Heute ist der offizielle Veröffentlichungstermin von „Die digitale Gesellschaft – Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage“. Das Buch hab ich zusammen mit Falk Lüke geschrieben, es ist im Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv) erschienen und kostet im Handel 14,99 Euro. Seit heute gibt es auch verschiedene E-Book-Versionen (epub / PDF / Kindle – jeweils 12,99 Euro). Lustigerweise war die Printausgabe schneller auf dem Markt und die Digitalversionen mussten auf den offiziellen Veröffentlichungstag warten.
Auszüge gibt es bei Spiegel-Online („Songs aus dem Netz: Wie die Musikbranche zum Internetgegner wurde.“) und hier im Blog („Politiker und ihr Umgang mit dem Netz“) zu lesen. Erste Rezensionen gibt es von dpa („Aufgeschreckt von digitaler Bürgerschaft: Die Politik und das Netz“), Märkische Allgemeine („Das politische Buch: Argumente für die Netzdebatte“) und WDR5 („Papier, um Digitales zu verstehen“).
Da es einige wiederkehrende Fragen zum Buch gab, habe ich hier mal eine kleine FAQ angefangen. Damit ich künftig immer nur noch drauf verlinken muss.
Warum ein Buch?
Es gab für uns viele Gründe, ein Buch zu schreiben. Einer davon war, dass uns ein Buch in deutscher Sprache fehlte, was wir unseren Eltern geben konnten und was das beschreibt, womit wir uns beschäftigen: Einen allgemein verständlichen Einstieg und Überblick über die vielen Netzpolitik-Debatten zu geben, die erst allmählich zu einer gesellschaftlichen Debatte werden. Also haben wir es selbst geschrieben. Einerseits unsere Eltern im Blick, aber natürlich auch netzpolitik.org – Leser_innen, die mal ohne den tagesaktuellen Bezug einen Überblick haben möchten. Ein anderer wichtiger Grund war: Ich bin mit Büchern aufgewachsen, kaufe mir immer noch mindestens eines (meist mehr) pro Woche und wollte schon immer mal ein Buch mit meinem Namen drauf im Regal stehen haben. Das kann ich jetzt als Lebensziel abhaken. Quasi kurz vor Schluß, wer weiß, wie lange Bücher noch gedruckt werden.
Worum geht es?
Wie schon geschrieben, geht es um die verschiedenen großen Konfliktfelder der Netzpolitik. Wir haben viele kleine Unterkapitel, um die Aufmerksamkeit der Leser_innen nicht zu überstrapazieren. Es bleibt also ausreichend Zeit, nach jedem Kapitel mal kurz die Timeline zu checken um zu sehen, ob man was verpasst hat. Die großen Kapitel sind aber:
„Menschen und Maschinen“
„Freiheit und Sicherheit“
„Wissen und Macht“
„Wirtschaft als globales Netz im Netz“
„Neue und alte Öffentlichkeit“
„Gemeinsam in die Gesellschaft von morgen?“
„Warum Netzpolitik alle etwas angeht“
Warum mit einem Verlag und nicht unter einer freien Lizenz kostenlos im Netz?
Wir haben uns bewusst für einen Verlag entschieden, weil wir ein Buch machen wollten, was nicht nur Internetbewoner erreicht, sondern auch oder vor allem diejenigen, die nicht jeden Tag hier mitlesen. Und die haben in der Regel noch keine eBook-Reader, lesen auch noch nicht Bücher wie wir auf dem Smartphone, sondern kaufen die in der Regel noch traditionell in der Buchhandlung. Auf Papier. Also fiel Print-on-Demand aus dem Raster, weil das nicht in der Buchhandlung steht. Auch haben wir noch nie ein Buch geschrieben und haben deshalb gerne auf die Dienstleistungen eines Verlages zurückgegriffen, die wir sonst nicht so einfach bekommen hätten: Lektorat, Druck, Vorschuss und Betreuung. Jemand kümmert sich drum, dass unsere Texte lesbarer wurden, jemand kümmert sich drum, dass die Bücher gedruckt und an Multiplikatoren und Buchhandlungen versendet werden und wir bekamen Geld dafür, das Buch zu schreiben. Klar hätten wir das alles selbst machen können, aber die gesparte Zeit hab ich lieber in dieses Blog gesteckt und der Markt steht vor so großen Veränderungen, so dass man es in den kommenden Jahren einfacher mit neuen Wegen hat als noch heute.
Das heißt nicht, dass ich nicht mehr unter freien Lizenzen publiziere, alleine in diesem Blog sind es bis zum jetzigen Zeitpunkt rund 9.000 Artikel unter einer CC-Lizenz veröffentlicht. Insgesamt sind wir froh, dass wir an einen guten Verlag gekommen sind und unsere Erfahrungen sind positiv. Da hatten wir wohl Glück, geht ja nicht allen so. Vielleicht schreib ich nochmal ein Buch und mach es dann ganz anders.
Warum mit DRM?
