Im spanischen Parlament steht diese Woche ein ziemlich scharfes Netzsperrengesetz zur abschließenden Abstimmung an (siehe auch BoingBoing). Dem Vernehmen nach ist es weitgehend aus den USA diktiert worden und das soll sich auch in den cables von Wikileaks wiederfinden. Spanische Netzaktivisten sind einigermaßen sicher, dass sich das Gesetz zu Fall bringen lässt, indem die Einflussnahme von außen publik gemacht wird. Bekanntlich hat zwar die El Pais die Wikileaks-Daten vorab erhalten und ausgewertet, von den relevanten cables mit dem Kürzel „KIPR“ allerdings erst rund ein Zehntel veröffentlicht. Es geht das Gerücht, dass das nur die weniger brisanten cables sind und die El Pais bewusst auf Zeit spielt, weil sie den regierenden Sozialisten nahe steht und zur PRISA-Gruppe gehört, Spaniens größtem Medienkonzern.
Daher gebe ich hiermit folgende Bitte der spanischen Netzaktivisten weiter: Falls jemand der Mitlesenden Zugriff auf die kompletten Wikileaks-Daten hat und in der Lage ist, diejenigen rauszufiltern, die etwas zu „KIPR“ enthalten, möge er/sie/es das bitte tun und das Ergebnis in gängigem Dateiformat verschickbar machen (der Einfachheit halber dann kurz mit mir in Verbindung setzen, siehe zB Kontaktseite von creativecommons.de). Interessant sind dabei offenbar nicht nur cables an Spanien, sondern auch solche an andere spanischsprachige Länder, bei denen teilweise dasselbe Kürzel für die entsprechenden Gesetze verwendet wird. Aus Chile wurde auch schon um Hilfe gebeten.
[Disclaimer: Warum jeweils der Zugriff auf alle Wikileaks-Daten bzw. eine Auswertung an der El Pais vorbei so schwierig ist, kann ich mangels direktem Umgang mit den Wikileaks-Daten nicht beurteilen. Ich halte die Anfragen dennoch für wichtig.]
Die Fremdherrschaft der USA über Europa muss endlich beendet werden. Dank Wikileaks wird das auch in Deutschland Gottseidank immer mehr menschen bewusst.
KIPR ist in 1564 Dateien enthalten.
Du findest die passenden Spiegel unter:
http://wikimirrors.piratskapartija.com/
Die frische Stellungnahme von Amazon: http://aws.amazon.com/message/65348/
@final reality
Es bringt ja nichts wenn du sagst das KIRP in 1564 Dateien enthalten ist und dann auf Mirrors linkst die nur 931 Cables zugänglich machen…
Ich verstehe nicht warum wikileaks nicht einfach alle cables frei gibt. Was soll der scheiß? Mediengeilheit?
Zur selektiven Filterung der Wikileaks-Depeschen gibt es einen ganz interessanten Artikel:
Der WikiLeaks-Flop
Online-Projekt überlässt die häppchenweise Veröffentlichung den etablierten Leitmedien
http://amerika21.de/analyse/17626/der-wikileaks-flop
So so, Amazon macht sich Sorgen um das Wohlergehen der Menschheit? Darum darf WikiLeaks keine Dokumente über die Amazon- Infrastruktur veröffentlichen, die Ihnen nicht gehören und die Menschen in Gefahr bringen könnten. Soweit sind die AGB’s von Amazon durchaus zu verstehen und das Vorgehen ist prinzipiell gerechtfertigt. Wäre es da nicht plausibel, wenn Amazon gleichsam konsequent ihre selbst erstellten Regeln(AGB’s) auch in allen Unternehmensbereichen so massiv durchsetzen würde? Ich würde beispielsweise mal damit anfangen, Artikel, die in Staaten hergestellt werden, wo nachweislich (aus EU- und USA- Sichtweise) Menschenrechte verletzt werden, aus dem Sortiment streichen. Kleiner Tipp: Suchbegriff „made in China“ in Rubrik „Spielzeug“. Dass durch Spielzeug aus der Volksrepublik nachweislich mehrfach Kleinkinder Gesundheitsschäden davon getragen haben, scheint Amazon weniger problematisch zu sein, als „Diplomatenklatsch“. Es vergeht kein Jahr, wo nicht Erzeugnisse aus China oder anderen (Billigproduktions-)Ländern aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Alle Jahre wieder, kommt nicht das Christuskind, sondern der tödliche Stromschlag aus einer Lichterkette…das Problem mit der Kinderarbeit habe ich nicht einmal angesprochen.
Wie wärs denn mal, wenn man die virtuellen Regale von Amazon nach Artikeln und Dienstleistungen durchwühlt, welche nicht nur gegen die eigenen AGB’s verstossen…?
Nur mal so als weihnachtlicher Gedanke!
Gruß,
tb
@Atrocity
Grundsätzlich „scheint“ das zu stimmen. Die Cables werden nach und nach in die Mirrors eingespielt. Ansonsten wäre es ein Spiel der blanken Ideotie. Technisch betrachtet sind es unzählige Dateien, die über ein vergleichsweise makaberes Spiel zu aufwendig transferiert werden. Das hat mit Mediengeilheit nichts zu tun. Jene, die das Maul am weitesten aufreißen, sie haben den meisten Dreck am Stecken.
Rein logisch enthält die aktuelle Version die KIPR-Einträge.
http://www.scribd.com/Wikileaks-Cablegate-Madrid/d/44719907
Ja, eine Schwachstelle der Wiki-Veröffentlichung kristallisiert sich. Hier ist das Anliegen der Netzgemeinde durchaus zu verstehen und Wikileaks muss schnell handeln.
Weiterhin kann man das Medienhaus aktiv unter Druck setzen: Also alle die des Spanischen oder auch Englischen mächtig sind – teilt der Zeitung Euren Unmut und Eure Sorge mit. Druck machen, ist angesagt!
Das Wikileaks die Infos nur Scheibchenweise rausgibt, liegt wohl daran dass der Versuch alles auf einmal zu veröffentlichen ziemlich in die Hose ging. Wikileaks war im Januar 2010 quasi pleite – daraufhin wurde das Konzept radikal geändert und scheint zu funktionieren (mit obigen Nachteilen). Die Nachteile muss man nun ausmerzen – es ist leider noch kein perfektes System.
Mein Vorschlag zum Ausmerzen: Irgendeinen Kommunikationskanal bieten, um mit entsprechender Begründung bestimmte Auszüge auch außerhalb des „offiziellen“ (sic!) Rausgebezyklus bekommen zu können. Wenn die jeweiligen Partnermedien eine so starke Steuerungsposition bekommen wie hier die El Pais, dann ist die ganze Wikileaks-Idee ad absurdum geführt.
Das wäre eine Möglichkeit. Eine weitere Möglichkeit ist dieses Thema bei den anderen Eingeweihten „Guardian“, „Times“ und „Spiegel“ zu forcieren, um so den Druck von außen zu erhöhen.
Also könnten wir auch dort anstoßen da doch bitte genauer hinzusehen, im Interesse der spanischen Bevölkerung.
@Nomis: Von berufener Seite habe ich erfahren, dass Spiegel, Guardian und Co. jeweils offenbar nur die cables mit Bezug zu ihrem Land bekommen haben.
Es müsste also irgendwer direkt mit Wikileaks Kontakt aufnehmen, sonst bleibt das alles einfach bei El Pais nach deren Gutdünken liegen. Vielleicht kennt ja jemand jemanden in der Spiegel-Redaktion, der mal mit jemandem von Wikileaks sprechen könnte …