TV-Spot: Das Internet ist ein gefährlicher Ort

Über Klicksafe hatte ich schonmal berichtet. Das ist eine Jugendschutz-Aufklärungsplattform, die massiv EU- und Landesgelder bekommen hat und dafür relativ wenig Output liefert. Jetzt gibt es einen TV-Spot, der reisserisch „Bewusstsein“ für die „Gefahren“ im Internet liefern möchte: „Wo ist Klaus?“ Zusammengefasst kann man sagen, dass ängstliche Eltern nach dem Spot denken, im Netz gibt es nur Nazis, Kinderschänder, Gewalt und Frauen (Hier sinnbildlich für Pornographie, aber das merkt man nicht wirklich, ich dachte, die wollen vor Parties warnen).

Die Zeitschrift Werben&Verkaufen preist das Ganze als „Spot des Tages“:

Nazis und Huren sind herzlich willkommen im Spot des Tages
Besonders gastfreundlich ist die Mutter, die im Film der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz für das Internet-Portal Klicksafe.de wirbt. Egal ob Neonazis, Huren oder ein Killer – allen zeigt sie den Weg ins Obergeschoss zu ihrem Sohn. Was im wirklichen Leben nicht passieren würde, lassen Eltern im Internet oft zu: Dass ihre Kinder sich in Gefahr begeben.

Die Pressemitteilung zu dem Spot ist auch interessant, da dort Filtertechnologien bei den Anbietern gefordert werden:

Der Spot richtet sich primär an Eltern und Pädagogen und führt zur website klicksafe.,de, die über Chancen, aber auch Gefahren im Netz informiert. „Ich möchte aber auch deutlich machen,“ betonte Helmes weiter, „dass für die sichere Gestaltung des Internets in erster Linie die Anbieter verantwortlich sind. Sie müssen noch deutlich mehr für den Schutz von Kindern und Jugendlichen tun und Eltern bessere Filtermöglichkeiten zur Verfügung stellen.“

Kommentar im IRC gerade:

„wirklich, wenn das keine werbung _fuer_ das internet war und den spasz den man da haben kann“

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2 Ergänzungen

  1. Merkwürdige Doppelmoral, dass im Spot gesagt wird „Im wirklichen Leben würden Sie Ihre Kinder schützen.“ und dann aber doch Zensur auf Anbieterseite durchgesetzt werden soll.

    Ein Werbespot mit entsprechend passender Analogie (Ausgangssperren, Blockwarte, Überwachung) hätte das deutlich gemacht.

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