Die meisten Verlage machen es leider noch bei ihren eBooks. Unsere Verhandlungsposition war auch leider nicht so großartig, dass ausgerechnet bei uns drauf verzichtet würde. Dafür haben wir im Buch ausführlich beschrieben, warum DRM Unsinn ist. Vielleicht liest das ja jemand und lernt daraus. Wenn DRM stört, bleibt noch das gedruckte Buch. Das wähle ich auch noch selber wenn ich Bücher kaufe.
Seid ihr reich geworden?
Schön wärs. Uns wurde gesagt, dass man mit mehr Internetpessimismus viel mehr Bücher verkaufen könnte. Aber uns fehlte der Inhalt für „Das Internet schafft sich ab“. Falk brauchte als freier Journalist den Vorschuss, um Zeit fürs Schreiben zu organisieren. Und ich hab den größten Anteil meines Vorschusses dem Digitale Gesellschaft e.V. gespendet. Also für einen guten Zweck. Der Rest geht vielleicht für Steuern drauf.
Wird es eine Lesereise geben?
Eine Lesereise haben wir nicht geplant. Aber schon einige Einladungen zum Vorlesen bekommen. Und wir machen sicherlich demnächst nochmal einen Lese-Event in Berlin und vielleicht auch mal eine Live-Lesung im Netz.
Haben es Deine Eltern verstanden?
Zumindest ein Elternteil hat schon die Hälfte gelesen und versicherte mir, den Inhalt auch verstanden zu haben. Ich hab es aber noch nicht ausgetestet.
Warum gibt es eine Facebook-Seite?
Viele Bücher erhalten eine Website, das finden wir etwas übertrieben. Vor allem, weil wir uns in unseren Blogs ja eh schon über die Themen des Buches austoben. Die Facebook- und die G+-Seite sind eher für die Leute, die sich wirklich nur für Rund-ums-Buch-interessieren und keine Netzpolitik-Leserkommentare lesen wollen. Oder beides gut finden.
Das ja bekanntlich fast ganz genau so flexibel durchsuch-, analysier- und verlink-bar ist, wie ein digitales Dokument ohne DRM. ;)
@erlehmann: Wie, kannst Du Dir nicht merken, auf welcher Seite was geschrieben war?
Ist tatsächlich schwierig für mich. Aber Spaß beiseite und ohne auf konkrete Beispiele einzugehen: Das Argument ist schwach, weil DRM ja gerade darauf abzielt, die Nachteile physischer Exemplare auch den virtuellen Kopien anzuheften.
Gut, marginale Unterschiede gibt es: Ein physisches Buch kann anonym erworben, nicht so gut aus der Ferne gelöscht werden und die DRM-Variante wiegt etwas weniger. Nachteile gegenüber DRM-losen Dateien haben aber beide. Stichwort Volltextsuche.
„Wir haben nichts Besseres raushandeln können“ reicht übrigens durchaus als Begründung; die Bewertung „etwas ist besser als nichts“ ist ja legitim. Störend bleibt DRM trotzdem – Nutzer müssen proprietäre Software verwenden oder durch brennende Dateiformat-Umwandel-Reifen springen, wenn sie es lesen wollen.
Ich nehme mal an Dir ist klar, dass das Amazon DRM (zum Glück) ein schlechter Witz ist. Man installiert sich ein (plattformunabhängiges) Plugin für die calibre Ebook-Software und schon kann man seine Bücher beim übertragen in Richtung PC quasi on-the-fly befreien.
Solange das der Fall ist habe ich zumindest mit dem DRM von Amazon keine Probleme. Ich werd es also trotzdem kaufen :)
Sven
@Sven Geggus: Stimmt, und zumindest das Umgehen ist nicht strafbar, sonder durch eine Bagatellklausel gedeckt. Ich hoffe trotzdem, dass zukünftig mal auf DRM verzichtet wird.
@Sven: ja, ist uns durchaus bewusst. Aber gerade für „Nora Normalnutzer“ ist das noch etwas zu komplex…
Die Plugins für Calibre helfen auch gegen Adobe DRM (PDF/EPUB).
Alternativ ist in dem Komplettpacket für Mac OS X auch ein Skript, auf das per drag&drop die Dateien gezogen werden. Einige Shopdaten werden automatisch gefunden, sonst einmal die Daten eingeben (Kindle, Barnes & Noble, Adobe DRM) und es sollte funktionieren. Natürlich nur für selbst gekaufte ebooks. Es wird ja auch nicht geknackt, sondern entschlüsselt. Den Schlüssel hat der Käufer ja.
Für Windows sind auch Standalone-Sachen dabei, die habe ich aber nicht ausprobiert.
Damit fehlt nur Apple iTunes DRM, auch dafür gibt es eine Lösung, die allerdings zum Laden TOR erfordert.
Der Rest ist inzwischen relativ einfach zu installieren und benutzen, auch für technische Laien. Kann sein, das es wenig dazu auf deutsch gibt, dann sind gute Englisch-Kentnisse notwendig.
