [2] http://stefan-klinger.de/CkT9kU6YtTtQY/te_papa/nichtmeineministerin.gruene-berlin.de/screenshot.png
    [3] http://techliberty.org.nz/te-papa-internet-censorship/

  6. Hallo,

    bin gerade aus UK zurückgekehrt. Als ich angekommen war, hatte ich mir ein SIM-Karte von T-Mobile/Orange besorgt. Und da ist mir aufgefallen das alle Seiten die etwas mit Alkohol zu tun haben erst mal geblockt werden und man auf eine Registrierungsseteite umgeleitet wird, wo man bitte seine Kreditkartendaten angeben sollte.

    Wollte mich nur über Preise von verschiedenen Sorten an Whisky informieren ohne gleich Kreditkartendaten zu hinterlassen, war aber nicht möglich.

    Da merkt man ziemlich schnell wie unangenehm es ist wenn Kontent geblockt/gefiltert wird.

    Gruß RIcardo

    1. Alter Hut. Diese Technologien werden schon seit Jahren eingesetzt. Habe meinen account schon vor ueber 4 Jahren entsperren muessen und damals war sogar Flickr gesperrt weil auf Flickr ja auch mal ein paar Bilder mit nackigen Leuten vorkommen sollen. Von allen mit Alkohol verbundenen Seiten ganz zu schweigen.

      Wieso da heute noch eine Schlagzeile im Boulevard-Stil draus wird erschliesst sich mir allerdings nicht ganz.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.