Udo Vetter berichtet aus dem täglichen Wahnsinn, der passieren kann, wenn die Provider als Hilfspolizisten herangezogen werden.
Das Bundeskriminalamt hatte die Auskunft verlangt, weil bei “anlassunabhängiger Recherche” die IP-Adresse in einer Tauschbörse aufgefallen war. Über den zugeordneten Rechner standen eine Menge Kinderpornos zum Download bereit. (…) Für den (…) Kunden hatte die Auskunft dramatische Folgen. Hausdurchsuchung, Beschlagnahme des Heim-PCs und des Firmennotebooks, Vernehmung und sicherlich auch einige nicht sehr lustige Gespräche im Familienkreis. Das volle Programm eben, mit all seinen mitunter katastrophalen Folgen.
Das ganze kam nur raus, weil der Datenschutzbeauftrage des Providers sich um die Sache wirklich gekümmert hat. Das ist durchaus nicht Standard.
In seiner Sprache: “Die Prozesse bei der Überprüfung von IP-Adressen liefen nicht optimal. Die operative Einheit hat sich vertan.” Mit anderen Worten: Irgendwo beim Blick ins Firmennetz (es handelte sich um eine Echtzeit-Abfrage), der Dokumentation der Daten oder der Zuordnung zu den Kundenstammdaten ist geschlampt worden.
Brazil ‽
‚Macht nichts‘, dachte der kleine Angestellte, ‚wir sind die Stärkeren.‘ — IMO wird die Exekutive, die die Überwachungsdaten tatsächlich nutzt, ihrerseits viel zu schwach unter Kontrolle gehalten.
Wenn die Zusammenarbeit bei der Vorratsdatenspeicherung genauso gut läuft kann man die ganze Maßnahme so oder so in den Müll werfen. Wäre zumindest eine gute Sache :)
@erlehmann
Hey, an Brazil musste ich spontan auch denken. Buttle, Tuttle, wo ist der Unterschied? Morgen gerät der Nächste unter die Räder der Überwachungsmaschinerie (Frau weg, Job weg, Kinder weg), und keiner wird Notiz davon nehmen.
Im vorliegenden Fall ist ein halbes Jahr ins Land gegangen, bis die Sache aufgeklärt wurde. Sehr unlustige Sache. Aber wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten, oder wie war das noch?