Die Futurezone hat ein kurzes Interview mit dem Wirtschaftswissenschaftler Rishab Aiyer Ghosh, der federführend die EU-Studie zur Förderung von Freier Software geschrieben hat: Open Source für freie Marktwirtschaft.
ORF: Sie schreiben in der Studie, dass die EU die juristischen Grundlagen der Freien Software anerkennen sollte. Steht das Konzept des Gemeinguts nicht im Widerspruch zu jenem der liberalen freien Marktwirtschaft, wie es von der EU gemeinhin vertreten wird?
Ghosh: Die Initiativen für Open Source und Creative Commons zeigen deutlich, dass gemeinschaftliche Entwicklung, Gemeingut und kollaborative Produktion von Wissensgütern klar mit einer liberalen Marktwirtschaft vereinbar sind. Im Gegensatz dazu basiert das Konzept des geistigen Eigentums auf einem staatlich garantierten Monopol, wenngleich dieses beschränkt ist.
Die gegenwärtig laufenden Versuche, die geistigen Eigentumsrechte zu stärken, stehen dem Merkantilismus des 19. Jahrhunderts näher als dem klassischen Liberalismus. Immerhin hat das wichtigste wirtschaftsliberale Blatt, der britische „Economist“, im 19. Jahrhundert Patente als schädlich für den Markt und den freien Welthandel gegeißelt! Eine der wichtigsten Empfehlungen in unserer Studie läuft darauf hinaus, dass die Maßnahmen zum Schutz des geistigen Eigentums nicht gegen das Gemeingut [Commons] eingesetzt werden können. Das Gemeingut ist bisher ohne jede Protektion gewachsen.
Ich bin ja immer etwas irritiert, wenn vermeintlich Liberale Freie Software in die Ecke von Sozialismus und Kommunismus stecken, gleichzeitig mehr und stärkere geistige Eigentumsrechte wollen und dabei mit mehr Wettbewerb argumentieren.
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