Puh, und ich dachte schon, ich hätte jetzt vorige Woche am Berliner Hauptbahnhof eine „Raubkopie“ gekauft! Noch mal Glück gehabt :-)
Zudem hatte ich vorher noch eine andere Kritik gelesen:
http://lumma.de/2012/05/24/markus-und-falk-schreiben-uber-das-internetz/
Zwei Bemerkungen habe ich noch:
Wie Lumma meine ich auch, dass Bilder fehlen. Das ist mühsam sich durch linearen Text durchzuarbeiten.
Dann ist mir aufgefallen, dass die Baustelle E-Government da vollständig fehlt. 20 % der werktätigen Bevölkerung arbeiten in diesem Bereich der sich aktiv von der Außenwelt in einer Trutzburg abschottet durch Qual-Signatur, neuen Personalausweis, Bezahl-DE-Mail und demnächst vielleicht auch noch durch E-Government-Gesetz. Details in
http://wk-blog.wolfgang-ksoll.de/2012/02/26/e-government-in-der-trutzburg-das-rheingold/
Habt Ihr das noch nicht auf dem Radar oder musstet Ihr einfach auch die Fülle kürzen?
Schön fand ich die Dönekes aus der Früherzeit. Z.B. die Anekdote von Jost Stollmann. Statt eines Motivators haben wir den wegbeißenden Lafontaine bekommen, der dann ob der vielen Kriege, die der grüne Joschka Fischer dringend brauchte (um nachher den Beraterjob bei Madame Albright zu bekommen), selber geflüchtet ist. Das ist einer der vielen Einzelgründe, die uns erheblich zurückgeworfen haben. Wir könnten längst weiter sein, wenn die Politik uns nicht so viele Ablenkungsmanöver aufzwängen würde, wie Ursula von der Leyen, die ihr angebliches Engagement gegen Kinderpornografie nur dazu brauchte, um im Altersheimen auf Stimmenfang zu gehen. Was ja geklappt hat. Nach der Wahl hat das Zugangserschwerungsgesetz kein Mensch mehr gebraucht. Es wurde einfach ersatzlos gestrichen: Wahl gewonnen mit armseliger Propaganda gegen das Internet.
Dann viel Spaß bei der Lektüre.
eGovernment haben wir etwas drin und wenn wir mehr Platz gehabt hätten, wäre auch mehr zum Thema geschrieben worden. Falls wir mal einen zweiten Teil schreiben sollten mit allen Themen, die jetzt keinen ausreichenden Platz gefunden haben, ist das natürlich dabei.
Hm schade. „Alles über Wikipedia“ steht unter CC-BY-SA in jeder Buchhandlung. Und damit ist DRM von vornherein ausgeschlossen. DRM selbst zu produzieren und dann darüber zu wettern klingt für mich unglaubwürdig, auch wenn ich die Argumentation nachvollziehen kann.
Ich denke, es handelt sich um eine formal-inhaltliche Text-Text-Schere: Der resultierende Text passt nicht zu sich selbst.
Ich halte diese Gleichsetzung von «freier Lizenz» und «kostenlos» für falsch – freie Lizenzen sind IMHO keine Synonym für Kostenlosigkeit.
So sehe ich das auch. Ein Verkauf vom PDF oder eBook unter freier Lizenz hier auf der Seite im Vergleich zur nervigen Gängelung von Amazon… naja.
Ich versuche, deutsche ebooks immer woanders zu kaufen, wegen der Buchpreisbindung. Mal Thalia (ok, ist auch ein grosser Laden), Libri, Libreka, Pubbles, Lulu. Libreka hatte es nicht, Libri bot es mir in mehreren Formaten an, und es steht dabei, das DRM enthalten ist. Dort habe ich es dann als EPUB gekauft.
Neulich hatte ich die Wahl, EPUB ohne DRM zu kaufen, also musste ich mich bei noch einem Shop anmelden. Aber das wollte ich gerne unterstützen, vor allem da das Buch woanders nur mit DRM zu haben war.
Soweit ich das beurteilen kann, sind es die Verlage/Publisher, die uns gängeln. Amazon hat kein Problem damit, ebooks ohne DRM zu verteilen.
DRM, das ist schon mal wirklich schade, aber andererseits hätte ich es wenn dann wohl eh eher als Buch geholt.
Was mich aber wundert ist das diese DRM verschandelte pdf gerade mal zwei Euro günstiger ist, denn das Buch. Kostet die Printversion wirklich nur zwei Euro mehr oder haben wir da dann wieder die Preisdifferenz welche das Onlinekaufen von digitalen Werken so unbeliebt macht? (ich weiß es wirklich nicht ;) )
weiss man, warum die e-version fast genausoviel kostet wie die printausgabe?
@golda meir: Ich vermute mal, dass das was mit der Buchpreisbindung zu tun hat.
Die meisten Ebooks sind tatsächlich günstiger, als die Print-Versionen.
Natürlich versucht ein Autor eines erfolgreichen Buches mit gesicherter Nachfrage, mehr Gewinn zu erzielen.
Was Buchpreisbindung im Online-Berech angeht, kenne ich mich leider nicht aus.